Yamaha steht vor Einigung mit neuem Kundenteam

Mehr Sicherheit im GP-Sport: Ist Neckbrace hilfreich?

Von Günther Wiesinger
Nach dem Tod von Jason Dupasquier (19) wird über neue Sicherheitsvorkehrungen im GP-Sport nachgedacht. Aber der Nackenschutz aus dem Motocross ist umstritten. Stefan Bradl beschreibt die Problematik.

Bei den letzten vier tödlichen Unfällen im Motorrad-GP-Sport kam es dreimal als Todesursache das Überrollen eines Gegners. Bei Shoya Tomizawa 2010 in Misano in der Moto2 durch Scott Redding, dann im Oktober 2011 in Sepang bei Marco Simoncelli durch Colin Edwards und Valentino Rossi, zuletzt in Mugello 2021 bei Jason Dupasquier, der in der Arrabiata vom KTM-Kollegen Ayumu Sasaki überfahren wurde; dabei wurden dem Schweizer Moto3-Pilotenb tödliche Verletzungen zugefügt.

«Das Vorderrad von Sasaki ist durch den Spalt zwischen dem Helm und dem Lederkombi von Jason Dupasquier gefahren. Damit wurde eine Schwachstelle aufgedeckt, weil in diesem Bereich kein Schutz für den Körper vorhanden ist. Im Hersteller-Bündnis MSMA besteht Einigkeit darüber, dass wir eine Vorrichtung und Maßnahmen finden müssen, die diese Schwachstelle schließt», meint KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer.

Beirer schwebt deshalb die Verwendung eines HANS-Systems wie in der Formel 1 oder ein Neckbrace vor, wie es im Motorrad-Offroadsport zum guten Ton gehört.

Den Bekleidungsherstellern wie Dainese, Alpinestars, Spidi, Ixon, Revit! Furygan, Kushitani, IXS und so weiter wurde empfohlen, sich Gedanken zu machen. Beirer: «Vielleicht gibt es Ideen, wie man vom Höcker der Lederkombi aus etwas entwickeln könnte, das den heiklen Bereich im Nacken oder am Hals schützt.»

Doch Honda-MotoGP-Testfahrer Strefan Bradl kann sich das Fahren mit einem Neckbrace auf der 1000-ccm-Maschine nicht vorstellen.

«Wir können das Neckbrace von den Motocross-Piloten nicht nehmen, weil bei uns die Fahrdynamik ganz anders ist als im Motocross, wo sich der Körper weniger auf und ab bewegt, glaube ich. Naja, unmöglich ist die Verwendung eines Nackbrace nicht, aber die zündende Idee ist bisher noch nicht zum Vorschein gekommen. Bisher kenne ich keine Vorrichtung, die anwendbar und in der Praxis für einen Road Racer umsetzbar ist. Ich weiß auch nicht, ob so ein Nackbrace Jason Dupasquier retten hätte können. Ich habe gehört, dass er auch im Brustbereich schwere innere Verletzungen erlitten hat, weil er dort überfahren worden ist.»

«Es ist unbestritten, die größte Gefahr im Road Racing besteht, wenn du von einem nachfolgenden Fahrer überrollt wirst», räumt Stefan Bradl ein. «Das ist das schlimmste Szenario. Vor allem haben wir bisher keine Möglichkeit gefunden, hier bessere Vorkehrungen zu treffen.»

Stefan Bradl hat bei Dainese frühzeitig an der Entwicklung des Airbags mitgearbeitet und tauscht sich regelmäßig mit den Dainese-Technikern aus. «Vielleicht kann man den Airbag für den kompletten Oberkörperbereich erweitern», grübelt er. «Der Rückenbereich ist ja eigentlich stark geschützt, denn dort ist der Rückenschutz unter dem Leder sowie der Höcker plus der Airbag. Aber der vordere Bereich bleibt ein wunder Punkt, eine Schwachstelle. Das ist eine heikle Stelle, die aber nicht so leicht zu schützen ist, denn du musst vorne flexibel sein, denn du liegst auf dem Motorrad, du versteckst dich auf den Geraden auf dem Tank hinter der Verkleidung. Du brauchst die Beweglichkeit, deshalb bist du vorn ungeschützt. Man muss sich ja auch noch ein bisschen wohlfühlen beim Fahren. Es ist ganz, ganz schwierig, hier eine geeignete Lösung zu finden.»

«Es machen sich gewiss bei vielen Firmen viele Menschen Gedanken», ist der Moto2-Weltmeister von 2011 überzeugt. «Aber bisher wurde nichts gefunden, was einigermaßen Komfort und gleichzeitig mehr Sicherheit bietet.»

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