Stefan Bradl: «Das Schlimmste liegt hinter uns»

Von Günther Wiesinger
Die Honda-Mannschaft ist gespannt auf das Comeback von Marc Márquez. Aber von der aktuellen Werks-Honda RC213V sind keine Wunder zu erwarten. «2022 können wir nicht mehr viel erreichen», meint Stefan Bradl.

Stefan Bradl hat in diesem Jahr bereits neun Rennen bestritten, acht als Ersatz für den verletzten Marc Márquez in Repsol-Honda-Werksteam, eines als Wildcard-Pilot am 1. Mai in Jerez. Der 32-jährige Bayer hat am 4. September beim San-Marino-GP mit Platz 14 die ersten WM-Punkte ergattert und übergibt die Honda RC213V jetzt wieder an den sechsfachen MotoGP-Weltmeister. Bradl war sich seit einiger Zeit bewusst, dass Marc Márquez beim Misano-Test am 6. und 7. September wieder testen und dann voraussichtlich in Aragón wieder um Punkte kämpfen wird.

Der deutsche Moto2-Weltmeister von 2011 kritisierte in den letzten Wochen mehrmals, dass von HRC keine neuen Teile geliefert worden seien, deshalb hatte sich die Situation bei Honda auch während der Abwesenheit von Marc Márquez (er wurde am 2. Juni in den USA operiert) nicht verbessert. Eher im Gegenteil. Beim GP-Deutschland blieb Honda in der Königsklasse erstmals seit 40 Jahren ohne Punkte. Und Pol Espargaró hat bei den letzten sieben WM-Läufen nur einen 14. Platz einkassiert – also zwei Punkte.

Doch beim Misano-Test brachte Honda – wie erwartet – einige Updates. Marc Márquez rückte mit einer Aluminium-Schwinge von Kalex engineering in Bobingen/D aus. Dazu bekam der 29-jährige Spanier neue Aerodynamik-Versionen, denn er kann bei MotoGP Technical Director Danny Aldridge für die restlichen Rennen noch einen neuen Aero Body homologieren lassen.

Jeder Fahrer muss beim Saisonstart eine Spezifikation melden, dann steht pro Pilot noch ein individuelles Update für die restliche Saison frei. Pol Espargaró, Alex Márquez und Taka Nakagami haben ihre beiden Versionen schon homologiert. Aber ihre Updates haben sich als Reinfall erwiesen.

Bradl hat im Sommer auf den geplanten Test in Misano verzichtet, aber nicht, weil er nach der Dutch-TT seine Ruhe haben wollte.

«Sondern wir hatten einfach kein neues Material. Ich habe zwar bei den Rennen immer wieder meine Kommentare an die Ingenieure zu unserem Motorrad abgegeben. Aber es kamen dann keine neuen Teile oder Updates an die Rennstrecke», stellte Bradl fest. «Ich bin Testfahrer, und ich beziehe meine Befriedigung normalerweise daraus, dass ich neue Teile teste, die dann auch von den anderen Honda-Piloten als Fortschritt bezeichnet werden. Aber in diesem Jahr ist seit dem Saisonauftakt aus Japan nichts gekommen, was uns signifikant vorwärtsgebracht hat.»

Sogar der zurückhaltende Taka Nakagami bezeichnete die Kommunikation zwischen den Honda-Ingenieuren in Japan und der Mannschaft an der Strecke beim Misano-GP als «schrecklich».

«Wir haben dieses Thema in den letzten Wochen und Monaten mit HRC oft besprochen», sagt Stefan Bradl. «Auf dem Gebiet der Kommunikation wird sich etwas ändern. Marc hatte schon beim Österreich-GP Meetings mit den Japanern. Ich bin ziemlich sicher, dass seine Botschaft angekommen ist. Natürlich hat die Corona-Pandemie für die Japaner einiges erschwert. Jetzt muss man sich an die Post-Covid19-Ära anpassen. Ich denke, auch die Japaner müssen umdenken.»

Marc Márquez sagte in Österreich unmissverständlich: «Ich will das beste Motorrad auf dem Grid.»

Bei seinem letzten GP-Auftritt in Mugello am 29. Mai hatte er es nicht – er kam über Platz 10 nicht hinaus. Ein Podestplatz fehlt ihm noch in diesem Jahr.

HRC wollte 2021 mit «customized bikes» für alle vier MotoGP-Fahrer maßgeschneiderte Bikes nach deren Wünschen bauen. Dieses Konzept ist gründlich gescheitert.

Pol Espargaó sicherte sich in Katar 2022 den dritten Platz, danach ging es steil bergab. In Misano durfte er beim Test wieder sein Doha-Motorrad ausprobieren. Plötzlich fühlte er sich wieder wohl auf der RC213V.

Ob er dieses Modell auch bei den restlichen Grand Prix fahren darf, wusste er beim Test noch nicht.

«Wir müssen jetzt den Reset-Knopf drücken und alles tun, um für 2023 die richtigen Entscheidungen zu treffen», meint Stefan Bradl. «2022 können wir nicht mehr viel erreichen. Wir können nur noch Daten für das nächstjährige Motorrad sammeln.»

Nachsatz von Stefan Bradl: «Ich glaube, die schlimmste Zeit liegt hinter uns.»

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