100 Jahre Moto Guzzi: Zu WM-Beginn sehr erfolgreich

Von Thorsten Horn
Bill Lomas 1956 auf einer Moto Guzzi 500

Bill Lomas 1956 auf einer Moto Guzzi 500

Am 15. März 1921 wurde Moto Guzzi gegründet. Wenngleich der italienische Motorradhersteller aktuell keine Hauptrolle im Motorsport spielt, kann er auf große Erfolge zurückblicken.

Als am 15. März 1921 die «Societa Anonima Moto Guzzi» vom begnadeten Flugzeugtechniker Carlo Guzzi und dessen Freund Giorgio Parodi gegründet wurde, war diese eine von vielen der gerade aus dem Boden schießenden Motorrad-Manufakturen. Als Dritter hätte der vor dem Ersten Weltkrieg bereits bekannte Rennfahrer Giovanni Ravelli im Bunde sein sollen, doch kam der kurz vor der Verwirklichung der gemeinsamen Pläne bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Ihm zu Ehren wurde das Emblem der Königlichen Luftwaffe, ein Adler mit ausgebreiteten Schwingen, auch das Symbol der Marke Moto Guzzi.

Gegründet wurde Moto Guzzi zwar in Genua, doch die Produktion nahm man in Mandello del Lario auf.

Moto Guzzi war bekannt für seine waagerecht eingebauten Einzylinder-Motoren. Für Rennzwecke wurden freilich auch Mehrzylindermaschinen gefertigt. Das technische Highlight war die 500er «Ottocilindri» (Achtzylinder) der Jahre 1955 bis 1957. Schnell entwickelte man sich mit einer Vielzahl innovativer Ideen bis in die 1930er-Jahre zum größten italienischen Motorradhersteller, was Geld für Renneinsätzen brachte und diese wiederum den Bekanntheitsgrad weiter steigerten.

Das erste motorsportliche Highlight zur Verkaufsförderung setzte Guido Mentasti schon 1924 mit dem Sieg in der 500-ccm-Klasse beim Großen Preis von Monza, gleichbedeutend mit dem Gewinn der Europameisterschaft.

Vor dem Zweiten Weltkrieg konnten Riccardo Brusi 1932 und Omobono Tenni 1937, jeweils in der 250-ccm-Klasse, weitere große Erfolge erringen.

Dazwischen gewann 1935 der Ire Stanley Woods bei der Tourist Trophy auf der Insel Man auf einer hinterradgefederten 500er «Bicilindrica» als erster Pilot auf einem ausländischen Fabrikat das Rennen der Senior-TT.

Nach dem Kriegswahnsinn sammelten Moto-Guzzi-Akteure bei der Europameisterschaft fünf weitere Titel. 1947 gewannen in Bern Bruno Francisci und Omobono Tenni die 250- und die 500-ccm-Klasse. Dies taten ihnen ein Jahr später der Brite Maurice Cann und Enrico Lorenzetti gleich. Dazu gewannen Luigi und Paolo Cavanna 1947 den EM-Titel bei den Seitenwagen (damals bis 350 ccm).

1949, dem ersten Jahr der neu ins Leben gerufenen (Straßen-)Motorrad-Weltmeisterschaft, war es Bruno Ruffo, der den ersten 250er-WM-Titel für Moto Guzzi an Land zog.

Nachdem Dario Ambrosini diesen 1950 auf einer Benelli errang, gelang Bruno Ruffo 1951 dieses Kunststück erneut.

Auch 1952 wurde mit Enrico Lorenzetti wiederum ein Moto-Guzzi-Pilot Weltmeister der Viertelliterklasse.

Danach dominierte NSU die beiden kleinen Hubraumklassen, doch Moto Guzzi fuhr bei den 350ern nun von Sieg zu Sieg. So errangen die beiden Briten Fergus Anderson und Bill Lomas, beide zweimal hintereinander, sowie der Australier Keith Campbell zwischen 1953 und 1957 fünf weitere WM-Titel für die Marke aus Mandello di Lario, die im Rennsport meist in sattem Grün antrat.

1955 war ein echtes Super-Jahr für Moto Guzzi, als Duilio Agostini (nicht verwandt mit GP-Rekord-Sieger und -Weltmeister Giacomo Agostini), die Briten Bill Lomas und Richard «Dickie» Dale sowie der Australier Ken Kavanagh alle 350er-GP des Jahres gewannen. Lomas feierte vier Saisonsiege und wurde schließlich Weltmeister.

Nach dem Verbot der Vollverkleidungen trat man zusammen mit Gilera und Mondial den kollektiven Rückzug aus dem GP-Rennsport an, produziert aber bis heute, wenngleich unter wechselnden Eigentümern, markante Straßenmotorräder. Seit 2004 gehört das traditionsreiche Unternehmen zum Piaggio-Konzern.

43 Grand-Prix-Siege, davon 40 in den einst mittleren Hubraumklassen bis 250 bzw. 350 ccm, und immerhin deren drei in der Königsklasse bis 500 ccm, sowie acht Weltmeistertitel konnte man in den ersten neun Jahren der Motorrad-Weltmeisterschaft feiern.

Einen letzten geschichtsträchtigen Eintrag in die Annalen des Motorsports sicherte Moto Guzzi 1962 Arthur Wheeler. Beim WM-Finale in Buenos Aires gewann der Brite mit einer privat eingesetzten Moto Guzzi das Rennen der 250-ccm-Klasse. Die WM war zu diesem Zeitpunkt allerdings schon längst zugunsten des überlegenen Honda-Werkspiloten Jim Redman entschieden. Der vorletzte GP-Sieg und WM-Titel, beides durch den Australier Keith Campbell bei den 350ern, lag bereits fünf Jahre zurück, als der 44. und bis heute letzte GP-Sieg gelang.

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