Yamaha steht vor Einigung mit neuem Kundenteam

Ducati-Werksteam: Absage für Crutchlow und Lorenzo

Von Günther Wiesinger
2018: Jorge Lorenzo bei Ducati, rechts Cal Crutchlow

2018: Jorge Lorenzo bei Ducati, rechts Cal Crutchlow

Die bevorzugte Lösung bei Ducati sei ein neues Agreement mit Dovizioso, versichert Sportdirektor Ciabatti. Aber auch Bagnaia könnte neben Miller fahren. Bei Pramac wäre das Duo Jorge Martin/Luca Marini vorstellbar.

Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti sagt im Interview mit SPEEDWEEK.com, das Werksteam müsse jetzt alles versuchen, um aus der Abwesenheit von Weltmeister Marc Márquez Kapital zu schlagen. Andrea Dovizioso hat den Brünn-GP 2019 hinter Márquez auf Platz 2 beendet und dann in Spielberg wie 2017 knapp gegen den Superstar gewonnen.

Doch der dreifache Vizeweltmeister trägt seine Wettkämpfe momentan nicht nur auf der Rennstrecke aus, auch die Verhandlungen mit Ducati über die Jahre 2021 und 2022 kosten ihn Substanz und Nerven. Ob das die ideale Konstellation für weitere Siege beim bestzahlten Ducati-Mitarbeiter sind, wird sich zeigen.

Viele erfahrene Teammanager wissen: Ihre Stars können sich erst richtig entfalten und aufs Rennfahren konzentrieren, wenn die neuen Verträge unterzeichnet sind.

Deshalb hat Yamaha die Deals mit Quartararo und Viñales für das Werksteam 2021 schon im Januar besiegelt, Honda hat Márquez für vier weitere Jahre an sich gebunden. Aprilia hat sich mit Aleix Espargaró bis Ende 2022 geeinigt, KTM hat die Deals mit Binder, Oliveira, Petrucci sowie Lecuona vor dem Saisonstart unterschrieben. Und Suzuki hat sich längst zum Weitermachen mit Alex Rins und Joan Mir entschieden.

Nur Ducati hat die Position des Teamleaders noch nicht besetzt.
Es fielen in diesem Zusammenhang Namen wie Lorenzo, Crutchlow, Zarco und Bagnaia als mögliche Nachfolger von Dovizioso. Doch da wäre es vielleicht sinnvoller gewesen, gleich Danilo Petrucci zu behalten.

Dovizioso bestreitet seine achte Saison für Ducati Corse. Er hat zuletzt brav seinen Beitrag geleistet und wegen der Coronakrise auf einen Teil seiner ursprünglichen Gage für 2020 verzichtet.

«Da spielt zum Teil mit, dass wir nur 14 statt 20 Grand Prix haben. Hauptsächlich geht es jedoch um die allgemeine Situation», betont Paolo Ciabatti. «Die meisten Sponsoren haben ihre Budgets schwer zusammengekürzt, weil sie weniger Rennen haben und keine Vorteile nutzen können, wenn es um Paddock-Ausweise, Hospitality, VIP-Village oder Treffen mit den Fahrern und so weiter geht. Für viele Sponsoren spielt zwar das Branding eine Rolle. Aber auch die Aktivitäten mit den Gästen ist von Bedeutung. Und diese Aktivitäten können wir 2020 nicht liefern. Egal ob 13 oder 14 Rennen stattfinden, wir können nichts dergleichen bieten. Die Sponsoren gingen aber von 20 Grand Prix mit dem üblichen Drumherum aus. Wir mussten also den Großteil unseres Budgets neu justieren und baten auch die Fahrer, auf einen Teil ihres Salärs zu verzichten, damit wir 2020 überlebensfähig bleiben. Man kann sich vorstellen, dass solche Maßnahmen bei den Fahrern nicht gern gesehen sind. Doch die meisten Piloten haben auch persönliche Sponsoren. Daher wussten sie, dass es in dieser Saison schwierig ist, dieselben Summen einzukassieren wie in der Vergangenheit. Aber wir haben mit Dovi trotzdem für 2020 eine Lösung gefunden. Wir haben uns die Hände geschüttelt. 2020 ist erledigt, was den Vertrag betrifft. Das ist alles organisiert.»

«Jetzt können wir uns mit der Zukunft befassen», ergänzte Ciabatti. «Bei den nächsten drei Grand Prix wird sich abzeichnen, ob wir Titelanwärter sind und im August Rennsiege heimbringen.»

Kann sich Ducati wirklich vorstellen, den leidenschaftlichen Ducatisti in aller Welt anstelle des bewährten Dovizioso (13 GP-Siege seit Sepang 2016) einen Fahrer wie Crutchlow, Lorenzo, Zarco oder Bagnaia schmackhaft zu machen?

«Bagnaia, warum nicht? Er ist offensichtlich jung, und wenn er so weiterfährt wie in Jerez, dann sollte er ins Auge gefasst werden», betont Ciabatti im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Man muss ja nur schauen, was bei Quartararo und Yamaha im Werksteam passiert für die nächsten zwei Jahre. Wenn ein junger Fahrer genug Vertrauen zum Motorrad findet, dann ist er sicher ein gutes Investment für die Zukunft. Die anderen erwähnten Fahrer würde ich nicht in Betracht ziehen. Wir wollten zuerst schauen, was wir bereits im Haus haben. Erst wenn wir intern keine Lösung finden, sollten wir uns anderswo umsehen. Denn die Ducati ist das einzige noch verfügbare Werksmotorrad, das um Podestplätze fighten kann. Wir sind nicht in Eile, was die Entscheidungsfrist betrifft. Natürlich wollen wir nicht zu spät entscheiden, weil es sinnvoll ist, die Dinge für die Zukunft vorzubereiten. Aber wie gesagt: Wir wollten das zweite Rennen in Österreich abwarten. Bis dahin sollten wir ein klares Bild haben. Dann sollte es einfacher sein, sich hinzusetzen und möglicherweise ein Agreement mit Dovi zu finden, wenn der Fahrer ein klares Bild hat und wir bei Ducati auch. Nach dem zweiten Spielberg-GP wäre der ideale Zeitpunkt.»

In Italien wird sogar schon spekuliert, ob Rossis Bruder Luca Marini für 2021 als aktueller Moto2-Titelanwärter bei Pramac-Ducati nicht Bagnaias Platz neben Jorge Martin übernehmen und Miller und Bagnaia das Werksteam bilden könnte.

Aber das ideale Szenario von Ducati sieht anders aus. Ciabatti: «Unser Ziel ist es, mit Dovi ein Agreement zum Weitermachen zu finden.»

So sehen die MotoGP-Teams 2020 aus

Repsol-Honda
Marc Márquez, Alex Márquez

Ducati Team
Andrea Dovizioso, Danilo Petrucci

Monster Energy Yamaha
Maverick Viñales, Valentino Rossi

Suzuki Ecstar
Alex Rins, Joan Mir

Red Bull KTM Factory Racing
Pol Espargaró, Brad Binder

Aprilia Racing Team Gresini
Aleix Espargaró, Bradley Smith

Pramac Racing
Jack Miller, Francesco Bagnaia

Reale Avintia Racing
Tito Rabat, Johann Zarco

Petronas Yamaha SRT
Fabio Quartararo, Franco Morbidelli

LCR Honda
Cal Crutchlow, Takaaki Nakagami

Red Bull KTM Tech3
Miguel Oliveira, Iker Lecuona

So sehen die MotoGP-Teams 2021 aus

Repsol-Honda
Marc Márquez, Pol Espargaró

Ducati Team
Andrea Dovizioso? Pecco Bagnaia? Jack Miller

Monster Energy Yamaha
Maverick Viñales, Fabio Quartararo

Suzuki Ecstar
Alex Rins, Joan Mir

Red Bull KTM Factory Racing
Brad Binder, Miguel Oliveira

Aprilia Racing Team Gresini
Aleix Espargaró, Andrea Iannone? Cal Crutchlow? Johann Zarco?

Pramac Racing
Jorge Martin, Pecco Bagnaia? Luca Marini?

Reale Avintia Racing
Tito Rabat, Johann Zarco?

Petronas Yamaha SRT
Valentino Rossi, Franco Morbidelli

LCR Honda
Alex Márquez, Takaaki Nakagami

Red Bull KTM Tech3
Danilo Petrucci, Iker Lecuona

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