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Deutscher GP: Abwechselnd Nürburgring & Sachsenring?

Von Günther Wiesinger
Moto2-Start 2017: Wie sieht die GP-Zukunft in Sachsen aus?

Moto2-Start 2017: Wie sieht die GP-Zukunft in Sachsen aus?

Die SRM GmbH hatte als Sachsenring-GP-Promoter mit der freien Marktwirtschaft ihre liebe Mühe. Jetzt wird nach neuen Lösungen gesucht. In Sachsen wird schon von Insolvenzverschleppung gesprochen.

Nach der Kündigung des Fünf-Jahres-Vertrags durch den ADAC e.V. geht die Sachsenring Rennstrecken Management GmbH (SRM) einer ungewissen Zukunft entgegen. Ihr wurde durch die Vertragsauflösung (nach 2 von 5 Jahren) die Geschäftsgrundlage entzogen.

Ursprünglich war die SRM von den umliegenden Kommunen gegründet worden, um die vom vorherigen GP-Promoter ADAC Sachsen verlangte Ticketsteuer einzuziehen und an die Gemeinden weiterzureichen.

Die SRM nannte in ihrer schwammig formulierte Pressemitteilung keine genauen Gründe für das Desaster. Es wurde festgestellt, man habe alle von der Dorna verlangten Bedingungen erfüllt.

Aber die Dorna ist nicht Vertragspartner der SRM. Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta hat die Namen Wolfgang Streubel (Geschäftsführer der SRM bis zum Herbst 2017) und Nadin Pohlers (die neue Geschäftsführerin und ehemalige SRM-Prokuristin) noch nie gehört.

Deshalb wird das Ansinnen der SRM, jetzt mit der Dorna direkt zu verhandeln, sicher nicht auf fruchtbaren Boden fallen.

Der ADAC e.V. hat die Austragungsrechte für den Motorrad-GP von Deutschland bis inklusive 2021. ADAC-Sportpräsident Hermann Tomczyk entscheidet also gemeinsam mit der Dorna, wo der Grand Prix stattfinden wird und wer künftig als Promoter auftritt.

Es haben sich bereits erste Interessenten gemeldet, auch aus den alten Bundesländern.

Die Dorna will dem ADAC bis Mitte Juli Zeit geben, um Abklärungen zu treffen und eine Entscheidung zu finden.

Es kann im neuen Kalender beim Standort vorläufig auch festgeschrieben werden: TBA, also: «To be announced», wird noch festgelegt. Das war auch beim Schauplatz des British Grand Prix im Vorjahr so, als erst im Oktober Silverstone im Wettstreit gegen Donington Park den Zuschlag erhielt.

Inzwischen steht auch fest, warum es zum endgültigen Zerwürfnis zwischen ADAC und SRM kam. In Mugello war aus Dorna-Kreisen zu hören, der ADAC e.V. habe von der SRM bis 15. Mai eine Bankgarantie für den Grand Prix 2019 in der Höhe von ca. 3,8 Millionen Euro verlangt. Diese konnte nicht pünktlich beigebracht werden. Der ADAC gewährte den Sachsen dann eine Woche Aufschub, die Bürgschaft konnte nicht garantiert werden, also bekam die SRM prompt die Kündigung, von welcher der Grand Prix 2018 allerdings nicht betroffen ist.

Dass sich beim unerfreulichen finanziellen Zustand der SRM GmbH kein leichtsinniger Bankmanager auftreiben ließ, der dieser Gesellschaft bei einem dürftigen Stammkapital von ca. 125.000 Euro eine Bürgschaft über 3,8 Mio zur Verfügung stellen wollte, leuchtet ein.

Und nach der Vertragsauflösung wird sich die angespannte finanzielle Situation der SRM GmbH in absehbarer Zeit nicht bessern.

Jetzt wurden sogar Tribünenkarten für die T2 bei Kurve 1 für 30 Euro verramscht. «Jedes Ticket zählt», stellte die in Bedrängnis geratene SRM-Chef Nadin Pohlers fest. Aber so wird der normale Ticketverkauf stark beeinträchtigt, die Stammkunden werden für dumm verkauft und verärgert.

Wolfgang Streubel hat das sinkende Schiff verlassen.

Aber irgendwer wird den Kopf für die jahrelange Misswirtschaft hinhalten müssen.

Momentan deutet viel darauf hin, dass ADAC und Dorna auf eine Lösung hinarbeiten, die den Deutschland-GP abwechselnd ein Jahr auf dem Sachsenring und im anderen Jahr auf dem Nürburgring beherbergen wird.

So ein Konzept gab es in Deutschland schon viele Jahre lang in den 1970er-, 1980er- und 1990er-Jahren, damals wurde zwischen Hockenheimring und Nürburgring abgewechselt. Auch in Ländern wie in Italien gab es beim Grand Prix Phasen, in denen zwischen Monza, Imola, Mugello und Misano gewechselt wurde.

Safety-Officer Franco Uncini hat den Nürburgring für die Dorna und FIM Ende August 2017 inspiziert, seine Umbau-Konzepte liegen in der Schublade.

Welchen Promoter und welchen sportlichen Ausrichter der ADAC e.V. in München als Inhaber der deutschen GP-Rechte 2019 und nachher beauftragen wird, ist offen.

Eventuell wird 2019 auf dem Sachsenring gefahren, wenn die Umbauten des Nürburgrings nicht rechtzeitig bewältigt werden können.

«Künftig wie früher zwei deutsche Schauplätze abwechselnd zu haben, ist unsere bevorzugte Lösung», erklärte ein Dorna-Funktionär in Mugello.

SRM: Insolvenzverschleppung?

Der ADAC organisiert etliche Rennserien wie die ADAC GT Masters selbst und könnte auch selbst als Motorrad-GP-Promoter auftreten, was in der Vergangenheit schon oft geschehen ist.

Aber auf dem Sachsenring will sich momentan kein Veranstalter die Finger verbrennen. Die Kosten sind zu hoch, es sind zu viele Parteien involviert: ADAC Sachsen, Pro Sachsenring, AMC Sachsenring bis zum Verkehrssicherheitszentrum und so weiter. Die hohen Betriebskosten auf der einzigen nicht permanenten Rennstrecke im GP-Kalender erlauben keinen wirtschaftlichen und kostendeckenden GP-Betrieb, zumal der ADAC gegenüber der Dorna nach 2016 auf eine Erhöhung der GP-Gebühr von 3 auf 4 Millionen Euro einwilligte.

2017 wurden 900.000 Euro Verlust erwirtschaftet.

Auf die Verantwortlichen der Sachsenring Rennstrecken Management GmbH (SRM) könnte Unheil zukommen.

Denn beim Grand Prix 2016 wurde ein geringer Gewinn ausgewiesen, der aber nicht einmal ansatzweise die Verluste der Vorjahre decken konnte. 2017 kam dann für die SRM GmbH das bittere Ende mit einer knappen weiteren Million Verlust.

Übrigens: Bereits 2013 bestanden bei der SRM Verbindlichkeiten in der Höhe von 1,2 Millionen Euro. In einem seriös geführten Unternehmen hätte man längst Insolvenz anmelden müssen.

Jedenfalls ist die SRM seit Jahren finanziell schwer angeschlagen. Nach dem mutmasslichen Ende des GP-Abenteuers herrscht Totengräberstimmung.

Trotzdem der tristen Voraussetzungen willte die SRM nach 2016 in einen neuen Vertrag mit dem ADAC e.V. ein, der jeder betriebswirtschaftlichen Überlegung spottete und tatsächlich in das inzwischen bekannte Desaster mündete.

Eines steht fest: Wenn der Sachsenring weiter Schauplatz des deutschen Motorrad-GP bleiben soll, womöglich alternierend mit dem Nürburgring, müssen in Hohenstein-Ernstthal die Kosten gesenkt und eine professionellere Basis für einen wirtschaftlichen Erfolg gelegt werden. Es müssen alle bisherigen Profiteure Abstriche in Kauf nehmen. Sonst ist das GP-Kalb für immer und ewig geschlachtet.

Es muss ein Konzept vorgelegt werden, wie man mehr Fans aus den alten Bundesländern, aus Tschechien, Österreich und der Schweiz nach Sachsen locken kann.

Die Kritik der zahlenden Kunden muss ernst genommen werden. Da geht es auch um die extremen Preiserhöhungen für 2017, die zum drittschlechtesten Publikumsaufmarsch seit 1998 geführt haben.

Die SRM stellte vor dem Grand Prix 2017 eine Milchmädchenrechnung auf: Wenn die Preise im Schnitt um 35 Prozent erhöht werden, kann ein Viertel weniger Zuschauer kommen, die Einnahmen steigen trotzdem.

Aber der Wirt hat in diesem Fall die Rechnung ohne seine zahlenden Gäste gemacht.

In Assen kosten manche Tribünenkarten weniger als ein Stehplatz in Sachsen. Und die Atmosphäre ist in den Niederlanden auch nicht die schlechteste.

Bedenklich: Die Sachsenring Rennstrecken Management GmbH (SRM) hat die Bilanz für das Geschäftsjahr 2017 noch nicht hinterlegt. Stichtag wäre der 1. März gewesen, ist aus Sachsen zu hören.

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