Stefan Bradl statt Marc Márquez in Termas und Texas?

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl macht sich bereit für den Argentinien-GP

Stefan Bradl macht sich bereit für den Argentinien-GP

Stefan Bradl hat 2020 und 2021 mehr Rennen für Repsol-Honda bestritten als Marc Márquez. Jetzt deutet alles darauf hin, dass er auch in Argentinien und Texas für den Spanier einspringen wird.

Stefan Bradl hätte ab morgen mit der Honda RC213V auf dem Circuito de Jerez – Ángel Nieto testen sollen, doch der erste Testtag wurde schon einmal wegen des Regenwetters gestrichen. Und natürlich stellen sich jetzt nicht nur die deutschen Fans die Frage, ob der Bayer bei den nächsten zwei Grands Prix in Argentinien und Texas wieder einmal für den verletzten Marc Márquez einspringen wird.

«Diese Frage habe ich mir in Lombok schon in dem Augenblick gestellt, als ich Marc mit dem Highsider im Warm-up durch die Luft fliegen sah», stellte Stefan Bradl heute im Gespräch mit SPEEDWEEK.com fest. Er wollte aber eine Teilnahme an den nächsten zwei Rennen nicht bestätigen. «Honda wird irgendwann ein offizielles Statement dazu abgeben», vertröstete Bradl seine Fans.

Aber der deutsche Honda-MotoGP-Testfahrer hat Márquez schon 2020 bei zwölf Grands Prix im Repsol-Team vertreten, dann 2021 zweimal in Katar und dazu im Herbst in Portimão, nachdem sich der Ex-Weltmeister beim Motocross-Unfall Ende Oktober wieder eine Diplopie zugezogen hatte. Marc Márquez hingegen hat sei dem Saisonstart 2020 nur elf Rennen von 24 Rennen für Repsol-Honda  bestritten. Bei Bradl kommen noch die zwei Wildcard-Einsätze 2021 in Jerez und Misano-1 dazu. 

Man muss also kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass der siebenfache GP-Sieger in Termas de Río Hondo (3. April) und Austin (10. April) als Teamkollege von Pol Espargaró einspringen wird.

Wenn sich dieser Verdacht bewahrheitet, wird der 32-jährige Stefan Bradl (bisher 53 Top-Ten-Plätze in der MotoGP) seit dem Saisonstart 2020 bis zum Portugal-GP vom 24. April 2022 nicht weniger als 20 Grands Prix bestritten haben, Marc Márquez 16.

Stefan, wenn sich unsere Vermutung bewahrheitet und du für Repsol-Honda die nächsten zwei Rennen fährst, kehrst du erstmals seit 2016 nach Argentinien zurück. Die Gegner sind zuletzt 2019 in Las Termas gefahren. Ein Nachteil?

Das Autodromo in Termas de Rió Hondo ist eine GP-Strecke, die vom Layout her relativ einfach ist. Ich bin kürzlich gefragt worden, was die einfachste GP-Piste im Kalender ist. Ich habe gesagt: Argentinien.

Denn diese Piste stellt vom Streckenverlauf her körperlich die geringsten Anforderungen.

Doch eine Woche später steht Texas auf dem Programm, dort ist genau das Gegenteil der Fall. Dort haben wir 21 Kurven, eine Berg- und Talbahn, das ist körperlich eine der anspruchsvollsten und brutalsten GP-Strecken.

Argentinien ist eine gute Strecke zum Aufwärmen und um in den Rennmodus reinzukommen, für den Fall, dass ich dort aufgeboten werde. Termas ist von den Kurvenradien weitläufig, es gibt wenig harte Anbremsmanöver.

Aber wir waren lange nicht dort. Außerdem ist der Belag immer schmutzig.

Ich bin gespannt, welche Reifen Michelin dort in die Allocation bringt. Die Temperatur war in Las Termas immer hoch.

Du bist mit der LCR-Honda dort 2014 auf Platz 5 gelandet, 2016 mit der Aprilia auf Platz 7. 2016 hat sich am Hinterreifen von Scott Redding im FP4 die Lauffläche vom Hinterreifen gelöst.

Ja, 2016 war dort das erste Jahr mit Michelin. Ich erinnere mich, dass die Reifen überhitzt haben. Das Rennen wurde von 25 auf 20 Runden gekürzt. Und wir mussten im Rennen sogar einen Pflichtstopp zum Reifenwechsel einlegen.

Wie hast du den Auftritt von Marc Márquez auf dem Mandalika Circuit erlebt?

Ich war ja als Experte für ServusTV vor Ort. Als ich den Crash im Warm-up gesehen habe, sind mir sofort die Gedanken, dass ich jetzt bald zum Einsatz kommen könnte, durch den Kopf geschossen. Das ist ja logisch, weil ich diese Erfahrungen auch in der Vergangenheit schon mehrmals gemacht habe.

Durch die bisherige Verletzungs-Historie und den schweren Crash im Warm-up kommt die Vermutung, dass ich voraussichtlich einspringen werde, nicht aus heiterem Himmel. Wenn mich diese Mitteilung erreicht, bin ich darauf vorbereitet.

Mir wäre natürlich lieber, wenn Marc selbst fahren könnte, denn er ist für Honda unersetzlich. Der Kerl tut mir leid, weil seine Sehbeschwerden jetzt wieder akut geworden sind und er nicht weiß, wann und ob er wieder fit sein wird. Das ist keine leichte Situation. 

Niemand kann beurteilen, wann Marc wieder einsatzfähig sein kann. Er wird sich da sicher auf das Urteil seines Augenarztes verlassen. Das ist eine heikle Geschichte, die in fünf Tagen verheilt sein kann oder in einem Jahr. Niemand hat da genaue Erfahrungswerte. 

Nach dem Cross-Unfall im Oktober durfte Marc sechs Wochen nur spazieren gehen. Wenn ihm jetzt eine ähnliche Pause blüht, wird er mindestens bis Juni ausfallen.  

Wie lange die Genesung jetzt dauert, ist schwer vorauszusagen. Ich hoffe nur, dass er es wieder hinkriegt. 

Hätte das Team nicht schon einschreiten und Marc stoppen müssen, als er im Qualifying 1 nach dem ersten Crash im Laufschritt wieder auf die Ersatzmaschine gesprungen ist? 

Für das Team-Management ist es schwierig, einem Fahrer Vorschriften zu machen, der in zehn Jahren acht Weltmeistertitel gewonnen hat. Marc hat die nötige Erfahrung. Der Erfolg spricht für ihn. 

Aber man hat gesehen, dass er beim ersten Crash in Q1 schon ordentlich im Kiesbett abgerollt ist, auch über den Kopf. Das war ein schneller Vorderrad-Rutscher. Bei so einem Sturz wird der Fahrer ganz schön durcheinander gewirbelt, auch wenn es keinen so heftigen Einschlag gab wie nachher am Sonntag beim Highsider im Warm-up.

Schade, ohne den Crash im Warm-up hätte Marc Vierter, Fünfter,  oder Sechster werden können. In Texas hätte er vermutlich wieder gewonnen. Dann hätte es in der WM gleich wieder ganz anders ausgeschaut. 

Ergebnisse MotoGP Mandalika/IND:

1. Miguel Oliveira, KTM, 20 Runden in 33:27,223 min
2. Fabio Quartararo, Yamaha, +2,205 sec
3. Johann Zarco, Ducati, +3,158
4. Jack Miller, Ducati, +5,663
5. Alex Rins, Suzuki, +7,044
6. Joan Mir, Suzuki, +7,832
7. Franco Morbidelli, Yamaha, +21,115
8. Brad Binder, KTM, +32,413
9. Aleix Espargaró, Aprilia, +32,586
10. Darryn Binder, Yamaha, +32,901
11. Enea Bastianini, Ducati, +33,116
12. Pol Espargaró, Honda, +33,599
13. Alex Márquez, Honda, +33,735
14. Luca Marini, Ducati, +34,991
15. Pecco Bagnaia, Ducati, +35,763
16. Maverick Viñales, Aprilia, +37,397
17. Raúl Fernández, KTM, +41,975
18. Fabio Di Giannantonio, Ducati, +47,915
19. Takaaki Nakagami, Honda, +49,471
20. Marco Bezzecchi, Ducati, +49,473
21. Remy Gardner, KTM, +55,964
– Jorge Martin, Ducati
– Andrea Dovizioso, Yamaha

WM-Stand nach 2 von 21 Grands Prix:

1. Bastianini, 30 Punkte. 2. Brad Binder 28. 3. Quartararo 27. 4. Oliveira 25. 5. Zarco 24. 6. Pol Espargaró 20. 7. Aleix Espargaró 20. 8. Rins 20. 9. Mir 20. 10. Morbidelli 14. 11. Miller 13. 12. Marc Márquez 11. 13. Darryn Binder 6. 14. Nakagami 6. 15. Marini 5. 16. Viñales 4. 17. Alex Márquez 3. 18. Dovizioso 2. 19. Gardner 1. 20. Bagnaia 1.

Konstrukteurs-WM:

1. KTM 45 Punkte. 2. Ducati 41. 3. Yamaha 27. 4. Suzuki 21. 5. Honda 20. 6. Aprilia 20.

Team-WM:

1. Red Bull KTM Factory 53 Punkte. 2. Monster Energy Yamaha 41. 3. Suzuki Ecstar 40. 4. Repsol Honda 31. 5. Gresini Racing 30. 6. Pramac Racing 24. 7. Aprilia Racing 24. 8. Ducati Lenovo 14. 9. LCR Honda 9. 10. WithU Yamaha RNF 8. 11. Mooney VR46 Racing 5. 12. Tech3 KTM Factory 1.

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