Pol Espargaró und Brad Binder: Der gleiche Fahrstil

Von Friedemann Kirn
So enttäuschend die Jahre mit Repsol-Honda für Pol Espargaró verliefen, so sehr freut er sich auf sein Comeback bei der Pierer-Gruppe und GASGAS. Pol will Brad Binder nacheifern und hofft auf ähnliche Ergebnisse.

Die Motivation hat Pol Espargaró auch nach dem jüngsten Rückschlag, seinem Sturz beim Saisonfinale in Valencia, nicht verloren. das zeigte der Spanier mit Platz 16 beim ersten GASGAS-Test mit dem Tech3-Team zwei Tage nach dem Saisonfinale. «Das Rennfahren ist mein Beruf, und es ist gleichzeitig meine Passion. Ich genieße diesen Job, obwohl es in den letzten beiden Jahren nicht so lief, wie ich mir das vorgestellt hatte. Aber es gibt immer diesen Hoffnungsschimmer, dass sich die Dinge zum Guten wenden. Außerdem ist nicht alles schief gelaufen. Es gab Trainings, bei denen ich konkurrenzfähig war. Diese Runden, auf denen du dich ebenbürtig fühlst und wo du siehst und spürst, dass du schnell bist, sind Millionen wert, als Gegengewicht zu den schlechten Momenten. Ich habe immer versucht, top motiviert an die Rennstrecken zu gehen», erklärt der 31-jährige Familienvater aus Granollers.

Pol weiter: «Offensichtlich sind es weniger die schlechten Resultate als die Stürze, die deine Motivation untergraben, denn du weißt, dass sie urplötzlich passieren können, wenn du versuchst, Druck zu machen. Doch ich habe stets versucht, professionell zu bleiben, zuhause wie üblich weiter zu trainieren, auf meine Diät zu achten und physisch topfit zu bleiben. Das ist mir gelungen, auch wenn die sportlichen Ergebnisse niederschmetternd waren.»

Den Honda-Fahrern sei das Debakel nicht zuzuschreiben, lässt Espargaró anklingen. «Den Fahrern sind in gewisser Weise die Hände gebunden. Honda hat eine bestimmte Arbeitsweise, und auf die kannst du keinen Einfluss nehmen. Wenn sie Glück haben und wenn Honda den Willen dazu zeigt, ist das Motorrad nächstes Jahr konkurrenzfähig, denn die technischen Muskeln und Ressourcen haben sie. Aber sie müssen den Willen dazu haben, und ich glaube, dieser Wille zum Erfolg war in meinen beiden Jahren bei Honda nicht ausgeprägt genug.»

Über den Auftritt von Red Bull-KTM-Werkspilot Brad Binder (Platz 2, nur 0,396 sec hinter Sieger Alex Rins) beim Saisonfinale konnte Pol Espargaró nur staunen. «Es war spektakulär, unglaublich. Das Team hat an diesem Wochenende einige Änderungen vorweg genommen, die eigentlich für das nächste Jahr gedacht waren, die sie aber dann lieber gleich ausprobiert haben, weil sie nicht so lange warten wollten. Und wie man sieht, hat es funktioniert», beobachtete er. «Brad ist allerdings auch ein Ausnahmekönner. Ich weiß, dass es schwierig für mich wird, das Gleiche zu tun, denn ich hatte ihn im Rennen an meiner Seite und konnte beobachten, was er tut. Seinerzeit war ich konkurrenzfähiger als er, doch jetzt wird das schwierig. Ihm gelingt es, die KTM bis zum Letzten auszuquetschen.»

«Der Valencia-GP war ein schnelles Rennen, und trotzdem war Brad mit Abstand der Schnellste von allen. Er hat nur deshalb nicht gewonnen, weil sie sich am Samstag in der Qualifikation noch ein bisschen verbessern müssen», so Espargaró weiter. «Bei Honda hatte ich immer das gleiche Problem, das ich – leider oder zum Glück – nicht abstellen konnte. Ich habe ständig den Fuß auf der Hinterradbremse. Das ist mein Fahrstil, ich muss das Motorrad mit der Hinterbremse stoppen und lenke auch mit dem Hinterrad. Brad hat praktisch die gleiche Fahrweise, nur Miguel Oliveira hat sich etwas von diesem Fahrstil entfernt. Wenn Miguel schnell war, war ich es nicht. Es ist beruhigend, zu sehen, dass Brad weiter schnell ist, und zwar mit dem gleichen Fahrstil, den auch ich hatte, als ich bei KTM war. Beim Test hat sich abgezeichnet, dass ich mit meinen Hoffnungen richtig liege.»

Als Fahrer habe er bei Honda wenig dazu gelernt, fügte Pol hinzu. «Fahrtechnisch haben mir diese beiden Jahre wenig gebracht, denn ich war außerstande, gute Resultate zu bringen. Doch persönlich habe ich eine Menge profitiert. Rückblickend hatte ich 2020 und 2019 zwei großartige Jahre. Ich wurde WM-Fünfter, gleichauf mit dem Viertplatzierten, und habe diesen Erfolg nicht so genossen, wie ich ihn hätte genießen sollen. Das bereue ich jetzt. Die jüngsten Rückschläge haben mich gelehrt, die guten Momente im Leben noch mehr zu genießen.»

Valencia-Test, MotoGP (8. November):

1. Marini, Ducati, 1:30,032 min
2. Viñales, Aprilia, + 0,225 sec
3. Bezzecchi, Ducati, + 0,230
4. Oliveira, Aprilia, + 0,335
5. Aleix Espargaró, Aprilia, + 0,366
6. Di Giannantonio, Ducati, + 0,451
7. Brad Binder, KTM, + 0,464
8. Martin, Ducati, + 0,544
9. Quartararo, Yamaha, + 0,546
10. Bastianini, Ducati, + 0,560
11. Zarco, Ducati, + 0,594
12. Bagnaia, Ducati, + 0,623
13. Marc Márquez, Honda, + 0,644
14. Morbidelli, Yamaha, + 0,659
15. Álex Márquez, Ducati, + 0,680
16. Pol Espargaró, GASGAS, + 0,725
17. Miller, KTM, + 0,755
18. Mir, Honda, +0,882
19. Nakagami, Honda, + 1,049
20. Rins, Honda, +1,196
21. Raúl Fernández, Aprilia, +1,308
22. Augusto Fernández, GASGAS, + 1,698
23. Pirro, Ducati, + 2,773


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