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Andrea Dovizioso und Ducati: Wie geht es weiter?

Von Nora Lantschner
Simone Battistella hinter seinem Schützling Andrea Dovizioso

Simone Battistella hinter seinem Schützling Andrea Dovizioso

Simone Battistella, Manager von Andrea Dovizioso, über die Aufnahme von Gesprächen, das Verhältnis zu Gigi Dall’Igna und die heutige MotoGP: «Ducati, KTM und Aprilia haben dieselben Ambitionen.»

Auf der Strecke bekamen die MotoGP-Asse in dieser Saison noch nicht die Chance, sich für einen neuen Vertrag in Stellung zu bringen. Trotzdem sind auf dem Fahrermarkt schon einige Entscheidung gefallen: Maverick Viñales und Shootingstar Fabio Quartararo bilden ab 2021 das Werks-Duo von Yamaha, Marc Márquez bekannte sich gleich bis einschließlich 2024 zu Honda und Suzuki Ecstar verlängerte zuletzt die Verträge mit Alex Rins uns Joan Mir um zwei Jahre.

Valentino Rossi hat unterdessen die Gespräche mit Petronas Yamaha aufgenommen, wo nicht zuletzt deshalb Franco Morbidelli gute Chancen auf eine Verlängerung eingeräumt werden. Und bei KTM ließ Pit Beirer heute durchblicken, dass man nach Möglichkeit mit den aktuellen Fahrern weitermachen wolle.

Nachdem Viñales sich unerwartet früh für Yamaha und gegen Ducati entschied, sind nun viele Augen auf das Werksteam aus Borgo Panigale gerichtet. Denn Mugello-Sieger Danilo Petrucci enttäuschte in der zweiten Saisonhälfte 2019 und auch die Zukunft von Andrea Dovizioso wirft Fragen auf, zumal sein Verhältnis zu Ducati-Rennchef Gigi Dall’Igna als angespannt gilt.

An Konkurrenz im eigenen Lager mangelt es nicht: «Der natürliche Weg wäre, dass Jack bei Pramac für die kommende Saison den Aufstieg ins Ducati-Werksteam schafft», erklärte etwa Aki Ajo, persönlicher Manager von Pramac-Ducati-Fahrer Jack Miller, im Interview mit SPEEDWEEK.com.

Auch Francesco «Pecco» Bagnaia strebt eigenen Aussagen zufolge eine Beförderung an. Nicht zu vergessen: Johann Zarco will sich auf der Avintia-Ducati ebenfalls für das Werksteam empfehlen.

Dovizioso-Manager Simone Battistella verriet nun, dass die Verhandlungen noch am Ende dieses Monats aufgenommen werden sollen. Die ersten Rennen abzuwarten, die am 19. und 26. Juli in Jerez geplant sind, mache keinen Sinn. «Es wäre zu spät. Zudem wären es dann Gespräche, die sich nur auf ein oder zwei Rennen basieren würden, noch dazu auf derselben Strecke und nach einer langen Pause. Wir hätten also eine unsichere Situation in Bezug auf den Wert, den man einem Fahrer oder einem Motorrad zumessen kann», schickte der Italiener im Interview mit GPOne.com voraus. «Also kann man auch gleich Ende Mai oder Anfang Juni mit den Gesprächen beginnen.»

Battistella räumte mit den Gerüchten auf, dass «Dovi» an einen Rücktritt denken könne («Er ist sehr motiviert»), und bekräftige im Hinblick auf den dreifachen MotoGP-Vizeweltmeister: «Andrea hat in den vergangenen drei Jahren etwas geleistet, was kein anderer geschafft hat – abgesehen von Márquez. Seit Marc in der MotoGP-Klasse ist, hat er nur einen Titel verloren, 2015, und dabei gelernt, wohin es führen kann, wenn man sich allmächtig fühlt – wie er selbst gesagt hat: Sein Fehler war der, sich unbesiegbar zu fühlen. In seiner Ära war Andrea der Einzige, der es geschafft hat, ihm Probleme zu bereiten und alle anderen zu schlagen.»

Zur Kombination Dovizioso und Ducati ergänzt der Manager: «Damit haben es dieser Fahrer, dieses Motorrad und dieses Team – gemeinsam – geschafft, etwas sehr Wichtiges zu leisten – und das konstant. Man muss dieser Performance den richtigen Wert zumessen: In Bezug auf Fahrer, Team und Motorrad.»

Ist Ducati also die erste Wahl des 34-jährigen Italieners? «Es ist weder die erste noch die letzte», entgegnete Battistella, fügte aber auch an: «Wenn wir die Gespräche aufnehmen, was noch nicht passiert ist, werden beide Seiten in Betracht ziehen, was man bisher erreicht hat – und es ist viel.»

Die Meinungsverschiedenheiten zwischen Dovi und Dall’Igna will der Manager nicht als Hindernis sehen. «Aus gewissen Spannungen kann ein positives Ergebnis entstehen, weil zwei sehr starke Charaktere sich gegenüberstehen, die ein gemeinsames Ziel verfolgen – zu gewinnen. Es kann voneinander abweichende Meinungen geben, das Wichtige ist, dass man diese Energien zusammenführt, um auf das Ergebnis zu kommen», betonte er. «Man braucht sich über solche Dinge auch nicht groß wundern, weil sie überall vorkommen, man denke nur an die Aussagen der Yamaha-Fahrer aus den vergangenen Jahren, da gab es sicher viel Anspannung. Die MotoGP von heute lebt von der Suche nach dem Limit und der Ehrgeiz, gewisse Ergebnisse erreichen zu wollen, führt manchmal auch zu harten Auseinandersetzungen, aber für ein gemeinsames Ziel.»

Dass die Budgets der Werke und Teams aufgrund der Coronakrise kleiner ausfallen werden, sieht Battistella auch nicht als entscheidenden Aspekt. «Die Gagen sind nur dann ein Problem, wenn der Fahrer das Gefühl hat, dass sein Wert nicht anerkannt wird», versicherte er. «Man muss objektiv sein und zugeben, dass wir uns in einer speziellen Situation befinden, und die finanziellen Möglichkeiten der Teams für die kommenden Verträge sehr wahrscheinlich unter denen des Vorjahres liegen, das gilt auch für die Sponsoren. Das Geld kommt aber nach dem Projekt, ich arbeite mit Fahrern, mit denen ich erst über Geld spreche, nachdem wir uns über die technischen Aspekte unterhalten haben.»

Dass Ducati aus technischer Sicht die interessanteste noch verfügbare Option ist, wollte Battistella nicht so stehen lassen: «In der heutigen MotoGP gibt es keinen Platz für einen, der sich nicht voll einsetzt, um zu versuchen zu gewinnen. Es gibt keine Strukturen, die nur teilnehmen, um Präsenz zu zeigen. Ducati, KTM und Aprilia haben dieselben Ambitionen, auch wenn sie sich im Hinblick auf das finale Ziel in unterschiedlichen Positionen befinden. Man muss also das Projekt bewerten», hielt er fest.

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