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Ein lehrreiches Jahr: Worauf die MotoGP achten muss

Kolumne von Michael Scott
Saisonfinale in Valencia, Abschied von Valentino Rossi: Wohin geht die MotoGP?

Saisonfinale in Valencia, Abschied von Valentino Rossi: Wohin geht die MotoGP?

Zum Jahresende blickt SPEEDWEEK.com-Kolumnist Michael Scott auf die Lektionen der Saison 2021 zurück und erklärt, was die Motorrad-WM daraus für 2022 lernen sollte.

In Kürze wischt ein neues Jahr das alte weg. Man sollte allerdings aufpassen, was man zurücklässt. Die Lehren aus dem 73. Jahr, in dem auf GP-Level «Ich kann schneller als du» gespielt wurde, sollten wir besser mitnehmen.

Ich höre schon die Aufschreie, was soll das sein?

Nun, einige Dinge wurden ziemlich klar in einer Saison 2021, die zeigte, dass der Ruhm genauso häufig unter den Anwärtern herumgereicht wird, wie er manchmal für Jahre nur von einem einzigen beansprucht wird.

Yamaha war an der Reihe, den MotoGP-Titel zu holen. Oder zumindest ein Yamaha-Fahrer. Wenn man bedenkt, dass Team- und Konstrukteurs-Titel an Ducati gingen, dann hätte einer von den Roten Quartararo auch aufhalten können, hätten sie sich nicht gegenseitig Punkte weggenommen. Eine Lektion, die in Borgo Panigale gepflegt ignoriert wird, indem die Ducati-Armada 2022 sogar auf acht Bikes aufgestockt wird.

Honda sind seit zwei Jahren die Hände gebunden, erstens wegen des Fehlens von Marc Márquez, zweitens wegen der für 2021 eingefrorenen Motorenentwicklung. Werden sie zurückschlagen? Ja. Man darf davon ausgehen, dass die massiven Ressourcen von HRC in der Zeit gut gebündelt wurden. Und wenn man die Aussagen von Márquez junior nach dem Jerez-Test («ein total anderes Konzept») bedenkt und Márquez senior hoffentlich wieder zu alter Stärke zurückfindet, ist es sehr riskant, gegen Honda zu wetten.

Die Geschichte hat uns belehrt.

Eine andere altbekannte Lektion: Nichts währt ewig.

Siehe das hinausgezögerte Ende der längsten Top-Level-Karriere auf zwei, drei oder vier Rädern. Valentino Rossis Resultate waren schon seit drei oder vier Jahren rückläufig, aber er blieb – wie Barry Sheene – auch lange nach seinem letzten Sieg der Champion der Fans. Jetzt muss er nur noch in ein paar Jahren zurückkommen und auf der Isle of Man gewinnen, um Mike Hailwood endgültig als den Größten aller Zeiten abzulösen.

Für mich herrschte in der abgelaufenen Saison eine herrischere Atmosphäre. Das kündigte sich schon seit einigen Jahren an und unterschiedliche Aspekte tragen nun zu einem besorgniserregenden Crescendo bei… Die MotoGP nimmt sich zu sehr ein Beispiel an der Formel 1. Zu ihrem Nachteil.

Einmal zeigt sich das in der zwanghaften Erweiterung des Kalenders. Einst mussten zusätzliche Rennen in Spanien eingeführt werden, um die Zahlen aufzupolieren. Der Widerwillen der Verantwortlichen, diese jetzt wieder zu streichen, kombiniert mit der Notwendigkeit der Motorradindustrie, die potenziellen Kunden in den wenigen wachsenden Märkten (wie Thailand und Indonesien) zu erreichen, führt 2022 zu einem Kalender mit 21 Grand Prix – so viele wie noch nie und nur ein Rennen weniger als in der diesjährigen Formel-1-Saison. Sind das zu viele? Einige glauben schon.

Es gibt aber auch andere Beispiele des F1-Credos. Showbusiness über Sport. Welches Risiko das birgt, veranschaulichte das vergiftete Ende einer denkwürdigen Formel-1-Saison, als der Titel in der letzten Runde nicht an den Fahrer ging, der im alles entscheidenden Rennen bis dahin klar auf Siegkurs war, sondern an seinen Rivalen, auch dank des Eingreifens der Rennleitung und einer Reihe umstrittener Entscheidungen.

Die MotoGP erlebte 2021 ebenso einige scheinbar gut gemeinte, aber oft doch zynische Einmischungen in die Ergebnisse. Der manchmal schädliche Einfluss der Stewards wurde vom Verfasser dieser Zeilen an dieser Stelle schon bis zum Überdruss diskutiert. Fakt ist: Entscheidungen, die sich auf Rennergebnisse und den Ausgang einer Meisterschaft auswirken, sind manchmal fair, immer unpopulär. Sie müssen auf ein Minimum beschränkt werden.

Ende November folgte dann die offizielle Bestätigung einer weiteren Nachahmung: Ein Deal mit Amazon Prime Video beschert der MotoGP eine eigene Doku-Serie, die Einblicke hinter die Kulissen gewährt – ganz nach dem Netflix-Vorbild «Drive to Survive». Äußerst erfolgreich und als Zeitvertreib durchaus sehenswert, erweiterte «Drive to Survive» die Fan-Basis der Formel 1 nicht nur, sondern senkte auch deren Durchschnittsalter.

Das kann also für die MotoGP nur gut sein, oder?

Naja, bis auf den sportlichen Aspekt. Jeder, der die F1-Doku gesehen hat, wird sich gewundert haben, wie wenig sich die Fahrer und insbesondere die Teammanager untereinander ausstehen können. Das Gift in der Atmosphäre, das sich in fast durchgängigen Protesten und Gegenprotesten zeigt, steht in scharfem Kontrast zur bisher relativ herzlichen Atmosphäre im MotoGP-Fahrerlager.

Altes wegspülen, Neues einlassen? Vorsicht!

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