Im MotoGP-Sprint in Jerez krachte es ständig

Valentino Rossi (Yamaha): «Ein potenzielles Desaster»

Von Nora Lantschner
Das Bike von Morbidelli flog in Kurve 3 zwischen Rossi und Viñales durch

Das Bike von Morbidelli flog in Kurve 3 zwischen Rossi und Viñales durch

Der fünfte Platz von Yamaha-Star Valentino Rossi in Spielberg trat am Sonntag in den Hintergrund, nachdem der Crash zwischen Johann Zarco und Franco Morbidelli für erschreckende Szenen gesorgt hatte.

«Es war so angsteinflößend, es war entsetzlich – ein potenzielles Desaster», beschrieb Valentino Rossi den Moment, als die Motorräder von Johann Zarco und Franco Morbidelli den neunfachen Weltmeister und seinen Teamkollegen Maverick Viñales nur haarscharf verfehlten.

«Vale» äußerte sich zunächst sehr kritisch über das Manöver von Zarco, anschließend kam es aber zu einer Aussprache mit dem Franzosen. Wie sieht der 115-fache GP-Sieger den Vorfall nun? «In der MotoGP sind heutzutage alle sehr aggressiv, aber auch schon in den kleineren Klassen. Ich kann das verstehen, weil es um viel geht, aber für mich ist es auch wichtig, dass wir nicht übertreiben. Du musst die anderen Fahrer, die mit dir auf der Strecke sind, respektieren. Wir dürfen nicht vergessen, dass dieser Sport sehr gefährlich ist. Vor allem auf einer Strecke mit langen Geraden, wo man ständig 300 km/h drauf hat», schickte Rossi voraus.

«Schon in den kleinen Klassen gibt es Fahrer, die auf der Bremse dem anderen Fahrer die Tür zuschlagen. Zarco ging sehr weit und hat vor Franco gebremst, vielleicht um zu verhindern, dass Franco ihn auf der Bremse wieder überholen könnte. Aber der war zu nahe dran und bei 300 km/h kommt dann noch der starke Windschatten dazu. Franco hatte keine Chance, zu bremsen», schilderte der «Dottore». «Am Ende haben wir viel riskiert, vor allem ich und Maverick. Das kann ein potentielles Desaster sein. Ich habe persönlich mit Zarco gesprochen und er hat mir versprochen, dass er es nicht mit Absicht gemacht hat. Das ist schon wichtig. Denn manchmal passieren diese Sachen, wenn man einfach Pech hat und sich an der falschen Stelle berührt. Mir erschien es dieses Mal klarer, dass Zarco die Linie gewechselt hat. Er hat mir aber versichert, dass er es nicht absichtlich getan hat, dass er nicht einmal daran denken würde. Wie auch immer, aggressiv sein ist gut, aber direkt vor einem zu bremsen, vor allem bei 300 km/h, ist ein potenzielles Desaster.»

Richtig bewusst wurde dies dem Yamaha-Star aber erst, als er die Bilder im TV sah: «Als wir in die Kurve gekommen sind, ich und Maverick, habe ich einen Schatten gesehen. Aber ich dachte, es sei der Helikopter. Manchmal überquert er während des Rennens die Strecke. Um ehrlich zu sein, das Motorrad von Franco habe ich fast nicht gesehen, weil es so schnell vorbeiflog. Ich hatte mehr Angst vor Zarcos Bike. Auf den Bildern habe ich aber gesehen, dass das Motorrad von Franco gefährlicher war. Die Fahrer müssen verstehen, dass diese Motorräder Geschosse sind, die sehr gefährlich sein können. Man muss aufpassen.»

Der Vorfall hat den 41-Jährigen sichtlich mitgenommen. «Wir müssen heute alle zu jemandem beten, zu wen kann jeder selbst entscheiden», ergänzte er mit einem Schmunzeln, wurde dann aber schnell wieder ernst: «Fuck, ich fühle mich schlecht, das hat wirklich Angst gemacht. Das war heute sehr gefährlich. In der Situation macht es aber viel aus, dass sich keiner verletzt hat. Das war einfach Glück. Dadurch verändert sich viel, aber ich hoffe trotzdem, dass diese Sache ernst genommen wird und für die Zukunft etwas bringt, denn so ist es gefährlich.»

Die Strecke sei dabei nicht das eigentliche Problem: «Ich glaube, dass der Red Bull Ring an einigen Stellen etwas gefährlich ist, vor allem an solchen Stellen, wo man bei 300 km/h hart auf die Bremse geht. In der Haarnadel muss man dann ganz in die andere Richtung. Aber ich glaube, es geht mehr um den Respekt für die anderen Fahrer. Das ist gefährlicher als die Strecke.»

Trotz allem erkämpfte sich Rossi am Ende Platz 5. Wie erlebte er aber zuvor den Neustart? «Es war ein wirklich schwieriger Moment. Ich habe versucht, mich zu konzentrieren. Am Ende hatte ich keine Wahl, ich wollte nicht sagen: ‚Ciao, ich gehe nach Hause.‘ Man muss wieder starten und versucht einfach, nicht darüber nachzudenken. Es war wirklich schwierig – und ist auch jetzt noch nicht einfach. Ich habe schon mit meiner Freundin gesprochen, sie ist total fertig. Jetzt werde ich noch meine Mutter und Graziano anrufen, vor allem aber meine Mutter. »

Ergebnisse MotoGP Spielberg, 16. August:

1. Andrea Dovizioso, Ducati
2. Joan Mir, Suzuki, +1,377 sec
3. Jack Miller, Ducati, +1,549
4. Brad Binder, KTM, +5,526
5. Valentino Rossi, Yamaha, +5,837
6. Takaaki Nakagami, Honda, +6,403
7. Danilo Petrucci, Ducati, +12,498
8. Fabio Quartararo, Yamaha, +12,534
9. Iker Lecuona, KTM, +14,117
10. Maverick Vinales, Yamaha, +15,276
11. Aleix Espargaro, Aprilia, +17,772
12. Michele Pirro, Ducati, +23,271
13. Bradley Smith, Aprilia, +24,868
14. Alex Marquez, Honda, +24,943
15. Cal Crutchlow, Honda, +27,435
16. Tito Rabat, Ducati, +28,502
17. Stefan Bradl, Honda, +28,609

WM-Stand nach 4 von 14 Rennen: 1. Quartararo, 67 Punkte. 2. Dovizioso 56. 3. Viñales 48. 4. Binder 41. 5. Rossi 38. 6. Nakagami 37. 7. Miller 36. 8. Morbidelli 31. 9. Mir 31. 10. Zarco 28. 11. Petrucci 20. 12. Rins 19. 13. Pol Espargaró 19. 14. Oliveira 18. 13. Alex Márquez 15. 16. Aleix Espargaró 11. 17. Bagnaia 9. 18. Smith 8. 19. Lecuona 7. 20. 17. Rabat 7. 21. Crutchlow 7. 22. Pirro 4.

Konstrukteurs-WM nach 4 von 14 Rennen: 1. Yamaha 81. 2. Ducati 67. 3. KTM 57. 4. Suzuki 44. 5. Honda 37. 6. Aprilia 16.

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