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Pit Beirer: Turning und Beschleunigung als Vorteil

Von Alessandro Righi
Pit Beirer sieht die Entwicklung der RC16 für 2023 positiv

Pit Beirer sieht die Entwicklung der RC16 für 2023 positiv

KTM hat 2022 erneut Fortschritte gemacht und trotzdem an der RC16 einige Baustellen entdeckt. Doch nicht nur das Bike muss für 2023 adaptiert werden, auch die Fahrer stehen in der Pflicht.

Die Österreicher aus Munderfing schlossen die Saison 2022 dank der Erfolge von Brad Binder und Miguel Oliveira erstmals als Vize-Weltmeister in der Teamwertung ab. Möglich machten dies aber nicht nur die Fahrer, sondern auch die KTM RC16, die zwar im Qualifying manchmal schwächelte, dafür aber im Renntrimm oft besonders hervorstach.

Vor allem Binder stellte dies mehrfach unter Beweis, avancierte der Südafrikaner mit 96 Positionsgewinnen zum überholstärksten Piloten der MotoGP-Saison 2022. Eines der Erfolgsrezepte war das Bremsverhalten der KTM, auf das der 27-Jährige zählen konnte. Denn Binders Fahrstil beruht auf späten, dafür extrem harten Bremsmanövern – ein Merkmal, dass der Moto3-Weltmeister von 2016 wohl aber für die Saison 2023 ablegen muss.

Beirer erklärte, dass Binder, Jack Miller und Pol Espargaró zwar beim Fahrstil diese Eigenschaft teilen, KTM aber von diesem Konzept weggehen will. «Als KTM musst du ein Motorrad bauen, mit dem du sehr spät bremsen kannst und trotzdem ein gutes Turning hast. Das war das Anstrengende an der Entwicklung, zu sagen, dass sie eben nicht mehr auf letzter Rille bremsen müssen. Stattdessen haben wir ein Bike für 2023 entwickelt, das den Fahrern erlaubt, die Rundenzeit über ein gutes Turning und eine gute Beschleunigung zu holen. Und genau das haben wir auch in Valencia bemerkt. Das 2023er-Bike ist in dieser Hinsicht wesentlich besser als das 2022er-Bike.»

«Aber du musst einem Brad Binder zehn Videos von den Konkurrenten und auch welche von sich selbst zeigen und ihm erklären, dass er sich jetzt auf ein anderes Bremsverhalten konzentrieren muss. Denn das ist der Vorteil, den wir jetzt haben», führte Beirer weiter aus.

Binder erhielt entgegen dem geplanten Vorhaben noch beim Finale auf dem Circuit Ricardo Tormo eine weiterentwickelte Version der 2022er-KTM. Zwar stellte der Südafrikaner fest, das Feeling für die Front sei nicht ideal gewesen. Beirer fasste dies aber als Motivation für die Zukunft auf. «Unser Gedanke ist: Wenn wir mit einer verbesserungsfähigen Frontpartie Zweiter werden können, sind wir wirklich gut dabei.»

Allerdings ist in der MotoGP nicht nur der Fahrer dafür verantwortlich, das Bike schnell um den Kurs zu bewegen. Auch die Elektronik macht einen entscheidenden Anteil daran aus. Der KTM-Motorsport-Direktor betonte, dass es durchaus schwierig werden kann, die Mechanik, die Elektronik und den Fahrer so zu verknüpfen, dass die gewünschte Leistung auf dem Hinterrad ankommt.

Beirer erklärte anhand eines Beispiels während der Beschleunigungsphase: «Wenn der Fahrer aus der Kurve heraus 80 Prozent Leistung will, aber nur 20 am Hinterrad ankommen, dann ist es nicht der Motor, der nicht mehr kann, sondern die Elektronik, die die Leistung abriegelt. Doch sie ist nicht nur dafür, sondern auch für die Wheelie Control zuständig. Denn das Bike neigt beim Beschleunigen dazu, ein Wheelie zu machen. Also regelt die Elektronik die Leistung ab, um das zu verhindern.»

«Dann kommt aber der Fahrer, der mehr Leistung haben will, und sagt: ‚Ich kontrolliere das Wheelie schon.‘ Also dreht das Hinterrad in der Folge durch. Daraufhin schaltet sich die Spinning Control ein und reduziert wieder die Leistung. Also hast du drei Systeme, die gegeneinander arbeiten. Die Mechanik, die Elektronik und den Fahrer so zu verknüpfen, dass du alles, was machbar ist, aufs Hinterrad bringen kannst, das ist bei solch einer Leistung eine unglaubliche Schwierigkeit. Aber an diesem Punkt unterscheiden sich die Fahrer kaum, denn alle wollen eines – Grip.»

Einer, der nicht den Fokus auf die Brems-, sondern auf die Turning und Beschleunigungsphase legte, war Dani Pedrosa. An den Fahrstil des dreifachen Motorrad-Weltmeisters (1x 125 ccm, 2x 250 ccm) erinnerte Beirer: «Wo sich die Piloten unterscheiden, ist beim Bremsen. Pedrosa ging beispielsweise immer sehr früh an die Bremse und wollte ein Bike, dass ein sehr gutes Turning hat. Dafür ist er immer sehr früh ans Gas gegangen und hat die Beschleunigung mitgenommen. Das ist ein sehr guter Fahrstil, weil du einerseits die Reifen schonst, aber auch die Rundenzeit beim Beschleunigen und nicht mit viel Risiko auf der Bremse holst.»

MotoGP-WM-Endstand 2022 (nach 20 Rennen):

1. Bagnaia 265. 2. Quartararo 248 Punkte. 3. Bastianini 219. 4. Aleix Espargaró 212. 5. Miller 189. 6. Brad Binder 188. 7. Rins 173. 8. Zarco 166. 9. Martin 152. 10. Oliveira 149. 11. Viñales 122. 12. Marini 120. 13. Marc Márquez 113. 14. Bezzecchi 111. 15. Mir 87. 16. Pol Espargaró 56. 17. Alex Márquez 50. 18. Nakagami 48. 19. Morbidelli 42. 20. Di Giannantonio 24. 21. Dovizioso 15. 22. Raúl Fernández 14. 23. Remy Gardner 13. 24. Darryn Binder 12. 25. Crutchlow 10. 26. Bradl 2.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati 448 Punkte. 2. Yamaha 256. 3. Aprilia 248. 4. KTM 240. 5. Suzuki 199. 6. Honda 155.

Team-WM:

1. Ducati Lenovo Team 454 Punkte. 2. Red Bull KTM Factory 337. 3. Aprilia Racing 334. 4. Prima Pramac Racing 318. 5. Monster Energy Yamaha 290. 6. Suzuki Ecstar 260. 7. Gresini Racing 243. 8. Mooney VR46 Racing 231. 9. Repsol Honda 171. 10. LCR Honda 98. 11. WithU Yamaha RNF 37. 12. Tech3 KTM Factory 27.

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