Rolf Biland: «Ich musste wieder ganz unten anfangen»

Von Waldemar Da Rin
Der siebenfache Gespann-Weltmeister Rolf Biland fährt jetzt bei Racing for Fun-Events und als TCS-Instruktor schnelle Sportmotorräder. Er erzählt vom schweren Unfall 2019, von Trainings mit Aegerter und argen Highsidern.

Der siebenfache Seitenwagen-Weltmeister Rolf Biland feiert am 1. April einen 70. Geburtstag. Er hatte vor rund 18 Monaten bei einem Racing for Fun-Event auf der Rundstrecke in Anneau du Rhin (Frankreich) einen fürchterlichen Highsider. SPEEDWEEK.com hat den Schweizer besucht und sich nach einem Befinden erkundigt.

Fotograf Reinhold Trescher hatte uns damals beim Sachsenring-GP vom dem Unfall berichtet. «Ich war am Einpacken und sah Biland auf allen Vieren von der Strecke kriechen», schilderte Trescher damals. «Da war mir klar: Wenn der nicht mehr aufsteht, muss es weh getan haben.»

Der damals bereits 68-jährige Schweizer und 81-malige Gespann-GP-Sieger hatte sich bei diesem Renntraining im Juli 2019 schwer verletzt.

Biland hat für sich und seine charmante Frau Yil am Bielersee vor mehr als 15 Jahren ein Haus bauen lassen. Mit Seeanstoss und einem Steg, an dem sie ihr Boot anlegen können. Innen ist es geschmacksvoll und mit Stil eingerichtet worden. Eine Traumlage, die das seit 23 Jahren verheiratete Paar sehr schätzen weiß, wie der rüstige und fitte Teilzeit-Rentner zugibt.

Wobei so richtig in Rente ging der sportliche Allrounder (fährt auch Barfuss-Wasserski) eigentlich nie, denn seit mehreren Jahren arbeitet Rolf als Instruktor und Fahrtrainer für den TCS (Touring Club der Schweiz) auf der ehemaligen Rennstrecke von Lignières oberhalb des Bielersees. Das Fahrzentrum im Kanton Neuenburg gehört seit 2004 dem TCS. Biland organisiert aber auch in Eigenregie Renn- und Fahrtrainings.

Rolf, zuerst einmal die Frage: Warum muss so ein alter Kerl wie du mit 68 Jahren auf der Rennstrecke noch mit dem Ellbogen den Asphalt streifen?

Tja, ich wollte das auch mal probieren, aber Marc Márquez hätte im Gegensatz zu mir diesen Highsider wohl aufgefangen. (Er lacht.)

Ich bin mit meiner 1000-ccm-Honda-Fireblade per Highsider spektakulär abgeflogen und habe mir dabei das Becken und das Schambein gebrochen. Das war die schlimmste Verletzung in meiner ganzen Karriere. Das ist zwar alles gut verheilt, aber in der Zwischenzeit habe ich mir kürzlich jedoch beim Skifahren das Knie-Innenband gerissen.

Warum fährt du jetzt im hohen Alter so sportlich mit zweirädrigen Fahrzeugen?

Als Instruktor für Solo-Motorräder beim Touring Club Schweiz (TCS) musste ich eben auch das Fahren mit Solo-Motorrädern lernen, damit meine Aussagen auch authentisch rüberkommen.

Ich habe richtig Freude daran bekommen, aber ich fahre nur für mich und mache auch keine Rennen mit, wie zum Beispiel den «Speer-Cup» oder so. Das interessiert mich nicht mehr.

50 Prozent der Rennerei bedeuten für mich auch am Motorrad schrauben, so wie früher eben. Das macht mir genauso viel Spaß wie das Fahren selbst.

Ich trainiere ab und zu mit Domi Aegerter zusammen. Von ihm kann ich viel profitieren, er ist aber kein Vergleich, denn er ist mit meinem Motorrad schon bedeutend schneller als ich.

In der Schräglage holt man sowieso keine Zeit, da ist nur das Risiko gross. Das sagen alle, die Rennen fahren. So langsam begreife ich das auch, dass man möglichst lange aufrecht spät bremst, dann die Maschine wieder möglichst früh aufstellt und Gas gibt.

Wie schwierig war die Umstellung von drei auf zwei Räder?

Ich musste natürlich ganz unten beginnen, denn ich bin vorher nie Solomotorräder gefahren, auch auf der Strasse nicht. Einzig mit Adi Bosshard haben wir zusammen im Winter Motocross trainiert.

Früher auch schon mit den Schweizer Motocross-Assen Fritz Graf und Chris Hüsser. Die waren alle bei Yamaha und erhielten vom Schweizer Importeur Hostettler AG Motocross Maschinen zum Trainieren. Ich war damals vermutlich der einzige Gespannrennfahrer, der im Winter trainiert hat. Heute fährt ja praktisch jeder Cross.

Seit ich selbst ein Solo-Motorrad fahre, verfolge ich auch die MotoGP- und die Superbike-WM intensiver und ich bin überzeugt, dass Domi Aegerter und Randy Krummenacher 2021 in der Supersport-Klasse vorne mitfahren werden.

Sollte das der Fall sein und Tom Lüthi in der Moto2 keine Resultate bringt, werden sich die Schweizer Medien inklusive dem Fernsehen der Supersport-WM zuwenden.

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