Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Maverick Viñales: «Ihr könnt auf mich zählen»

Von Manuel Pecino
«Ihr könnt auf mich zählen.» Das war Maverick Viñales’ Antwort auf die Frage, was beim Jerez-GP von ihm erwartet werden kann. Lesen Sie hier Teil 1 des großen Interviews.

Nach einer langen und verwirrenden Phase scheint Maverick Viñales nun die beste Version seiner selbst wiedergefunden zu haben. Auf dem Circuit of the Americas zeigte sich wieder der Viñales, den wir zu Beginn der letzten Saison sahen, als er drei der ersten fünf Rennen gewann. In einer rätselhaften Metamorphose verwandelte sich dieser brillante Saisonstart bald in ein niederschmetterndes Jahr voller tiefgreifender Frustration.

Es heißt, dass man aus schwierigen Zeiten viel mehr lernt als aus Erfolg. Genau dieser Gedanke war das Erste, worüber ich mit Maverick in Texas sprach. Mit welchen Gedanken endete die letzte Saison für dich? «Naja, das Gefühl, dass nichts einfach ist. Wenn du etwas willst, musst du intensiv dafür arbeiten. Und genau das machen wir.»

Wie würdest du diese schwierigen Monate im letzten Jahr beschreiben?

Es war eine Situation, in der ich nicht die beste Version von mir zeigen konnte. Natürlich versuchst du es, du willst es, aber es gibt immer eine Einschränkung.

Was sorgte für diese Einschränkung? Und war es eine Einschränkung oder ist es noch immer eine?

Es war und ist eine Einschränkung. Das Limit steht in Zusammenhang mit der Elektronik. Schlimmer als der Frust ist, dass ich auf der Strecke nicht hundert Prozent geben kann. Das versuchen wir zu ändern. Die Elektronik muss so verbessert werden, dass ich alles geben kann.

Deine Aussagen in den letzten Monaten waren verwirrend. An einem Tag hast du gesagt ‹Ich habe wieder das Gefühl für das Bike wie zu Beginn 2017», aber am nächsten Tag war das Gegenteil der Fall. Darum werde ich dich nun über alle Komponenten befragen, welche die Resultate beeinflussten.

Ja, perfekt.

Lass uns mit dem Motor beginnen.

In der Vorsaison wurden unterschiedliche Motor-Varianten getestet. Wir hatten mehrere Optionen. Am Ende haben wir den leistungsstärksten ausgewählt. Die andere Spezifikation war sanfter im unteren Drehzahlbereich. Das hätte sicher in gewissen Situationen geholfen, aber uns würde nicht so viel Power zur Verfügung stehen. Wir müssen unseren Motor nun bei niedriger Drehzahl sanfter machen, aber zur selben Zeit noch Nutzen aus der Power ziehen können.

Magst du den Motor, der nun eingesetzt wird?

Ja, ich mag ihn. Vielleicht würde ich aufgrund meines Fahrstils den anderen bevorzugen, aber wenn Yamaha und ich uns für einen Motor entscheiden, dann hat das seine Gründe.

Chassis?

Ich bin glücklich mit dem Chassis. Ich fühle mich wohl damit, auch im Regen. In diesem Bereich befinden wir uns auf einem guten Level.

Elektronik?

In diesem Bereich brauchen wir mehr. Wir müssen vor allem verstehen, wie sie zusammen mit den Reifen funktionieren muss. Die Reifen sind aber völlig anders als im letzten Jahr. Sie haben in der Mitte eine sehr weiche Karkasse, was es uns erlaubt, viel mehr Power zu nutzen. In Argentinien hatten wir beispielsweise keine Power, was uns einige Zehntel über eine Runde kostete.

Die Reifen. Fühlst du dich mit den Michelin-Reifen in diesem Jahr wohl?

Ich bin happy mit ihnen. Es ist klar, dass ich den Vorderreifen viel mehr mochte, den wir zu Beginn der Saison 2017 einsetzten, aber am Ende sind sie für alle gleich. Es gibt keinen anderen Weg, als sich anzupassen und die beste Leistung mit dem Vorhandenen abzuliefern.

Das Team. Bist du zufrieden mit deiner Crew?

Ja, ich bin glücklich. Wir geben alle hundert Prozent. Das Team kann für nichts davon verantwortlich gemacht werden. In jeder Woche geben sie ihr Bestes und versuchen, alles zu verbessern, was in ihrer Macht steht.

Wie sieht es mit der Herangehensweise an die Trainings aus? Es ist schade, wenn du aus der Mitte der Startaufstellung losfahren musst, denn am Ende des Rennens fährst du oft die schnellsten Zeiten.

Das ist klar. Wenn ich vorne starten würde, wäre alles viel einfacher. Ich würde dann sicher um den Sieg kämpfen. Das passierte in etwa beim Austin-GP.

Das heißt, du musst deine Herangehensweise an die Trainings und das Qualifying ändern?

Wir müssen natürlich versuchen, einen guten Ansatz zu finden, um eine bessere Leistung im Qualifying abzuliefern. Wenn du von Platz 10 startest, schadet das sehr. Wenn du ein Rennen gewinnen willst, dann darfst du nicht zu weit hinter dem fünften Startplatz liegen.

Wir haben nun über das Bike, die Reifen, das Team und die Arbeitsweise gesprochen. Nun geht es weiter zum Fahrer. Wie geht es dir?

Naja. Ich denke, ich bin motivierter als je zuvor. Ich will das Ruder herumreißen. In diesem Jahr achte ich sehr darauf, die Fehler der letzten Saison – mental und emotional – nicht zu wiederholen. Ich versuche, etwas stabiler zu sein. Wie ich bereits sagte, versuche ich meine Situation zu ändern und das Bike zu verbessern. Entweder auf meine Weise oder auf eine andere. Hauptsache es funktioniert.

Wie bereitest du dich mental vor?

Ich fange an der Wurzel der Rückschläge an, Manu. Im letzten Jahr wurde ich von allen Seiten getroffen, was dich am Ende aber besser macht. Du denkst dann darüber nach, was du brauchst, um einen kühlen Kopf zu bewahren, dich mit dir selbst wohlzufühlen und motiviert zu bleiben.

Sorgten diese Rückschläge für Zweifel an dir selbst?

Es ist schwer zu reagieren, wenn du Rennen gewonnen hast, auf dem Podest gestanden bist und dann auf einmal nur Neunter wirst. Es ist nicht einfach, das zu verarbeiten. Doch du reagierst zum gegebenen Zeitpunkt und versuchst, auf die Details zu achten, die dir bei einer Steigerung helfen.

Lass uns zum Beginn zurückkehren. Wir können also zusammenfassen, dass der grundlegende Schritt, um wieder konkurrenzfähig zu sein, die Verbesserung der Elektronik ist?

Ja. Das wird am Ende alles in Ordnung bringen. In Argentinien war das Problem beispielsweise die fehlende Power. Egal, wie sehr wir die Maschine ausquetschten und wie hoch unser Kurvenspeed war, wenn das Bike nicht beschleunigt… Es ist ein bisschen frustrierend, dass wir am Ende der Rennen Zeiten fahren, die für einen Sieg reichen würden, aber die Anfangsphase so schwierig ist. Und das liegt einfach an der Elektronik. Ich glaube, dass das Bike auf einem großartigen Level ist, wenn wir die Elektronik verbessern. Dann werden sich die Ergebnisse dauerhaft ändern.

Entschuldige, aber ich verstehe das nicht. Warum mangelte es an Power, wenn ihr für diese Saison den stärksten Motor ausgewählt habt, wie du berichtet hast? Gab es Probleme mit zu hohem Spritverbrauch? Oder war die Elektronik das Problem?

Nein, nein. Im letzten Jahr war es durch die vielen Probleme mit den Reifen schwierig, wenn die Maschine sehr kraftvoll war. Es war nicht einfach, das Vertrauen zu haben, dass der Reifen hält. In Argentinien baute der Hinterreifen aber von der ersten bis zur letzten Runde nicht ab. Nicht einmal ein bisschen. Das bedeutet, dass wir ihn nicht pushen. Wir hatten Sorgen wegen den Geschehnissen des letzten Jahres, darum sorgten wir dafür, dass die Maschine nicht hart beschleunigt und slidet.

Vor dem Texas-GP hättest du noch sagen können, dass deine Saison erst nach dem Jerez-Test richtig beginnt, aber nach dem exzellenten Rennen in Austin bist du wieder vorne dabei. Was können wir von Maverick Viñales beim Jerez-GP erwarten?

Der neue Asphalt bietet viel Grip. Also könnt ihr auf mich zählen. Ich freue mich wirklich sehr auf meinen Heim-GP. Die Unterstützung der Fans wird mich zu Bestleistungen anspornen.

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