So geht es Marc Márquez nach dem MotoGP-Comeback

Von Jordi Gutiérrez
Nach genau 100 Tagen schwang sich Repsol-Honda-Star Marc Márquez beim Misano-Test am Dienstag erstmals wieder auf seine RC213V: «Den ersten Run habe ich nicht genossen, weil diese Bikes einfach zu schnell sind.»

39 Runden spulte Marc Márquez am Dienstagvormittag auf dem 4,226 km langen Misano World Circuit (16 Rechtskurven, 6 Linkskurven) ab. Mit einer Zeit von 1:32,395 min beendete er die erste Session des IRTA-Tests mit 0,864 sec Rückstand auf die Bestzeit von Aleix Espargaró auf Platz 17.

Am Nachmittag schaute der ältere Márquez seinen Kollegen nur noch zu, dafür stellte er sich den Fragen der Journalisten. Gut drei Monate nach der insgesamt vierten Operation am rechten Oberarm wirkte Marc zufrieden, auch wenn er ab und zu noch nach dem Arm und der Schulter griff. «Ich bin zufrieden. Ich weiß noch, wie man ein Motorrad fährt, aber mir fehlt noch viel Kraft in der Schulter und im Arm. Ich habe nur zwei Wochen im Gym trainiert und zwei Testtage auf einem Motorrad absolviert – und bin dann direkt wieder auf ein MotoGP-Bike gestiegen. Das ist vom Timing her recht knapp und ich habe noch einen langen Weg zu gehen. Ich fühle mich aber gut», versicherte er.

«Den ersten Run habe ich nicht genossen, weil diese Bikes einfach zu schnell sind», räumte der sechsfache MotoGP-Champion dann mit einem Grinsen ein. «Danach habe ich aber angefangen, es ein bisschen mehr zu genießen. Die Rundenzeit war auch nicht schlecht, das war aber nicht das Wichtigste. Das Wichtigste ist, dass mein Körper und mein Arm diese 40 Runden auf eine gute Weise angenommen haben. Es stimmt, dass ich immer sehr kurze Runs gefahren bin. Für die Long-Runs müssen wir noch recht viel arbeiten. Und ich habe mir an die Schulter und den Arm gefasst, weil die Muskeln – wie ihr wisst – eineinhalb Jahre lang auf eine andere Weise gearbeitet haben. Jetzt arbeiten die Muskeln wieder auf die richtige Weise, aber sind noch nicht bereit für das ganze Drehmoment und die Power eines MotoGP-Motorrads.»

Ein gutes Zeichen: Marc Márquez plant, auch am morgigen zweiten Testtag wieder auf seine Repsol-Honda zu steigen. «Ja, deshalb waren für heute 40 Runden geplant. Ich habe 39 gedreht und zu Mittag aufgehört. Wir haben exakt den Plan verfolgt, den wir uns gestern zurechtgelegt hatten. Ich habe schon nachgefragt, ob wir vielleicht am Nachmittag wieder fahren könnten… Sie haben mich aber gestoppt, denn das war erst der erste Tag heute. Wir haben deshalb zu Mittag aufgehört, damit ich morgen versuchen kann zu fahren.»

«Jetzt wartet die Arbeit mit Eis und Physiotherapie», ergänzte der 29-jährige Spanier. «Denn es ist wichtig, dass sich die Muskeln erholen. Ich habe keine großen Schmerzen – im Bereich des Bruchs verspüre ich keine Schmerzen, der Knochen ist perfekt verheilt. Ich spüre es mehr im Bereich des Ellbogens und der Schulter. Wenn ich morgen ein gutes Gefühl habe, werde ich einfach weiter fahren – und wenn ich mehr Runden als heute machen kann, dann werde ich das machen», kündigte er an.

Hat der achtfache Weltmeister die Rückkehr auf sein MotoGP-Bike genossen? Er schmunzelte kurz und erklärte dann: «In den letzten Runden habe ich angefangen, es zu genießen. Die ersten Runs habe ich nicht so sehr genossen, die letzten ein bisschen mehr. Um ehrlich zu sein: Ich habe am ersten Tag mehr gelitten als genossen. Das ist am ersten Tag so. Selbst nach einer normalen Pre-Season hast du am ersten Tag in Katar manchmal Mühe. Denn diese Motorräder sind so leistungsstark und selbst wenn du richtig fit bist, auf dem Motorrad ist es eine andere Sache.»

«Ich bin heute auf die Strecke gegangen und alle waren super schnell, weil sie ein Rennwochenende hinter sich haben und einen anderen Rhythmus haben. Ich habe mich einfach darauf konzentriert, wie ich das Motorrad zu fahren habe, vor allem auf meine Position auf dem Motorrad – und es war nicht schlecht. Morgen werden wir versuchen, einen weiteren Schritt zu machen.»

Marc Márquez testete allerdings gleichzeitig schon für HRC: An seiner RC213V war unter anderem die neue Verkleidung zu sehen, die der jüngsten Aprilia-Variante mit der seitlichen Kerbe gleicht. «Ich habe mich heute auf das Aero-Paket konzentriert und werde das auch morgen wieder tun, weil ich noch die Möglichkeit habe, [für die laufende Saison] ein zweites zu homologieren. Deshalb versuchen wir, es zu verstehen. Ich habe ein bisschen einen Unterschied gespürt, morgen versuchen wir es aber zu bestätigen. Denn nach 100 Tagen kannst du schnell sein, aber du hast nicht dieses besondere Gefühl zum Bike. Du kannst es also nicht richtig verstehen. Das Gute ist aber, dass sich meine Kommentare exakt mit denen von Bradl decken. Das bedeutet, dass wir in dieselbe Richtung gehen.»

Welche nächsten Schritte Márquez nach dem Misano-Test setzen wird (in eineinhalb Wochen steht der Aragón-GP an), könne er noch nicht sagen. «Es ist noch zu früh, um das zu verstehen – vor allem weil es heute unmöglich gewesen wäre, eine Renndistanz zu Ende zu fahren. Zehn Runden am Stück vielleicht schon, aber 27 nicht. Davon bin ich weit weg, aber morgen werden wir es besser verstehen. Es wird wichtig, morgen zu fahren und dann am Donnerstag und Freitag zu sehen, wie der Körper und der Arm reagieren und ob ich einen Fortschritt spüre. Nach einer großen Anstrengung macht man manchmal aber auch einen Schritt zurück, wenn man zum Beispiel Schmerzen verspürt. Wir müssen Tag für Tag sehen, wie ich mich fühle.»

Misano-Test, Dienstag, Session 1 (6. September):

1. Aleix Espargaró, Aprilia, 1:31.531 min
2. Viñales, Aprilia, + 0,026 sec
3. Quartararo, Yamaha, + 0,057
4. Pol Espargaró, Honda, + 0,176
5. Bastianini, Ducati, + 0,210
6. Bagnaia, Ducati, + 0,277
7. Martin, Ducati, + 0,333
8. Rins, Suzuki, + 0,405
9. Di Giannantonio, Ducati, + 0,419
10. Marini, Ducati + 0,506
11. Bezzecchi, Ducati, + 0,524
12. Morbidelli, Yamaha, + 0,538
13. Brad Binder, KTM, + 0,623
14. Miller, Ducati, + 0,682
15. Zarco, Ducati, + 0,690
16. Oliveira, KTM, + 0,805
17. Marc Márquez, Honda, + 0,864
18. Raúl Fernández, KTM, + 0,867
19. Alex Márquez, Honda, +0,945
20. Nakagami, Honda, + 0,981
21. Pirro, Ducati, + 1,031
22. Bradl, Honda, + 1,103
23. Gardner, KTM, + 1,208
24. Darryn Binder, Yamaha, + 1,289
25. Pedrosa, KTM, + 1,508
26. Savadori, Aprilia, + 1,848
27. Aegerter, Suzuki, + 2,376
28. Dovizioso, Yamaha, + 3,366

Kombinierte Zeitenliste (6. September):

1. Bagnaia, Ducati, 1:31,292 min
2. Marini, Ducati, 1:31,473
3. Aleix Espargaró, Aprilia, 1:31,531
4. Martin, Ducati, 1:31,554
5. Viñales, Aprilia, 1:31,557
6. Quartararo, Yamaha, 1:31,588
7. Bezzecchi, Ducati, 1:31,591
8. Zarco, Ducati, 1:31,606
9. Pol Espargaró, Honda, 1:31,707
10. Bastianini, Ducati, 1:31,741
11. Brad Binder, KTM, 1:31,916
12. Rins, Suzuki, 1:31,936
13. Di Giannantonio, Ducati, 1:31,950
14. Morbidelli, Yamaha, 1:32,048
15. Miller, Ducati, 1:32,145
16. Oliveira, KTM, 1:32,336
17. Marc Márquez, Honda, 1:32,395
18. Raúl Fernández, KTM, 1:32,395
19. Alex Márquez, Honda, 1:32,408
20. Nakagami, Honda, 1:32,467
21. Pirro, Ducati, 1:32,562
22. Bradl, Honda, 1:32,634
23. Pedrosa, KTM, 1:32,739
24. Gardner, KTM, 1:32,739
25. Darryn Binder, Yamaha, 1:32,820
26. Savadori, Aprilia, 1:33,379
27. Aegerter, Suzuki, 1:33,907
28. Dovizioso, Yamaha, 1:34,897

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