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Jim Redman: Sechsfacher Weltmeister wird heute 90

Von Thorsten Horn
Anfang der 1960er-Jahre war Jim Redman mit sechs WM-Titeln und 45 Grand-Prix-Siegen, allesamt auf Honda, der erste Superstar der Japaner. Heute feiert der Engländer, der als Rhodesier Karriere machte, seinen 90. Geburtst

Jim Redman wurde am 8. November 1931 im Londoner Stadtteil West Hampstead geboren. Die Verhältnisse, unter denen er aufwuchs, waren eher bescheiden, was ihn aber für seinen Kampf mit dem Leben stählte. Zu Hause waren sie vier Kinder: Jim, seine ältere Schwester sowie ein jüngeres Zwillingspaar. Als Jim gerade einmal 17 Jahre alt war, hatten die vier bereits beide Elternteile verloren. Von nun an schlüpfte er in die Rolle des Vaters und sorgte gemeinsam mit seiner großen Schwester für die Familie.

Als er 1952 zum Militärdienst berufen wurde, was die Redmans finanziell an den Rand des Ruins gebracht hätte, reiste er kurzerhand nach Rhodesien, dem heutigen Simbabwe, aus. Hier verdiente er recht bald gutes Geld und versorgte die Familie aus der Ferne. Später wuchs sie in der britischen Kronkolonie wieder zusammen.

Nachdem Jims Leben und das der restlichen Familienmitglieder in geordneten Bahnen verlief, kam er über verschiedene Jobs, die allesamt mit Fahrzeugen zu tun hatten, zum Motorsport.

Seiner Freundschaft und seiner geschäftlichen Verbindungen zu John Love ist es zuzuschreiben, dass Jim Redman diesen Weg einschlug. Als der spätere Formel 1-Pilot gerade im Begriff war, die Fronten von Motorrädern zu den Rennwagen zu wechseln, unterstützte Jim ihn tatkräftig bei der Vorbereitung seines Cooper-JAP. Als Dank dafür durfte der Neu-Rhodesier mit Loves Triumph T 100 GP-Rennen fahren.

Jim Redman stellte sich recht geschickt an und gewann in Rhodesien und Südafrika zahlreiche Rennen. So wurde er zum Beispiel 1957 in der 350-ccm-Klasse Südafrikanischer Meister.

Zusammen mit Paddy Driver machte er sich 1958 auf nach Europa, um hier Rennen zu fahren. Hier konnte er auf Grund der damals üblichen Start- und Preisgeld-Regelungen seinen Sport mehr als kostendeckend ausüben. Mit seinen privaten Norton (350 ccm und 500 ccm) tingelte er durch ganz Europa. Zwar konnte er hier und da recht gute Erfolge einfahren, bei den Grand Prix stieß er allerdings an Grenzen. So waren 1959 ein fünfter und zwei sechste Plätze seine nennenswerteste Ausbeute.

Sein Traum vom Platz in einem Werksteam erfüllte sich schließlich 1960 beim Grand Prix der Niederlande in Assen. Nach einem Trainingssturz des Australiers Tom Phillis kam Jim Redman auf dessen Empfehlung zu Honda. Auch bei Walter Kaaden hatte sich der einzige Rechtsanschieber dieser Epoche nach dem Wechsel von Gary Hocking zu MV Agusta beworben. Doch MZ entschied sich für den Neuseeländer John Hempleman als ausländischen Fahrer.

Bei seinen ersten Aushilfseinsätzen für Honda konnte Jim Redman die Japaner auf Anhieb überzeugen, womit er 1961 echter Werksfahrer wurde. In jenem Jahr holte er sich schließlich seinen ersten Sieg bei einem WM-Lauf. Ort des Geschehens war der belgische Ardennen-Kurs von Spa-Francorchamps. Eine Woche später versammelte sich erstmals die gesamte Weltelite auf dem Sachsenring. Das Rennen der Viertelliterklasse sah vier Honda an der Spitze. Der Brite Mike Hailwood siegte vor Jim Redman, dem Japaner Kunimitsu Takahashi und Tom Phillis.

1962 kam Jim Redman auf dem Sachsenring zu seinem zweiten Doppelsieg nach der Dutch TT. Im gleichen Jahr feierte er seine erste Weltmeisterschaft und auch diese gleich doppelt (250 und 350 ccm).

Im darauffolgenden Jahr verteidigte der mittlerweile 31-Jährige seine beiden Titel, und auch am Ende der Jahre 1964 und 1965 hatte Jim Redman, der gleichzeitig die Einsätze des Honda-Teams in einer Art Managerfunktion koordinierte, einen Titel in der Tasche, da aber «nur» in der 350-ccm-Klasse.

Doppel und sogar Dreifachstarts waren zu jener Zeit nicht unüblich. 1964 gewann Jim Redman in Assen als erster Motorradpilot drei WM-Rennen (125, 250 und 350 ccm) an einem Tag. Das gelang außer ihm nur noch Mike Hailwood 1967, ebenfalls in Assen und in den Klassen bis 250, 350 und 500 ccm.

Das Jahr 1964 dürfte Jim Redman auch aus zwei weiteren Gründen in bester Erinnerung geblieben sein. Zum einen war es ihm vorbehalten, in Monza erstmals die legendäre Sechszylinder-Honda bei einem Rennen einzusetzen, zum anderen verlieh ihm die Queen von England den Titel «Member of the British Empire», die höchste nationale Auszeichnung Großbritanniens.

Mit sechs WM-Titeln und auch sechs Siegen auf der Isle of Man gehört Jim Redman (sein Sohn Jimmy fuhr ein Jahre in der 250er-Cross-WM) zu den ganz Großen des Sports.

Dass er das Rennfahren nicht verlernt hatte, bewies er 1995 bei der Daytona Speedweek, als er im Alter von 63 Jahren bei seinem ersten Rennen nach 26-jähriger Pause in einem Showrennen auf einer 350er-MV Agusta gewann.

Sein letztes Rennen bestritt Jim 2016 auf dem Sachsenring, der für ihn inzwischen zu einer Art zweiten oder dritten Heimat geworden war. Trotz seiner 84 Jahre schwang er sich in den Sattel eines GP-Bikes, welches erst weit nach seiner aktiven Zeit gebaut wurde – es handelte sich um eine 500er-Suzuki von 1980.

Die unter anderem vom 500-ccm-Weltmeister des Jahres 1987, Wayne Gardner aus Australien, promoteten «World GP Bike Legends» bestritten in Sachsen am Samstag und am Sonntag je ein Rennen über zehn Runden. «Meine letzten Rennen, weil die Moto GP Bike Legends nun einmal Rennen fahren. Dass ich diese nun auf dem Sachsenring, was in den letzten Jahren so etwas wie meine zweite Heimat geworden ist, bestreite, ist umso schöner», meinte Jim Redman damals und ließ sich das Hintertürchen für historische Demo-Fahrten noch offen.

Nach mehreren Hüft-Operationen fiel ihm aber damals das Laufen, Aufsteigen und Fahren schon ziemlich schwer.

Heute lebt Jim Redman im südenglischen Bradford on Avon unweit von Bristol und erfreut er sich seiner relativ guten Gesundheit.


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