Miguel Oliveira: Absage an GASGAS – 2023 bei Aprilia

Von Günther Wiesinger
Miguel Oliveira hat den Drei-Jahres-Vertrag für das neue GASGAS-Tech3-Factory Team abgelehnt. Der Portugiese hat sich mit dem Aprilia-Werk geeinigt und wird am Mittwoch als Neuzugang präsentiert.

Miguel Oliveira, zuletzt viermal Neunter in Mugello, in Catalunya, auf dem Sachsenring und in Assen, dann Sechster in Silverstone und Zwölfter in Spielberg, hat bereits in der zweiten Juni-Hälfte einen Vorvertrag bei Aprilia Racing unterschrieben. Der Portugiese entschied sich damals, die MotoGP-WM 2023 im neuen WithU-RNF-Aprilia-Kundenteam von Razlan Razali zu bestreiten. Er hat seinen Crew-Chief Paul Trevathan und sein Techniker-Team bei Red Bull-KTM bereits am Abend des Mugello-GP am 29. Mai über den geplanten Markenwechsel informiert und beim Sachsenring-GP drei Wochen später öffentlich klargestellt, dass er KTM verlassen wird.

Beim GP von Deutschland führten Vater und Manager Paulo Oliveira und Sohn Miguel am Donnerstag ein erstes Gespräch mit Aprilia-Renndirektor Massimo Rivola. Bis dahin zeichnete sich ein Vertrag mit Gresini Ducati ab, zumindest war das der Wunsch des Ducati-Corse-Managements mit Gigi Dall’Igna und Paolo Ciabatti.

Doch Gresini-Teambesitzerin Nadia Padovani wollte die geforderte Gage nicht bezahlen, denn Alex Márquez (er kommt von LCR-Honda) kaufte sich mit 1 Million Euro Mitgift der spansichen Brauerei Estrella Galicia für die kommenden Saison ein. Er übernimmt bei Gresini den Platz von Enea Bastianini, der nach drei MotoGP-Siegen zu Ducati Lenovo wechselt und dort Jack Miller ablöst.

Spielberg-GP: Angebot von GASGAS

Der 27-jährige Oliveira blieb jedoch auch in der Sommerpause die begehrteste Aktie auf dem MotoGP-Transfermarkt, alle Teams und Werke, die noch verfügbare Plätze hatten, waren hinter dem Portugiesen her.

Auch Stefan Pierer, Vorstandsvorsitzender der Pierer Mobility AG mit den Marken KTM, GASGAS und Husqvarna, wollte den vierfachen MotoGP-Sieger nicht sang- und klanglos der Konkurrenz überlassen.

Oliveira hatte von der Pierer-Gruppe im Mai das Angebot erhalten, vom Red Bull KTM Factory Team zu Tech3 zu wechseln, denn für die nächsten zwei Jahre bekommt Jack Miller (drei MotoGP-Siege, WM-Vierter 2021) den Platz neben Brad Binder im Red Bull-Team.

Diese Schmach wollte Miguel Oliveira nicht hinnehmen, deshalb wurden andere Angebote geprüft.

Allerdings hat der aktuelle WM-Zehnte nach dem fünften Platz in Assen 2021 eine Schwächephase durchlitten und bis zum Portugal-GP im April 2022 bei 13 WM Rennen hintereinander keinen Top-Ten-Platz im Trockenen errungen. Wobei er ab August 2021 eine Weile angeschlagen war, weil er sich im FP1 beim Steiermark-GP Anfang August eine schmerzhafte und langwierige Handverletzung zugezogen hatte.

Nicht zuletzt wegen der starken Formsteigerung ab Ende Mai 2022 machte Stefan Pierer seinem portugiesischen Werksfahrer (Oliveira feierte alle seine 16 GP-Siege in drei Klassen auf KTM, er wurde auf KTM zweimal Vizeweltmeister) vor einer Woche in Spielberg noch ein verlockendes Angebot. «Ich habe Miguel einen Drei-Jahres-Vertrag für das GASGAS Tech3 Factory Team angeboten», verriet Stefan Pierer in Österreich im Exklusiv-Interview mit SPEEDWEEK.com.

Der österreichische Firmenchef machte sich aber keine übertriebenen Hoffnungen auf einen Meinungsumschwung von Paulo und Miguel Oliveira. «Ich glaube nicht, dass Miguel 2023 bei uns fahren wird, weil er bei Aprilia eine Absichtserklärung unterzeichnet hat», erklärte Pierer vor acht Tagen. «Wir haben ihm aber vor dem Rennen in Spielberg versichert, dass Tech3 in Zukunft ein echtes zweites Werksteam sein wird. Das hat er damals nicht gewusst, als wir ihm im Mai den Wechsel zu Tech3 angeboten haben. Wenn er früher gewusst hätte, wie das Tech3-Team künftig strukturiert wird, wäre er vielleicht geblieben. Es hat ihm ein bisschen weh getan, als wir Jack Miller im Red Bull-Team den Vorzug gegeben haben. Aber es ist, wie es ist. Wenn er ablehnt, ist bei Tech3 ein Platz frei.»

Zwei KTM-Piloten bei Aprilia

Oliveira musste sich bis zum vergangenen Freitag (26.8.) entscheiden. Der Portugiese und sein Manager-Vater Paulo äußern sich aber vorläufig nicht. Auch bei KTM und beim GASGAS-Tech3-Team von Hervé Poncharal wird Geheimniskrämerei betrieben.

Nach zuverlässigen Recherchen von SPEEDWEEK.com hat Oliveira das Angebot von Stefan Pierer abgelehnt. Aprilia Racing und das WithU-RNF-Team werden deshalb noch vor dem Misano-GP kommunizieren, dass das Kundenteam 2023 mit Miguel Oliveira und Raúl Fernández (acht Moto2-GP-Siege 2021) mit zwei ehemaligen KTM-Piloten besetzt und mit RS-GP22-Maschinen ausgestattet wird.

«Wir wollen im Kundenteam einen Piloten mit MotoGP-Erfahrung, der aber trotzdem noch jung ist, und dazu ein möglichst junges, vielversprechendes Talent», erklärten Rivola und Razali im Juni.

Das GASGAS-Tech3-Team wird also 2023 mit Moto2-WM-Leader Augusto Fernández besetzt. Als Nummer 1 steht Pol Espargaró, der 2020 auf der Red Bull-KTM fünf dritte Plätze einheimste und den dritten WM-Rang nur um vier Punkte verpasste, längst fest.

«Vielleicht kommt Miguel in ein oder zwei Jahren zu uns zurück. Die Türen stehen für ihn offen», versicherte Stefan Pierer.

Die MotoGP-Werksteams 2023

Red Bull KTM (Brad Binder, Jack Miller)
Ducati Lenovo (Pecco Bagnaia, Enea Bastianini)
Monster Yamaha (Fabio Quartararo, Franco Morbidelli)
Aprilia Racing (Aleix Espargaró, Maverick Viñales)
Repsol Honda (Marc Márquez, Joan Mir)

Die Kundenteams 2023

Tech3-GASGAS (Pol Espargaró, Augusto Fernández)
Prima Pramac Ducati (Johann Zarco, Jorge Martin)
WithU-Aprilia (Miguel Oliveira, Raúl Fernández)
Mooney VR46 Ducati (Luca Marini, Marco Bezzecchi)
Gresini Racing Ducati (Alex Márquez, Fabio Di Giannantonio)
LCR Honda (Alex Rins, Takaaki Nakagami) 

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