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Massimo Rivola (Aprilia): «Probleme werden kommen»

Von Simon Patterson
Aleix Espargaró auf der RS-GP für die MotoGP-Saison 2020: Auf der Verkleidung sind die Aprilia-Mitarbeiter verewigt

Aleix Espargaró auf der RS-GP für die MotoGP-Saison 2020: Auf der Verkleidung sind die Aprilia-Mitarbeiter verewigt

Massimo Rivola beschreibt den emotionalen Moment, als Aleix Espargaró erstmals auf der neuen RS-GP 20 saß. Gleichzeitig bremst der Aprilia-Rennchef seine Speerspitze ein, denn vor allem der Motor steht noch am Anfang.

Aleix Espargaró zeigte sich beim Sepang-Test von der neuen RS-GP 20 beeindruckt und landete auf Rang 10, sein Rückstand auf die Bestzeit von Fabio Quartararo (Petronas Yamaha) betrug nur 0,345 Sekunden. Testfahrer Bradley Smith lobte die Ingenieure in Noale ebenfalls. Aprilia-Rennchef Massimo Rivola will aber trotz des positiven Debüts nicht in Euphorie verfallen.

«Es sieht gut aus, aber wir müssen mit beiden Beinen auf dem Boden bleiben», fasste Rivola zusammen. «Das Bike ist ganz klar ein großer Schritt und ich bin sehr glücklich, dass Aleix das Motorrad mag. Es war ziemlich emotional zu sehen, wie er nach den ersten zwei Runden fast mit Tränen in den Augen an die Box zurückkam und meinte: ‚Endlich!‘»

«Das Beste ist, dass die Leute in Noale sich richtig reingehängt haben, nicht nur im Winter, sondern auch im Sommer, um den Motor und alles zu designen – und der Weg ist immer noch lang», bekräftige der Aprilia-Racing-CEO. «Deshalb sage ich, die Basis ist gut, es ist sicher ein großer Schritt, aber wir müssen es nur als Startpunkt sehen. Ein guter Ausgangspunkt, denn wir glauben, wenn wir noch einen Schritt machen, können wir mit den anderen kämpfen. Und vielleicht können wir auf einigen Strecken schon sehr konkurrenzfähig sein.»

In welchen Bereichen muss dieser Schritt erfolgen? «Wenn man bedenkt, dass wir den Motor erstmals Mitte Dezember in Betrieb gesetzt haben, dann versteht man schon, dass er noch recht neu ist», schickte Rivola voraus. «Es sieht so aus, als hätten wir im Moment nicht allzu viele Probleme – aber die werden kommen. Das liegt in der Natur der Sache, wenn man auf einem weißen Blatt Papier neu anfängt – dann wirst du Probleme bekommen. Es ist gut, Aleix so motiviert zu sehen, aber ich habe den ganzen Winter damit verbracht, ihm zu erklären: ‚Aleix, das Bike wird gut sein, aber wir werden viele Probleme haben. Bleib ruhig, wir werden auf die Performance kommen.‘ Jetzt zu sehen, dass das Bike recht gut funktioniert, belohnt uns und die Jungs in Noale.»

«In welchen Bereichen wir arbeiten müssen? Sicher ist der Motor der Aspekt, an dem wir noch mehr arbeiten müssen, weil wir keine Zeit hatten», fuhr Rivola fort. «Zuverlässigkeit, Performance – wir müssen noch herausfinden, was wir gebaut haben», schmunzelte der Italiener. «Aber okay, er läuft rund, perfekt.»

Ganz ohne Zwischenfall ging das Debüt der RS-GP 20 in Malaysia aber nicht über die Bühne, verriet ein bestens gelaunte Aprilia-Rennchef: «Ich habe erst mit Romano [Albesiano] über das Thema gesprochen. Wir hatten ein kleines Problem am Motor und es war wie in den guten alten Tagen: Im Raum, der eigentlich für die Fahrer vorgesehen war, wurde ein Motor komplett in die Einzelteile zerlegt, die Leute waren am sauber machen und vorbereiten… Das sind Dinge, die heutzutage keiner mehr macht. Man nimmt eigentlich den Motor, schickt ihn zurück nach Hause und baut einen anderen ein – aber wir haben zu Hause nicht so viele Motoren, also mussten wir uns mit unseren Jungs vor Ort darum kümmern. Das ist das große Engagement, von dem ich gesprochen habe.»

In Katar steht vom 22. bis 24. Februar der nächste IRTA-Test an. Wie geht es bei Aprilia weiter? «Ich glaube, dass der Motor konstant weiterentwickelt werden wird. Wenn man allein an das Level der Elektronik denkt, das man heute erreicht hat, dann gibt es dort auch viel zu tun. Es geht nicht nur darum, einige Teile auszutauschen», unterstrich Rivola. «Ich erwarte, dass wir von der Saisonmitte an sehr konkurrenzfähig sein werden – sehr konkurrenzfähig, weil ihr gewohnt seid, Aprilia am Ende des Feldes zu sehen. Jetzt können wir, glaube ich, in der Mitte mitmischen.»

Auf einigen Strecken im 20 Rennen umfassenden Kalender rechnet sich Aprilia auch mehr aus. «Weil das Bike schon im Vorjahr gezeigt hat, dass es auf einigen Strecken – wie Phillip Island und Aragón – recht konkurrenzfähig sein kann. Hoffentlich hat es die guten Eigenschaften nicht verloren und nur das dazugewonnen, was uns gefehlt hat. Wir hoffen, dass wir auf den Strecken, wo wir auf Platz 6 oder 7 waren, vielleicht einen weiteren Schritt machen können. Und vielleicht wird Andrea, wenn er zurückkommt, mehr als 24 Sekunden lang ein Rennen anführen», lachte Rivola.

Zur Erinnerung: Beim Australien-GP im Oktober war Andrea Iannone auf dem Weg zu Platz 6 in der Anfangsphase kurz sogar in Führung gegangen. Ob und wann der Italiener nach dem positiven Doping-Test wieder in das Renngeschehen eingreifen kann, steht allerdings noch nicht fest. Sein Teamkollege Aleix Espargaró hatte 2019 sein bestes Saisonergebnis mit Rang 7 in Aragón erreicht.

«Wer weiß, wir werden es sehen. Der Weg ist immer noch lang, aber es ist ziemlich vielversprechend – und ich bin happy für all die Jungs, die in dieser Zeit so hart gearbeitet haben», bekräftigte Rivola.

Übrigens: Zum Dank wurden die Namen aller Aprilia-Mitarbeiter, die im MotoGP-Projekt involviert sind, auf der Verkleidung für die Pre-Season-Tests verewigt.

MotoGP-IRTA-Test Sepang, kombinierte Zeitenliste:

1. Fabio Quartararo, Yamaha, 1:58,349 min
2. Cal Crutchlow, Honda, 1:58,431 min, + 0,082 sec
3. Alex Rins, Suzuki, 1:58,450, + 0,101
4. Francesco Bagnaia, Ducati, 1:58,502, + 0,153
5. Valentino Rossi, Yamaha, 1:58,541, + 0,192
6. Danilo Petrucci, Ducati, 1:58,606, + 0,257
7. Pol Espargaró, KTM, 1:58,610, + 0,261
8. Jack Miller, Ducati, 1:58,616, + 0,267
9. Dani Pedrosa, KTM, 1:58,662, + 0,313
10. Aleix Espargaró, Aprilia, 1:58,694, + 0,345
11. Joan Mir, Suzuki, 1:58,731, + 0,382
12. Miguel Oliveira, KTM, 1:58,764, + 0,415
13. Marc Márquez, Honda, 1:58,772, + 0,423
14. Franco Morbidelli, Yamaha, 1:58,831, + 0,482
15. Andrea Dovizioso, Ducati, 1:58,859, + 0,510
16. Maverick Viñales, Yamaha, 1:58,893, + 0,544
17. Johann Zarco, Ducati, 1:58,951, + 0,602
18. Alex Márquez, Honda, 1:59,042, + 0,693
19. Brad Binder, KTM, 1:59,104, + 0,755
20. Tito Rabat, Ducati, 1:59,549, + 1,200
21. Jorge Lorenzo, Yamaha, 1:59,697, + 1,348
22. Bradley Smith, Aprilia, 1:59,841, + 1,492
23. Takaaki Nakagami, Honda, 1:59,860, + 1,511
24. Iker Lecuona, KTM, 1:59,898, + 1,549
25. Sylvain Guintoli, Suzuki, 2:00,100, + 1,751
26. Mika Kallio, KTM, 2:00,148, + 1,799
27. Lorenzo Savadori, Aprilia, 2:03,150, + 4,801
28. Takuya Tsuda, Suzuki, 2:03,674, + 5,325

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