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Valentino Rossi: «Die MotoGP fehlt mir nicht»

Von Mario Furli
Valentino Rossi

Valentino Rossi

Valentino Rossi blickt auf die Beweggründe für seine lange MotoGP-Karriere sowie den Zeitpunkt für seinen Rücktritt zurück und schildert, wie er den ersten Grand Prix von zu Hause aus erlebte – mit Töchterchen Giulietta.

Valentino Rossi gewährte der italienischen Tageszeitung «Il Giornale» sein erstes ausführliches Interview als Vater, nachdem Giulietta Rossi pünktlich zum Start in die erste MotoGP-Saison ohne «Vale» am 4. März geboren wurde.

«Sie kam am Freitagmorgen des Katar-GP zur Welt», erzählte Rossi. «Und Monate zuvor, als mir Francesca sagte, dass sie schwanger war, war das genau zu der Zeit, als ich über den Rücktritt nachdachte. Ich nahm es als Wink des Schicksals. Ich hörte aber nicht deshalb auf, wäre ich konkurrenzfähig gewesen, hätte ich auch als Papa weitergemacht», versicherte der neunfache Motorrad-Weltmeister, der sich 2022 einem neuen Kapitel in seiner Rennfahrerkarriere widmet – der GT World Challenge Europe in einem Audi R8 LMS Evo II.

Welchen Einfluss hatte die Beinahe-Katastrophe von Spielberg 2020 auf seine Entscheidung, als die Motorräder von Zarco und Morbidelli nur knapp an Rossi und seinem damaligen Yamaha-Teamkollegen Maverick Viñales vorbeischnellten? «Das gab mir zu denken», räumte Vale ein. «Ich wusste es schon, aber das war wirklich der Beweis dafür, dass es bei den Rennen nicht reicht aufzupassen. Wenn du im falschen Moment am falschen Ort bist, dann bist du erledigt. Ja, das war ein harter Moment, auch wenn er mich nicht dazu brachte zu sagen: ‚Ich höre auf.‘ Es war sogar so, dass ich in den Wochen entschied, noch eine weitere Saison zu fahren.»

Dass Rossi seine Karriere trotz ausbleibender Erfolge (letzter GP-Sieg Assen 2017) weiter in die Länge zog, weil ihm eine Zukunft ohne Motorräder Angst gemacht hätte, entkräftet er entschieden: «Das ist falsch. Eine Zukunft hatte ich schon seit einer ganzen Weile aufgebaut: Eine Merchandising-Firma, die VR46, ein MotoGP-Team, eine Academy für junge Fahrer, eine eigene Strecke wie die Ranch», zählte er auf. «Das verdanke ich auch den Leuten, die seit jeher an meiner Seite sind. Meine Karriere war lang, daher hatten wir Zeit nachzudenken.»

«Ich machte weiter, weil ich daran glaubte», betonte der Superstar stattdessen. «Weil ich glaubte, dass ich noch weiter gewinnen konnte, und ich war ja auch bis zur Hälfte der Saison 2019 konkurrenzfähig. Klar, der Valentino Rossi von vor zehn Jahren war ich nicht mehr, das ist normal, aber ich glaubte noch daran. Ja, ich hätte vielleicht ein Jahr früher aufhören können, Ende 2020. Es war aber ein Covid-Jahr, mit mehreren Rennen auf einer Strecke und ohne Fans. Da sagte ich mir: ‚Was mache ich, höre ich so auf?‘ Nein, das wäre nicht schön gewesen, also noch ein Jahr. Nicht etwa, weil ich die Leute für meinen Rücktritt an der Strecke haben wollte, aber weil es mein Wunsch war, nach einem ‚echten‘ WM-Jahr aufzuhören.»

Den ersten Grand Prix nach seinem Rücktritt verfolgte Rossi übrigens vom Krankenhaus aus, mit Töchtern Giulietta im Arm, wie er stolz verriet. Nach 26 WM-Jahren am Ende der vergangenen Saison einen Schlussstrich gezogen zu haben, bereut der 43-jährige Italiener keinesfalls: «Der erste Sonntag ohne MotoGP machte mir gar nichts aus. Ich dachte nur: ‚Was für ein Glück, dass ich jetzt nicht auf der Strecke bin.‘ Es war mir sehr wichtig, im Vorjahr in Valencia auf eine fröhliche Weise aufzuhören – und das gelang mir. Deswegen genoss ich es jetzt auch, die Grand Prix vom Sofa aus zu verfolgen. Ich bin ein großer Motorradfan, ich schaue gerne zu. Und ich bin ein Fan unserer Fahrer. Dazu ist mein Bruder auf der Strecke, und meine Freunde. Schwierig war nur der Moment im Juni des Vorjahres, zwischen Barcelona und Assen, als ich entschied aufzuhören.»

Gerade sein Bruder Luca Marini wollte Vale auch davon überzeugen, noch einmal eine Ducati Desmosedici GP zu testen. Davon will der 115-fache GP-Sieger aber nichts wissen. «Damit ist nicht zu scherzen. Wenn du auf eine MotoGP steigst, dann musst du das mit einem Zeil machen, weil es brutale Motorräder sind, die unglaublich stark sind, da macht es keinen Sinn, wenn man nur bei 75 Prozent unterwegs ist. Die MotoGP fehlt mir nicht», machte der «Dottore» deutlich.

Ein paar Grand Prix wird der VR46-Teambesitzer 2022 aber sehr wohl besuchen. «Mugello zum Beispiel», versprach er schon.

Die Bilanz von Valentino Rossi in der Motorrad-WM:

1996: WM-9. auf Aprilia 125, 111 Punkte, ein GP-Sieg
1997: WM-1. auf Aprilia 125, 321 Punkte, elf Siege
1998: WM-2. auf Aprilia 250, 201 Punkte, fünf Siege
1999: WM-1. auf Aprilia 250, 309 Punkte, neun Siege
2000: WM-2. auf Honda 500, 209 Punkte, zwei Siege
2001: WM-1. auf Honda 500, 325 Punkte, elf Siege
2002: WM-1. auf Honda 990, 355 Punkte, elf Siege
2003: WM-1. auf Honda 990, 357 Punkte, neun Siege
2004: WM-1. auf Yamaha 990, 304 Punkte, neun Siege
2005: WM-1. auf Yamaha 990, 367 Punkte, elf Siege
2006: WM-2. auf Yamaha 990, 247 Punkte, fünf Siege
2007: WM-3. auf Yamaha 800, 241 Punkte, vier Siege
2008: WM-1. auf Yamaha 800, 373 Punkte, neun Siege
2009: WM-1. auf Yamaha 800, 306 Punkte, sechs Siege
2010: WM-3. auf Yamaha 800, 233 Punkte, zwei Siege
2011: WM-7. auf Ducati 800, 139 Punkte, kein Sieg
2012: WM-6. auf Ducati 1000, 163 Punkte, kein Sieg
2013: WM-4. auf Yamaha 1000, 237 Punkte, ein Sieg
2014: WM-2. auf Yamaha 1000, 295 Punkte, zwei Siege
2015: WM-2. auf Yamaha 1000, 325 Punkte, vier Siege
2016: WM-2. auf Yamaha 1000, 249 Punkte, zwei Siege
2017: WM-5. auf Yamaha 1000, 208 Punkte, ein Sieg
2018: WM-3. auf Yamaha 1000, 198 Punkte, kein Sieg
2019: WM-7. auf Yamaha 1000, 174 Punkte, kein Sieg
2020: WM-15. auf Yamaha 1000, 66 Punkte, kein Sieg
2021: WM-18. auf Yamaha 1000, 44 Punkte, kein Sieg

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