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WM-Mission von Ducati: 17 Podestplätze reichen nicht

Von Nora Lantschner
Andrea Dovizioso beim Jerez-Test im November

Andrea Dovizioso beim Jerez-Test im November

In zwei Tagen stellt sich das Ducati-Werksteam für die MotoGP-Saison 2020 offiziell vor: Andrea Dovizioso und Danilo Petrucci werden in Bologna ihr neues Arbeitsgerät enthüllen – das Ziel ist aber seit 2007 unverändert.

2020 ist ein wegweisendes Jahr im Ducati-Lager, auch weil die Verträge der Top-Stars allesamt am Ende der Saison auslaufen – und der Hersteller aus Borgo Panigale endlich den ersehnten zweiten MotoGP-Titel holen will. 2019 musste sich Andrea Dovizioso zum dritten Mal in Folge mit dem ungeliebten Titel des Vizeweltmeisters zufriedengeben – gegen einen Marc Márquez (Honda) in Bestform halfen dem 33-jährigen Italiener auch der dicke «Mission Winnow»-Schriftzug und eine persönliche Bestmarke von 269 WM-Punkten nicht.

Der Neuzugang im Ducati-Werksteam, Danilo Petrucci, strauchelte in der zweiten Saisonhälfte: In den ersten neun Grand Prix landete Petrucci immer in den Top-6. In dieser Phase sammelte er 121 Punkte – inklusive drei Podestplätzen und dem emotionalen ersten MotoGP-Sieg beim Heimrennen in Mugello. In der zweiten Saisonhälfte schaffte es «Petrux» dann allerdings nicht mehr in die Top-6: In zehn Rennen kam er auf gerade einmal 55 Punkte – damit rutschte er vom dritten auf den sechsten WM-Rang ab.

Mit nur drei Siegen lagen die Roten in der Endabrechnung deutlich unter der Erfolgsquote von 2018, als «Dovi» und sein damaliger Teamkollege Jorge Lorenzo für sieben Siege gesorgt hatten. Dass in der letztjährigen MotoGP-Saison trotzdem 17 Mal eine GP19 in den Top-3 landete, hat Ducati Pramac-Fahrer Jack Miller zu verdanken, der dem Kundenteam fünf Podestplätze bescherte. Damit übertraf der 25-jährige Australier die alte Bestmarke seines Vorgängers: «Petrux» schaffte es mit der Pramac-Ducati 2017 vier Mal auf das Podium.

«Einerseits war es eine positive Saison, denn wir haben die höchste Anzahl an Podestplätzen für Ducati in einer Saison erreicht – abgesehen von 2007, als wir mit Casey Stoner die Weltmeisterschaft gewonnen haben. Ich glaube, das Motorrad hat gezeigt, dass es auf hohem Level konkurrenzfähig ist. Es stimmt aber auch, dass Marc Márquez die Weltmeisterschaft schon einige Rennen vor Schluss für sich entschieden hat. Wir können deshalb klarerweise nicht ganz glücklich sein», lautete die Bilanz von Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti nach der 17. MotoGP-Saison des italienischen Werksteams.

Die Anfänge in der MotoGP-WM: Auf Anhieb erfolgreich

Mit der Viertakt-Ära begann auch die MotoGP-Geschichte von Ducati: Beim Italien-GP 2002 stellte der Hersteller aus Borgo Panigale seinen MotoGP-Prototyp vor. Für die erste Saison in der «premier class» setzte Ducati 2003 auf Troy Bayliss, der dem italienischen Werk 2001 den Superbike-WM-Titel beschert hatte, und den dreifachen Weltmeister Loris Capirossi (1990 und 1991 in der 125er-, 1998 in der 250er-Klasse).

Die Erfolge ließen nicht lange auf sich warten: Capirossi sorgte beim Saisonauftakt in Suzuka als Dritter für den ersten Podestplatz. Beim Barcelona-GP landete der Italiener ganz vorne und bescherte Ducati im sechsten Rennen den ersten Sieg. In der WM-Wertung belegte er am Ende Rang 4, sein australischer Teamkollege Rang 6. Zusammen fuhren sie im ersten Jahr neun Podestplätze für Ducati heraus.

Seither ist viel passiert – von Casey Stoners überragender Saison auf dem Weg zum Weltmeistertitel über die gescheiterte «himmlische Ehe» mit Superstar Valentino Rossi bis hin zum Abschied von Jorge Lorenzo.

Stoner ist zweifellos der erfolgreichste Ducati-Pilot in der bisherigen MotoGP-Geschichte: Der Australier holte nicht nur den bisher einzigen WM-Titel für den italienischen Hersteller, auch an die 23 GP-Siege kam noch keiner heran – zehn davon holte er allein in seiner Weltmeistersaison 2007. Lange Zeit schien es so, als wäre er der einzige Fahrer, der auf dem eigenwilligen Motorrad gewinnen konnte. Als er sich nach der Saison 2010 zu Repsol Honda verabschiedete, musste Ducati sechs Jahre warten, bis Andrea Iannone beim Österreich-GP 2016 wieder ein Sieg gelang. Für den Italiener blieb es bei diesem einen Erfolg.

Dazwischen lagen harte Jahre: Als Valentino Rossi 2011 in das Ducati-Werksteam kam, waren die Hoffnungen nicht nur in Italien groß. Doch aus einem italienischen Dream-Team wurde nichts – nur drei Podestplätze waren nach zwei Jahren, in denen nicht nur am Aluminium-Rahmen experimentiert wurde, das ernüchternde Ergebnis.

2013 folgte dann das schwärzeste Ducati-Jahr in der MotoGP-WM: Die ausbleibenden Erfolge – kein einziger Podestplatz in der ganzen Saison – sorgten unter anderem dafür, dass Ende des Jahres Gigi Dall’Igna als neuer General Manager von Ducati Corse verpflichtet wurde, um Ducati wieder auf die Siegerstraße zu führen. Die Ergebnisse sollten ihm Recht geben – das ganz große Ziel, nach 2007 einen zweiten MotoGP-Titel nach Borgo Panigale zu holen, verfolgt er bislang aber vergeblich.

Daran änderte auch 25-Millionen-Mann Jorge Lorenzo nichts, der sich nach einem schwierigen Start in seinem zweiten Jahr auf der Desmosedici zwar noch in die Liste der Ducati-Siegfahrer eintrug, anschließend aber zu Repsol Honda wechselte und seine Karriere dort frühzeitig beendete.

Die Ducati-Wunschliste für 2020

Seit 2018 ist Andrea Dovizioso in der Ducati-Bestenliste auf Platz 2 zu finden. Mit 13 Siegen liegt er aber immer noch deutlich hinter Stoner. «Dovi» und Neuzugang Danilo Petrucci gelang es 2019 zwar insgesamt dreimal (Katar, Mugello, Spielberg), Marc Márquez im Finish zu besiegen, der Titelkampf war aber schon in Buriram frühzeitig entschieden.

Ducati muss also weiter warten – und arbeiten.

«Wir hatten in einigen Rennen ein bisschen Pech, da war es nicht unsere Schuld. Aber am Ende kämpft Marc in jedem Rennen um den Sieg. Er ist der einzige Fahrer, der dazu in der Lage ist. Wenn wir um den WM-Titel kämpfen wollen, müssen wir etwas mehr tun, als wir bisher gemacht haben», forderte Dovi.

Mehr Speed in der Kurvenmitte steht auf der Wunschliste des Ducati-Hoffnungsträger ganz oben. Das neue Chassis bewertete er nach den Testfahrten Ende November als interessant: «Es war ein anderer Schritt als die, die wir in der Vergangenheit gemacht haben, was sehr wichtig für uns ist.»

Das weiß auch Ciabatti: «Wir hatten 2019 in einigen Punkten einen Vorteil, vor allem beim Topspeed. Wir konnten aber auch sehen, dass Honda die Lücke geschlossen hat. Es gibt immer noch Aspekte, in denen wir uns mehr verbessern müssen als in anderen Bereichen. Unsere Ingenieure arbeiten aber in jeglicher Hinsicht am Motorrad. Natürlich, wenn wir das Turning ein bisschen mehr verbessern können, wäre das sehr willkommen», gab er das Ziel für die GP20 vor, die am Donnerstagabend enthüllt wird.

Übrigens: 2020 schickt Ducati erstmals vier aktuelle Rennmaschinen ins Rennen – denn im Kundenteam von Pramac wird neben Jack Miller auch Francesco Bagnaia das neueste Material erhalten. Mit Spannung erwartet wird auch die Performance von Johann Zarco, der bei Avintia Ducati neben Tito Rabat eine GP19 steuern wird.

Die Erfolge des Ducati-MotoGP-Werksteams seit 2003

2003: Neun Podestplätze (1x Sieg, 2x zweiter Platz, 6x dritter Platz)
Loris Capirossi WM-Rang 4 mit 177 Punkten
Troy Bayliss WM-Rang 6 mit 128 Punkten

2004: Zwei Podestplätze (2x dritter Platz)
Loris Capirossi WM-Rang 9 mit 117 Punkten
Troy Bayliss WM-Rang 14 mit 71 Punkten

2005: Vier Podestplätze (2x Sieg, 1x zweiter Platz, 1x dritter Platz)
Loris Capirossi WM-Rang 6 mit 157 Punkten
Carlos Checa WM-Rang 9 mit 138 Punkten

2006: Neun Podestplätze (4x Sieg: Troy Bayliss siegte als Ersatzfahrer in Valencia, 4x
zweiter Platz, 1x dritter Platz)
Loris Capirossi WM-Rang 3 mit 229 Punkten
Sete Gibernau WM-Rang 13 mit 95 Punkten

2007: 18 Podestplätze (11x Sieg, 4x zweiter Platz, 3x dritter Platz)
Casey Stoner Weltmeister mit 367 Punkten
Loris Capirossi WM-Rang 7 mit 166 Punkten

2008: Elf Podestplätze (6x Sieg, 3x zweiter Platz, 2x dritter Platz)
Casey Stoner WM-Rang 2 mit 280 Punkten
Marco Melandri WM-Rang 17 mit 51 Punkten

2009: Neun Podestplätze (4x Sieg, 1x zweiter Platz, 4x dritter Platz)
Casey Stoner WM-Rang 4 mit 220 Punkten
Nicky Hayden WM-Rang 13 mit 104 Punkten

2010: Zehn Podestplätze (3x Sieg, 2x zweiter Platz, 5x dritter Platz)
Casey Stoner WM-Rang 4 mit 225 Punkten
Nicky Hayden WM-Rang 7 mit 163 Punkten

2011: Zwei Podestplätze (2x dritter Platz)
Valentino Rossi WM-Rang 7 mit 139 Punkten
Nicky Hayden WM-Rang 8 mit 132 Punkten

2012: Zwei Podestplätze (2x zweiter Platz)
Valentino Rossi WM-Rang 6 mit 163 Punkten
Nicky Hayden WM-Rang 9 mit 122 Punkten

2013: Kein Podestplatz
Andrea Dovizioso WM-Rang 8 mit 140 Punkten
Nicky Hayden WM-Rang 9 mit 126 Punkten

2014: Drei Podestplätze (1x zweiter Platz, 2x dritter Platz)
Andrea Dovizioso WM-Rang 5 mit 187 Punkten
Cal Crutchlow WM-Rang 13 mit 74 Punkten

2015: Neun Podestplätze (5x zweiter Platz, 4x dritter Platz)
Andrea Iannone WM-Rang 5 mit 188 Punkten
Andrea Dovizioso WM-Rang 7 mit 162 Punkten

2016: Zehn Podestplätze (2x erster Platz, 3x zweiter Platz, 5x dritter Platz)
Andrea Dovizioso WM-Rang 5 mit 171 Punkten
Andrea Iannone WM-Rang 9 mit 112 Punkten

2017: 15 Podestplätze (6x erster Platz, 4x zweiter Platz, 5x dritter Platz)
Andrea Dovizioso WM-Rang 2 mit 261 Punkten
Jorge Lorenzo WM-Rang 7 mit 137 Punkten

2018: 13 Podestplätze (7x erster Platz, 4x zweiter Platz, 2x dritter Platz)
Andrea Dovizioso WM-Rang 2 mit 245 Punkten
Jorge Lorenzo WM-Rang 9 mit 134 Punkten

2019: 12 Podestplätze (3x erster Platz, 3x zweiter Platz, 6x dritter Platz)
Andrea Dovizioso WM-Rang 2 mit 269 Punkten
Danilo Petrucci WM-Rang 6 mit 176 Punkten

49 MotoGP-Siege

Casey Stoner: 23 Siege (2007: Doha, Istanbul, Shanghai, Barcelona, Donington Park, Laguna Seca, Brünn, Misano, Phillip Island, Sepang; 2008: Doha, Donington Park, Assen, Sachsenring, Phillip Island, Valencia; 2009: Doha, Mugello, Phillip Island, Sepang; 2010: Aragón, Motegi, Phillip Island)

Andrea Dovizioso: 13 Siege (2016: Sepang; 2017: Mugello, Barcelona, Spielberg, Silverstone, Motegi, Sepang; 2018: Doha, Brünn, Misano, Valencia: 2019: Doha, Spielberg)

Loris Capirossi: sieben Siege (2003: Barcelona; 2005: Motegi, Sepang; 2006: Jerez, Brünn, Motegi; 2007: Motegi)

Jorge Lorenzo: drei Siege (2018: Mugello, Barcelona, Spielberg)

Troy Bayliss: 1 Sieg (2006: Valencia)

Andrea Iannone: 1 Sieg (2016: Spielberg)

Danilo Petrucci: 1 Sieg (2019: Mugello)

Pramac-Ducati: 15 Podestplätze

2007: Alex Barros (Mugello)
2008: Toni Elias (Brünn und Misano)
2015: Danilo Petrucci (Silverstone)
2016: Scott Redding (Assen)
2017: Danilo Petrucci (Mugello, Assen, Misano, Motegi)
2018: Danilo Petrucci (Le Mans)
2019: Jack Miller (Austin, Brünn, Aragón, Phillip Island, Valencia)

Avintia-Ducati: Seit den letzten fünf Rennen 2014, kein Podestplatz
Aspar-Ducati: 2016 bis 2018, kein Podestplatz

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