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Bonaparte Márquez kommt zurück. Nur noch nicht jetzt

Kolumne von Michael Scott
Marc Márquez hat seit 2019 nicht mehr gejubelt

Marc Márquez hat seit 2019 nicht mehr gejubelt

Marc Márquez musste seinen Comeback-Termin wieder einmal verschieben. Erstmals hörte er auf den Rat der Ärzte. Seine Gegner bekamen eine Gnadenfrist. Lange wird sie nicht mehr dauern.

Es gibt eine bekannte Reihe von Zeitungsüberschriften, verteilt über zwei, drei Wochen, die den Marsch des rückkehrenden entthronten Kaisers Napoleon durch Frankreich nach Paris beschreiben, wo er an die Macht zurückkehren wollte.

Als er das erste Mal seinem strengen Exil auf der Insel Elba entkommen war, wurde er als Kannibale und der «korsische Oger» betitelt. Und so ging es weiter: Monster, Tiger, unrechtmäßiger Machthaber.

Die Spitznamen verloren an Macht, je näher er an Paris herankam. Und als er dort einmarschierte, war er wieder «der Kaiser» und «Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit»; er genoss «den freudigen Beifall seiner hingebungsvollen und treuen Untertanen.»

Gut, bisher hat noch niemand Marc Márquez, während seines gezwungenermaßen langen Exils, einen Oger genannt, was einem menschenfressenden Ungeheuer entspricht, denn er ist acht Monate auf keinem Motorrad gesessen.

Aber vielleicht war es wirklich kein Scherz, als ich gesagt habe, dass er zurückkehren und gleich das erste Rennen gewinnen würde.

Denn während der letzten paar Wochen, mit einer Power, mit der Napoleon seinen Marsch nach Paris vorangetrieben hat, ist Márquez stürmisch zurückgekommen.

Das zweite Rennen rückt stürmisch näher. Márquez plante schon bei Katar-1 eine Teilnahme, doch sein Feldzug wurde vertagt. Die Verschnaufpause für all die anderen Fahrer, eine angespannte, aufregende und unterhaltsame Zeit voll unvorhersehbarer Resultate und ungewohnten Chancen, ist also noch nicht vorbei.

Ein paar Tage vor dem Stichtag bekamen Marcs Gegner eine Gnadenfrist. Sie haben noch zwei Rennen freie Fahrt, ehe der Napoleon der MotoGP-Szene zum Start der Saison in Europa in Portimão zurückkehren möchte. Am 12. April folgt sein nächster Medical Check, am 16.4. beginnt das Portugal-Training.

Naja, zwei Rennen verpasst der Honda-Star auf jeden Fall, vielleicht auch drei oder sogar vier.

Es scheint als würde Marc zum ersten Mal in seinem Leben auf medizinische Ratschläge hören. Der angeschlagene Oberarmknochen muss stärker und widerstandsfähiger werden, ehe ihn die Ärzte in eineinhalb Wochen noch einmal genau unter die Lupe nehmen.

Die MotoGP-Rennen waren intensiv und spannend ohne Márquez.

Wenn er zurückkommt, wird die Temperatur nur noch höher steigen.
Vor noch nicht allzu langer Zeit wurde der 82-fache GP-Sieger noch als normaler Kerl eingeschätzt. Es gab immer noch Zweifel am Timing und der Stärke seines Comebacks. Er ist in einem Video aufgetreten, in dem er mitgenommen und angespannt aussah. Acht Monate ohne Motorradrennsport haben sichtlich Spuren hinterlassen.

Marc Márquez ein normaler Kerl? Hör' auf! Nach seinem fürchterlichen Sturz im letzten Jahr ist er quasi vom Operationstisch gehüpft und am Geruch von medizinischem Alkohol und besorgt aussehenden Krankenschwestern vorbeigehuscht und vier Tage nach seiner Oberarm-OP wieder auf seine Repsol-Honda gesprungen. Das war geradezu leichtsinnig, hat seine Verletzung noch schlimmer gemacht und war schlussendlich der Grund für sein langes Exil. Aber diese Aktion beschreibt ihn perfekt.

König Marc wird bald zurückspringen in die Weltklasse.

Er hat inzwischen in Barcelona und Portimão mit der straßentauglichen RC213V-S geübt, einer 220-PS-Replica seiner GP-Maschine. Er machte dabei eine ziemlich gute Figur, wobei er extravagant rutschte und fast mit dem Ellbogen den Boden berührte. Ich weiß nicht, wie viele Runden er gefahren ist, aber nur noch knapp 30 Tage bis zum dritten Rennen, also was soll’s?

Schliesslich lässt Marcs Anzahl an Auferstehungen den alten Lazarus lahm aussehen. Und er wird es denjenigen, die ihm ein schwieriges Comeback voraussagten, zeigen. Unter anderem mir.

Wie Rennfahrer nach Verletzungen zurückkommen, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Unter anderem von der physischen Erholung. Es ist nicht das erste Mal, dass eine Verletzung Marc Márquez’ Karriere bedrohte… 2011 stand er kurz vor seinem ersten Moto2-Titel, als eine Gehirnerschütterung dafür sorgte, dass er doppelt sah und seine Saison vorzeitig beendete. Er erholte sich erst in der Winterpause, nachdem er sich einer Mikro-Operation unterzogen hatte.

Dieser Trümmerbruch am Oberarm ist Marcs erste ernstzunehmende Fraktur. Es hat definitiv Zeit und zwei weitere Operationen samt zwei Knochentransplantationen gebraucht, bis die Situation besser wurde. Er hatte neben dem Splitterbruch auch eine Knochenentzündung erlitten, was dafür sorgte, dass sich die Heilung in die Länge zog. Aber mit 28 Jahren ist Marc noch jung genug, um sich gut erholen zu können, nachdem die Komplikationen nun anscheinend der Vergangenheit angehören.
Vergangene Comebacks sind lehrreich.

Barry Sheene, 500-ccm-Weltmeister 1976 und 1977 auf Suzuki, musste es zweimal erleben. Nach seinem ersten schweren Beinbruch im Alter von 25 Jahren kehrte er in voller Stärke zurück und holte danach zwei WM-Titel. Aber nachdem er sich seine Beine mit 30 noch einmal zertrümmert hatte, hatte er Schwierigkeiten und konnte nicht mehr zur alten Form auflaufen.

Kevin Schwantz erlitt unzählige Verletzungen, aber kämpfte sich durch… Bis sie ihm als 30-Jährigen die Karriere zerstörten.
Mick Doohan war 28, als er wegen einer stümperhaften Operation an seinem gebrochenen Bein massiv zu kämpfen hatte. Doch er kehrte zurück und dominierte erneut. Aber der Heilungsprozess dauerte mehr als ein Jahr; in der Zwischenzeit gewann er nur ein Rennen.

All diese Beispiele, besonders das letzte, zeigen den wichtigsten Faktor auf: Die Fähigkeit, mental zu heilen. Nicht nur wieder an physischer Stärke zu gewinnen, sondern auch den besessenen Willen, ohne den man kein mehrfacher Weltmeister sein kann.
Doohan fand ihn, bei Schwantz war er schuld am allmählichen Verfall. Und, obwohl er es abstritt, war es der Grund, warum Sheene auf der Spur blieb. Etwas, das Mick Doohan, mit eloquenter Einfachheit, «den Willen» nannte.

Die letzten acht Monate waren sicherlich hart für Marc Márquez, aber die ersten Anzeichen der Erholung werden eine rasche Veränderung seiner mentalen Einstellung verursacht haben.
Ich wette darauf, dass Marc den eisernen Willen schneller zurück hat, als man denkt.

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