Yamaha steht vor Einigung mit neuem Kundenteam

Jake Dixon (Yamaha/21.): «Die Power ist irrwitzig»

Von Günther Wiesinger
Ohne eine einzige Testrunde musste Moto2-Pilot Jake Dixon gestern in Silverstone auf die M1-Yamaha von Morbidelli steigen. Er erzählte offenherzig von den Mühen seiner ersten MotoGP-Erlebnisse.

«Das ist die verdammte Hölle». Das war die erste Aussage von Jake Dixon nach den ersten Runden auf der rund 285 PS starken Yamaha YZR-M1 des Petronas-Team im FP1 in Silverstone. Ausgerechnet auf der schnellsten GP-Strecke des Jahres, auf der Marc Márquez 2019 mit 1:58,168 min (Schnitt 179,7 km/h) die beste Pole-Position-Zeit erzielt hat, musste sich der 25-jährige Engländer gestern erstmals mit der MotoGP-Yamaha anfreunden.

Noch nie zuvor hatte er eine MotoGP-Rakete gesteuert, er kommt aus dem Moto2-Team von Petronas-Sprinta, dort wird mit den 140-PS-765-ccm-Dreizylinder-Motoren von Triumph gefahren, und er ersetzt beim Heim-GP den verletzten Morbidelli. Zur Erinnerung: Selbst der dreifache MotoGP-Sieger Cal Crutchlow war in Spielberg mit diesem Bike zweimal nicht über Platz 17 hinausgekommen. Man durfte es Neuling Dixon also nicht verübeln, wenn er am Freitag nur Platz 21 erreichte und 3,2 sec auf die Bestzeit verlor.

«Das FP1 war schwierig», seufzte Jake Dixon. «Ich musste viel Neues aufsaugen. Der Speed war… boah… Unglaublich! Meine Augenbrauen waren am Ende dieser Runde bei der ‚Hangar Straight‘ definitiv hinten an meinem Kopf. Aber im FP2 habe ich mich schon besser gefühlt mit dem Bike, obwohl wir am Beginn ein kleines Problem hatten. Ich bin im FP1 ca. 1,4 sec schneller gefahren als am Morgen. Jedes Mal wenn ich rausfahre, lerne ich etwas Neues. Aber ehrlich gesagt, die Strecke ist 5,9 km lang, also ist meine Rundenzeit für den ersten Tag nicht so übel gewesen.»

Bei Yamaha war schon Superbike-Ass Garrett Gerloff letztes Jahr in Valencia ohne Testfahrten ins kalte MotoGP-Wasser geworfen worden, er ersetzte damals am Freitag Rossi, der erst für Samstag einen negativen PCR-Test abliefern konnte.

Immerhin hat Jake Dixon bereits Erfahrung mit 1000-ccm-Rennmaschinen, denn er hat die Britische Superbike Championship 2018 auf einer 1000-ccm-Kawasaki ZX10 R des Lee Hardy Racing/RAF Regular & Reserves Teams auf dem zweiten Gesamtrang hinter Leon Haslam beendet, ehe er bei Aspar die erste Moto2-Saison bestritten hat.

Jake ist der Sohn von Darren Dixon, TT-Formula 1 Superbike Champion 1988 und Seitenwagen-Weltmeister 1995 und 1996. Der MotoGP-Rookie ist seit Dezember 2018 verheiratet mit Sarah, der Tochter von Ex-250-ccm-Rennfahrer Eddie Roberts, die 2017 ihre Brustkrebserkrankung öffentlich gemacht hatte und inzwischen genesen ist.

Was hat Jake Dixon bei der ersten Ausfahrt am Freitag bei der M1-Yamaha am meisten überrascht? «Die Power ist irrwitzig. Ich kann das gar nicht beschreiben, man muss das wirklich selbst beim Fahren erlebt haben. Es ist unfassbar und abnormal, wie schnell diese Geräte sind. Aber das größte Überraschung waren weder die Power, noch die Karbon-Bremsen oder die Reifen, es war eher der Gasgriff von Null auf ca. 30 bis 40 Prozent. Die Art und Weise, wie da die Elektronik eingreift, das ist der größte Unterschied zu allen anderen Bikes, die ich bisher gefahren habe. Sich daran zu gewöhnen, war wohl die schwierigste Aufgabe am ersten Tag. Klar, der Speed ist enorm, die Reifen sind großartig, auch die Bremsen sind eindrucksvoll. Aber das Gasgeben von Null auf ein Drittel, daran musste ich mich in der ersten Session allmählich gewöhnen.»

«Aber mit dem Speed-Unterschied zum Moto2-Motorrad, damit habe ich mich realistisch leicht und rasch abgefunden», schilderte Jake. «Ich habe gedacht, das würde länger dauern. Es dauert auch, bis man genug Verständnis für die Reifen hat. Und da die Runde hier so lang ist, kann man nur 30 Runden am Tag abspulen. Das erschwert meine Aufgabe. Wenn ich einen Testtag auf einer kurzen Piste machen hätte können, hätte ich vielleicht 100 Runden drehen können.»

«Generell ist es so, wenn man sich zum Beispiel in ein schnelles Auto setzt, fühlt sich das Fahrzeug eine Weile schnell an. Aber dein Gehirn ist sehr anpassungsfähig und kraftvoll. Es ist unglaublich, wie schnell sich der Kopf an neue Herausforderungen anpasst», wunderte sich Dixon. «Ehrlich gesagt, nach vier Runden im FP1 hat sich der Speed normal angefühlt. Ich bin dann bald auf vernünftige Rundenzeiten gekommen.»

MotoGP, Silverstone, kombinierte Zeiten nach FP2 (27. August)

1. Quartararo, Yamaha, 1:59,317 min
2. Miller, Ducati, + 0,512 sec
3. Martin, Ducati, + 0,622
4. Pol Espargaró, Honda, + 0,718
5. Marc Márquez, Honda, + 0,734
6. Bagnaia, Ducati, + 0,785
7. Aleix Espargaró, Aprilia, + 0,902
8. Binder, KTM, + 0,998
9. Rins, Suzuki, + 1,075
10. Rossi, Yamaha, + 1,083
11. Lecuona, KTM, + 1,096
12. Bastianini, Ducati, + 1,231
13. Mir, Suzuki, + 1,408
14. Zarco, Ducati, + 1,493
15. Nakagami, Honda, + 1,553
16. Crutchlow, Yamaha, + 1,565
17. Marini, Ducati, + 1,741
18. Petrucci, KTM, + 2,088
19. Oliveira, KTM, + 2,095
20. Alex Márquez, Honda, + 2,179
21. Dixon, Yamaha, + 3,284
22. Savadori, Aprilia, + 5,821

Ergebnis MotoGP FP1, Silverstone, 27. August

1. Marc Márquez, Honda, 2:00,941
2. Aleix Espargaró, Aprilia, + 0,350 sec
3. Quartararo, Yamaha, + 0,360
4. Pol Espargaró, Honda, + 0,395
5. Miller, Ducati, + 0,468
6. Nakagami, Honda, + 0,481
7. Rins, Suzuki, + 0,655
8. Bagnaia, Ducati, + 0,842
9. Zarco, Ducati, + 0,854
10. Alex Márquez, Honda, + 0,929
11. Petrucci, KTM, + 1,015
12. Crutchlow, Yamaha, + 1,025
13. Martin, Ducati, + 1,161
14. Binder, KTM, + 1,170
15. Mir, Suzuki, + 1,278
16. Rossi, Yamaha, + 1,393
17. Lecuona, KTM, + 1,459
18. Bastianini, Ducati, + 1,585
19. Oliveira, KTM, + 1,679
20. Marini, Ducati, + 2,255
21. Dixon, Yamaha, + 2,998
22. Savadori, Aprilia, + 6,758

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