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Pit Beirer: «Sehe Raúl Fernández in Zukunft bei KTM»

Von Günther Wiesinger
KTM-Rennchef Pit Beirer bezeichnet Raúl Fernández als Rohdiamant. Und es wird damit gerechnet, dass er viele andere Angebote bekommt. «Laut meinen Vertragsunterlagen sehe ich Raúl 2023 bei uns», sagt Pit Beirer.

Nach den großteils enttäuschenden Ergebnissen der beiden letztjährigen KTM Tech3-MotoGP-Fahrer Danilo Petrucci und Iker Lecuona vom Vorjahr sind die Erwartungen in dieses Saison mit den beiden verheißungsvollen Rookies Remy Gardner und Raúl Fernández entsprechend höher. Teambesitzer Hervé Poncharal will auf jeden Fall den Rookie-of-the-Year-Award gewinnen, gleichzeitig hat er die famosen Ergebnisse der Rookie wie Fabio Quartararo (2019) und Jorge Martin und Enea Bastianini vom Vorjahr im Hinterkopf.

Aber es steht auch fest: Die Tech3-Rookies befinden sich noch mitten in der Lernphase. Es wird eine Zeit dauern, bis sie näher an die Zeiten von Binder und Oliveira aus dem Red Bull KTM Factory Team herankommen. Immerhin: Gardner kassierte in Katar als 15. schon einen Punkt. 2021 blieb Tech3-KTM in Doha bei beiden Grand Prix punktelos...

SPEEDWEEK.com hat sich mit KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer über die Aussichten und die Erwartungshalten bezüglich von Gardner und Fernández unterhalten, die 2021 im Red Bull KTM-Ajo Team gemeinsam 13 von 18 Moto2-Rennen gewonnen und für sieben Doppelsiege gesorgt haben. Der Moto2-Vizeweltmeister landete in Doha auf Platz 18 und kündigte kühn an, er werde bald um Podestplätze fighten. 

Beirer äußerte sich auch zur Vertragssituation von Raúl Fernández, der letztes Jahr als Rookies acht Moto2-WM-Läufe gewonnen hat, einen mehr als Marc Márquez als Rookie 2011. Es wird befürchtet, dass der 21-jährige spanische Ausnahmekönner zur Konkurrenz gehen könnte, wie sein Landsmann Jorge Martin vor zwei Jahren, auf den KTM ebenfalls eine Option hatte. Er wechselte trotzdem zu Ducati und ins Pramac-Team.

Pit, wieviel Zeit muss man den Rookies geben?

Unsere Rookies Remy Gardner und Raúl Fernández werden ihren Weg gehen. Und dafür werden sie ihre Zeit brauchen. Das ist tipp-topp in Ordnung. Ihre Leistung in Doha hat mich gefreut. Remy hast nach seiner Handverletzung seit Januar viele Schmerzen gehabt, trotzdem hat er jetzt einen Punkt geholt.

Jetzt kommt in einer Woche der Indonesien-GP, dort haben die Rookies bereits getestet. Wann kann man von Gardner und Fernández erwarten, dass sie sich Richtung Top-Ten orientieren?

Ich glaube, es wird irgendwann einen Moment gegen, wo es ‚klick» macht. Dann kann das relativ schnell gehen. Es geht dann gleich einmal ein paar Positionen weiter nach vorne.

Das wird nicht bei den ersten drei, vier Rennen passieren. Aber nach zwei, drei Rennen in Europa werden sie anfangen, das Projekt MotoGP zu verstehen. Dann kommen auch die Ergebnisse.

Tech3-Teamchef Poncharal meint, Raúl Fernández werde in den nächsten Monaten wieder Angebote von allen Teams und Werken bekommen. Wie sieht seine aktuelle Vertragssituation aus? Ist er für 2023 fix an KTM gebunden? Üblicherweise hat  KTM eine einseitige Option auf die Fahrer!

Nachdem es um Raúl speziell so heiß hergeht, gebe ich über seinen Vertragsstatus einmal gar keine Auskunft. Da sollen jetzt einmal alle spekulieren.

Ich hoffe, dass er bei uns so gut wird, dass er auch gleich mal wieder von anderen Herstellern Angebote kriegt. Aber das ist momentan echt nicht das Thema.

Wir haben uns gemeinsam entschlossen, jetzt diesen Weg bei KTM in der MotoGP zu gehen.

Die Realität ist auch bei Raúl die MotoGP. Man hat jetzt bei ihm gesehen, dass er in der MotoGP-Liga nicht automatisch gleich in die Top-Ten fährt. Obwohl er ein ganz besonderes Talent und ein Rohdiamant ist. 

Wir müssen jetzt ein paar Wochen mit ihm weiter arbeiten, um Schritt für Schritt näher an die Spitze zu kommen. Das werden manchmal auch kleine Schritte sein.

Irgendwann wird Raúl dann ein großartiger MotoGP-Fahrer sein.

Aber dann sehe ich ihn in Zukunft bei uns und nicht bei der Konkurrenz. Egal, wie der Vertragsstatus aussieht.

KTM vereinbart mit den Werksfahrer immer einseitige Optionen. Das Werk entscheidet also, ob der Fahrer weiter unter Vertrag bleibt oder nicht. Aber bei Raúl Fernández bist du nicht 100-prozentig sicher?

Laut meinen Vertragsunterlagen sehe ich Raúl 2023 sehr wohl bei uns. Aber er muss es auch wollen. Das sage ich ganz ehrlich dazu.
Wir haben jetzt viel Energie in das Projekt reingesteckt und auch viel Ruhe.

Wir haben da jetzt eine extrem gute Richtung gefunden. Die Zusammenarbeit macht uns extrem viel Spaß. Wir haben mit der ganzen Familie zusammengerauft. Und das war erst der Anfang. Da wird noch viel mehr kommen.

«Zusammengerauft», sagst du, weil KTM die Forderung von Papa Carlos Fernández erfüllen musste, auch dem jüngeren Bruder Adrian Fernández einen KTM-Vertrag zu geben.

Ja, Adrian ist bei uns 2021 im Husqvarna-Team gefahren. Es war dann fraglich, ob er noch einen Platz im Moto3-Feld bekommt.

Wir haben Adrian danach einen Moto3-WM-Platz im KTM-Tech3-Team von Hervé Poncharal gegeben. Damit haben wir gezeigt, wie wichtig uns dieses gesamte Projekt ist.

Es ist klar, dass diese jetzige Lösung für den Familienfrieden besser ist.

Leistung kommt immer nur aus einem positiven Umfeld, wenn alle am selben Strang ziehen, und das haben wir mit diesen Schritten zusammen gebracht.

Da hat auch Hervé super gut reagiert und gesagt: Lass‘ uns das einfach gemeinsam machen.

Wir haben damit eine sehr gute Basis für Raúl geschaffen. Er kann jetzt in Ruhe in die MotoGP-Liga reinwachsen. Er wird da reinwachsen. Ob er dafür zwei Rennen braucht oder vier oder sechs, das ist uns jetzt egal.

Raúl wird seinen Weg machen. Und wir sind seine Partner.

MotoGP-Ergebnis, Doha, 6. März:

1. Enea Bastianini, Ducati, 22 Runden in 42:13,198 min
2. Brad Binder, KTM, + 0,346 sec
3. Pol Espargaró, Honda, + 1,351
4. Aleix Espargaró, Aprilia, + 2,242
5. Marc Márquez, Honda, + 4,099
6. Joan Mir, Suzuki, + 4,843
7. Alex Rins, Suzuki, + 8,810
8. Johann Zarco, Ducati, + 10,536
9. Fabio Quartararo, Yamaha, + 10,543
10. Takaaki Nakagami, Honda, + 14,967
11. Franco Morbidelli, Yamaha, + 16,712
12. Maverick Viñales, Aprilia, + 23,216
13. Luca Marini, Ducati, + 27,283
14. Andrea Dovizioso, Yamaha, + 27,374
15. Remy Gardner, KTM, + 41,107
16. Darryn Binder, Yamaha, + 41,119
17. Fabio Di Giannantonio, Ducati, + 41,349
18. Raúl Fernández, KTM, + 42,357
– Jorge Martin, Ducati, 11 Runden zurück
– Francesco Bagnaia, Ducati, 11 Runden zurück
– Miguel Oliveira, KTM, 12 Runden zurück
– Alex Márquez, Honda, 13 Runden zurück
– Marco Bezzecchi, Ducati, 16 Runden zurück
– Jack Miller, Ducati, 16 Runden zurück

WM-Stand nach 1 von 21 Grand Prix:

1. Bastianini 25 Punkte. 2. Brad Binder 20. 3. Pol Espargaró 16. 4. Aleix Espargaró 13. 5. Marc Márquez 11. 6. Mir 10. 7. Rins 9. 8. Zarco 8. 9. Quartararo 7. 10. Nakagami 6. 11. Morbidelli 5. 12. Viñales 4. 13. Marini 3. 14. Dovizioso 2. 15. Gardner 1.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati 25 Punkte. 2. KTM 20. 3. Honda 16. 4. Aprilia 13. 5. Suzuki 10. 6. Yamaha 7.

Team-WM:

1. Repsol Honda 27 Punkte. 2. Gresini Racing 25. 3. Red Bull KTM Factory 20. 4. Suzuki Ecstar 19. 5. Aprilia Racing 17. 6. Monster Energy Yamaha 12. 7. Pramac Racing 8. 8. LCR Honda 6. 9. Mooney VR46 Racing 3. 10. WithU Yamaha RNF 2. 11. Tech3 KTM Factory 1.

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