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Frankie Chili kämpft tapfer gegen Parkinson-Krankheit

Von Günther Wiesinger
Pierfrancesco Chili siegte in der 125er, 250er und 500er-Klasse, dazu gewann er 17 Superbike-WM-Rennen. Mit 56 Jahren kämpft er gegen die unheilbare Parkinson-Erkrankung.

Der italienische Publikumsliebling Pierfrancesco «Frankie» Chili kämpft tapfer gegen seine Parkinson-Erkrankung. Seit 2018 leidet der 56-Jährige an dieser heimtückischen Krankheit, die er Mitte September 2020 öffentlich gemacht hat. Der vierfache GP-Sieger suchte damals einen Arzt auf, weil ihn das Zittern seiner Hände beunruhigte. Diese unheilbare Erkrankung führt zu motorischen Störungen, die im Endstadium ein normales Leben unmöglich machen.

«Am Anfang war es schwer zu akzeptieren», gab Chili auf WorldSBK.com zu. «Ich versuche, die Krankheit mit Tabletten und Medikamenten unter Kontrolle zu halten. Ich habe weniger Energie, mental bin ich aber aktiv, damit ich mich beschäftigt halte.»

Aber Chili betont, er lasse sich von der Krankheit nicht unterkriegen. So hält er Kontakt zu alten Freunden im Motorsport, er interessiert sich für alle Neuigkeiten aus der Szene. Frankie lebt mit seiner Familie in Rimini, sie betreibt dort zwei Badestrände und vermietet Gästezimmer an Touristen.

Pierfrancesco Chili begann seine Motorradsportkarriere 1982. Sein größter Förderer war sein Onkel Pierluigi Aldrovandi, der Anfang der 1980er-Jahre an der Motorrad-WM teilnahm und 1985 die Achtelliter-Europameisterschaft gewann. 1983 gelang Chili der erste Erfolg – er entschied die italienische 125-ccm-Junioren-Meisterschaft für sich.

1984 leistete der Nachwuchsfahrer seinen Wehrdienst ab, deshalb konnte er nur wenige Rennen bestreiten. 1985 wurde Chili auf einer Zweizylinder-MBA selbst 125er-Europameister, als er vier der sechs Läufe gewann und zwei weitere Male auf dem Podium landete.

Damit war der Weg in die Weltmeisterschaft vorgezeichnet. Frankie Chili ging jedoch nicht den üblichen Weg, sondern übersprang die 125er-WM und die 250er-WM. Er wagte gleich den beispiellosen Weitsprung von der 125er-EM in die hart umkämpfte 500-ccm-Weltmeisterschaft!

Pierfrancesco Chili debütierte in der Saison 1986 beim Grand Prix von Spanien auf einer Suzuki im Team von Roberto Gallina in der 500-ccm-Weltmeisterschaft.

Von 1987 bis 1990 trat er zuerst mit einer Dreizylinder-Honda und dann auf einer Honda NSR-500 in der Königsklasse an. Die beste Saison in der «premier class» erlebte Chili 1989, als er mit 122 Punkten WM-Sechster wurde. Damals gewann er den Grand Prix der Nationen in Misano, es war sein Heim-GP und sollte sein einziger 500-ccm-GP-Sieg bleiben.

Der Wertmutstropfen: Das Rennen wurde wegen einsetzenden Regens abgebrochen; beim Neustart gingen die Werksfahrer von Schwantz bis Rainey und Lawson nicht mehr an den Start, der Belag war im Nassen zu rutschig. Chili siegte dann auif der HB-Gallina-Honda unangefochten vor Simon Buckmaster und Michael Rudroff.

Chili blieb auch auf den nationalen Ebene aktiv und siegte 1988 und 1989 auf Suzuki bzw. Honda in der italienischen 500-ccm-Meisterschaft.

Erst danach wurde Chili in der 250-ccm-Weltmeisterschaft aktiv. Von 1991 bis 1993 startete Frankie Chili zuerst auf Aprilia und später auf Yamaha in der 250er-WM. Seine beste WM-Platzierung schaffte er 1992, als er mit drei Siegen, insgesamt sechs Podiumsplatzierungen und 199 Punkten den dritter WM-Rang sicherstellte. 1994 fand Chili kein GP-Team mehr, nachdem sich sein Iberna-Yamaha-Team zurückgezogen hatte.

Doch der beliebte und kampfstarke Chili fand ein neues Betätigungsfeld. In der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre bis Anfang der 2000er-Jahre gehörte Frankie Chili zu den meistrespektierten Piloten im Paddock der Superbike-WM. Nach der Saison 2006 zwang eine langwierige Verletzung den Italiener zum Rücktritt. Nach einem Beckenbruch entzündete sich eine Verletzung am Bein, deren Folgen ihn noch heute beeinträchtigen.

Frankie Chili wurde zuletzt 2018 beim Superbike-WM-Meeting in Misano gesehen, er hat sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, verfolgt aber die MotoGP- und Superbike-WM weiter aufmerksam. Er freut sich über die Erfolge seiner Landsleute und ist neugierig auf die neue Saison. Er traut zum Beispiel Superbike-Ducati-Werkspilot Michael Rinaldi viel zu.

«Die Superbike-WM macht mir langsam wieder Spaß – denn ich sehe einige aufstrebende italienische Fahrer, vor allem Michael Ruben Rinaldi», sagte der 17-fache SBK-Laufsieger. «Ich kenne ihn aus der italienischen Moto3-Serie, wo er sehr fokussiert war. Jetzt ist für ihn die Zeit gekommen, den letzten Schritt zu machen und weitere Rennen zu gewinnen. Im Werksteam kann der Druck immens sein. Er braucht ein gutes Gefühl mit dem Team, dann werden wir sehen.»

Chili hat seine aktive Karriere 2006 beendet, als er sich beim Trial-Fahren den erwähnten Beckenbruch zugezogen hat. Er agierte aber in den Jahren danach noch als Manager des Guandalini Racing Teams.

Parkinson ist eine unheilbare, degenerative Krankheit des Gehirns, die bei den Patienten Symptome wie eine verlangsamte Bewegung, eine Muskelsteifigkeit, ein Zittern und eine gestörte Haltungsstabilität hervorruft und die Koordination stark beeinträchtigt.

«Als meine Hände zu zittern begannen, habe ich verschieden Ärzte um Rat gefragt», schilderte Chili im September 2020. «Zwei beschwichtigten und beruhigten mich. Aber ich suchte noch einen dritten Doktor auf. Er untersuchte mich eingehender und stellte mir dann die Diagnose – ich habe Parkinson. Das war im Jahr 2018.»

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