Claudio Domenicali: «Motorsport für uns sehr wichtig»

Von Günther Wiesinger
Ducati-CEO Claudio Domenicali hofft, für die MotoGP-WM 2019 das beste Paket der letzten Jahre zu haben. Und er betont: «Der Rennsport ist sehr relevant für unsere Marke.»

Claudio Domenicali, CEO der Ducati Motor Holding, ist in Borgo Panigale nicht nur für das Kerngeschäft, also den Motorradverkauft zuständig, sondern er ist auch Geschäftsführer von Ducati Corse, also Chef von Renndirektor und General Manager Gigi Dall’Igna. Als Geschäftsmann freut er sich, das Experiment mit dem teuren Jorge Lorenzo (25 Millionen Euro in zwei Jahren) beendet zu haben, außerdem freut er sich über den Zustrom von Geldgebern. Philip Morris International (PMI) tritt jetzt mit dem Projekt «Mission winnow» als Hauptsponsor auf, nach der Saison 2007 musste Marlboro als PMI-Marke von den Desmosedici wegen des Tabakwerbeverbots verschwinden, aber die Millionen flossen weiter, «below the line»-Marketing nennte sich diese Methode. Heute spricht PMI davon, man arbeite mit 400 Forschern im «R&D Cube» in Neuchatel an einer rauchfreien Zukunft.

«Wir wollen die gesamte Tabakindustrie umwandeln», wurde bei der Ducati-Teamvorstellung von Miroslaw Zielinski angekündigt, der bei PMI als President Science and Innovation tätig ist. Für 13 Milliarden US-Dollar hat PMI schon mal 35 Prozent am umstrittenen E-Zigarettenhersteller «JUUL» gekauft.

Claudio Domenicali freut sich auf das schlagkräftige neue Fahrerduo mit Dovizioso und Petrucci. Die Frage, ob Ducati 2019 bessere Titelchancen vorfindet als 2018 und 2017, will der Italiener vorläufig nicht beantworten. «Denn vorher müssen wir den Level der Kontrahenten herausfinden. Denn in der MotoGP geht es darum, auf der Rennstrecke schneller zu sein als die Gegner. Ich kann aber sagen, dass 2018 das letzte Jahr eines kontinuierlichen Fortschritts war, der 2013 begann. Seither haben wir uns jedes Jahr verbessert. Der Wert unseres Pakets, der Wert unsere Mitarbeiter, die Quälität der Zusammenarbeit zwischen den Fahrern und den Ingenieuren in der Firma, alles ist gesteigert und optimiert worden. Wir haben eine positive Entwicklung hinter uns, die sich 2018 und in diesem Winter fortgesetzt hat. Gigi kann Diagramme zeigen, die unsere Verbesserungen deutlich machen, auch bei der GP19 im Vergleich zum Vorjahresmodell. Wir sind also überzeugt, dass wir einen weiteren Schritt nach vorne gemacht haben. Ist es das stärkste Paket, was wir je hatten? Schwer zu sagen. Aber unsere Ingenieure haben die Fähigkeit bewiesen, Problem lösen zu können. Unser MotoGP-Motorrad war 2018 fast auf jeder Rennstrecke schnell. Das war bis dahin kein typisches Merkmal der Desmosedici, denn wir hatten in der Vergangenheit immer wieder Strecken, die uns Kopfzerbrechen gemacht haben, auf anderen waren wir super stark. Die vergangenen Saison war die erste in den letzten Jahren, in der wir fast überall konkurrenzfähig waren. Aber jetzt müssen wir herausfinden, wie sich die Kontrahenten seit dem November verbessert haben. Wir kämpfen als relativ kleiner Hersteller gegen Giganten. Trotzdem haben wir respektable Ergebnisse erreicht. Jetzt wollen wir die ersten Rennen der Saison abwarten, bevor wir über unsere Chancen urteilen.»

Ducati wurde 2012 von der Volkswagen Group gekauft und ist seither Teil der Audi Group, wie auch Lamborghini. Erstmals wirbt Audi Sport auf den MotoGP-Bikes, auch auf den Teamuniformen ist das Audi-Logo zu sehen. Audi wollte bei Ducati bereits 2015 einen MotoGP-Titel sehen, das aufwändige Sportengagement von Ducati steht permanent auf dem Prüfstand, denn der VW Konzern musste wegen der Diesel-Affäre viele Budgets kürzen. VW kehrte der Rallye-WM den Rücken, Audi zog sich sogar von den 24h von Le Mans zurück.

Domenicali betont deshalb gerne, dass die MotoGP- und Superbike-WM eine lehrreiche Plattform für die Entwickler der Serienmaschine darstellen. «Ducati ist weltweit eine besondere, eine einzigartige Firma», meint Domenicali. «Man kann sich ja anschauen, wie sehr sich die GP19 und unser neues Superbike V4R ähneln. Wir können uns glücklich schätzen, denn bei unserer Marke geht es um leistungsstarke Motorräder. Wir behaupten: Unser Markenkern besteht aus Style, Raffinesse und Performance. Wir lernen also im Rennsport viel, was wir in die Serie transferieren können. Im Racing geht es um kontinuierliche Verbesserungen auf einem unbekannten Terrain. Wenn du ein Serienmotorrad entwickelst, kannst du von den Konkurrenten lernen. Du kannst diese Bikes kaufen, zerlegen, alles ausmessen, studieren, es gibt Bücher, die Technologie ist auf gewisse Art und Weise bekannt. Im Racing kannst du von niemanden etwas abschauen. Denn du hast wenige direkte Gegner. Alle Geheimnisse werden streng gehütet. Du musst also deine eigenen Methoden für die Weiterentwicklung kreieren, uns diese Methoden sind unglaublich hilfreich für die Serie.»

«Wir beschäftigen in unserer Rennabteilung Ducati Corse 150 Techniker. Sie forschen jeden Tag, sie trennen das Schlechte vom Guten. Und wir pflegen ein sehr enges Verhältnis zwischen den Leuten aus der Production-Abteilung und den Spezialisten aus dem Racing Departement. Das ist sehr positiv. Wir nähren und pflegen diese Zusammenarbeit, wir kümmern uns um einen personellen Austausch in den beiden Abteilungen. Wir schicken Serien-Techniker zu Ducati Corse und umgekehrt. Wir haben System für den Austausch von Informationen, das kann auch ganz nebenbei passieren, bei einem Gespräch an der Kaffeemaschine oder in der Kantine. Dadurch bringen wir unsere Fähigkeiten in der Entwicklung neuer Technologien auf Weltklasse-Niveau. Das ist unglaublich wichtig in einer Welt, in der es viele Firmen gibt, die Produkte entwickeln. Wenn du deine Marke langfristig an der Spitze halten willst, musst du sehr stark und sehr fit sein.»

«Aber neben dem technischen Aspekt geht es im Rennsport auch um das Marken-Image. Wir haben den Bekanntheitsgrad von Ducati in China und in Indien zum Beispiel sehr deutlich erhöht», versicherte Domenicali. «Mit unseren überschaubaren Marketing-Budget hätten wir das nie zustande gebracht. Hier helfen uns die Rennerfolge sehr stark. Die Motorsport-Beteiligung ist für Ducati sehr relevant und wichtig. Und sie ist ein sehr wertvoller Bestandteil von dem, was Ducati darstellt.»

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