Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Die Mannschaft des Jahres: Fakten sprechen für Ducati

Von Nora Lantschner
Im Rückblick auf das MotoGP-Jahr 2022 ist die Ducati-Dominanz rund um Weltmeister Pecco Bagnaia unumgänglich: Die beeindruckenden Zahlen hinter dem Gewinn der «Triple Crown».

Bis kurz vor dem Ende der MotoGP-Saison 2022 hatte Aprilia Racing beste Chancen darauf, sich im SPEEDWEEK.com-Jahresrückblick den Titel «Mannschaft des Jahres» zu sichern. Wie im besten Hollywood-Drehbuch mauserte sich die RS-GP22 der Italiener in den Händen des spanischen Duos Aleix Espargaró und Maverick Viñales vom belächelten Underdog zum konstanten Mitfavoriten.

Aleix Espargaró sorgte mit dem ersten MotoGP-Sieg für das Werk aus Noale beim Argentinien-GP am 3. April 2022 wohl auch für die Emotionen des Jahres. Der dritte WM-Rang ging nach einer Reihe von Fehlern am Ende aber noch an Gresini-Ducati-Pilot Enea Bastianini verloren.

Und damit sind wir zurück beim eigentlichen Thema – der Mannschaft des Jahres. Die Ergebnisse der Landsleute von Aprilia sprechen eine klare Sprache: Gigi Dall’Ignas Ducati-Truppe brachte den Generalangriff auf die MotoGP-Krone nach vielen vergeblichen Versuchen 2022 erfolgreich zu Ende. Die Team-Wertung gewann Lenovo Ducati zum zweiten Mal in Folge, der Konstrukteurs-Titel ging bereits zum dritten Mal hintereinander an Ducati, dieses Jahr klappte es aber auch endlich wieder mit der «Triple Crown».

Angeführt wurde die achtköpfige Desmosedici-Armada von Weltmeister Pecco Bagnaia, der das italienische Werk 15 Jahre nach Casey Stoner mit dem lange ersehnten zweiten MotoGP-Fahrtitel erlöste. Nebenbei war er der erste italienische Titelträger auf italienischem Fabrikat seit Beginn der MotoGP-Ära. Zuletzt jubelte der Stiefelstaat vor 50 Jahren dank Rekordweltmeister Giacomo Agostini auf MV Agusta über eine ähnliche Kombination.

Bagnaia wandelte auf dem Weg zu seinem ersten MotoGP-Titel 91 Punkte Rückstand (nach dem Sachsenring-GP zur Halbzeit der Saison) noch in 17 Punkte Vorsprung um. So eine Aufholjagd ist einmalig in der GP-Geschichte. Die bisherige Richtmarke von Wayne Rainey, der 1992 immerhin 65 Punkte Rückstand wettgemacht hatte, wurde klar übertroffen.

Dazu gewann Bagnaia als erster Ducati-Pilot überhaupt vier Grand Prix in Folge: Assen, Silverstone, Spielberg und Misano.

Aber auch seine Markenkollegen trugen ihren Teil zur bisher erfolgreichsten Saison in der Ducati-Geschichte bei: In 20 Rennen sammelte der Hersteller aus Borgo Panigale total 32 Podestplätze mit sieben unterschiedlichen Fahrern (10 Bagnaia, 7 Miller, 6 Bastianini, 4 Zarco, 4 Martin, 1 Bezzecchi), darunter zwölf Siege (7 Bagnaia, 4 Bastianini, 1 Miller).

«Bez» kürte sich außerdem zum «Rookie of The Year», Bastianini war als WM-Dritter gleichzeitig bester Kundenteam-Fahrer. Dazu bestätigte sich Prima Pramac als bestes Independent Team.

Noch beeindruckender ist aber die Qualifying-Bilanz von Ducati in der abgelaufenen Saison: 16 Pole-Positions mit sieben unterschiedlichen Fahrern (5 Martin, 5 Bagnaia, 2 Zarco, 1 Miller, 1 Di Giannantonio, 1 Bastianini, 1 Bezzecchi), wobei sechs Mal sogar die gesamte erste Reihe in Ducati-Hand war.

Saisonübergreifend stand in den vergangenen 26 MotoGP-Rennen jeweils mindestens ein Ducati-Pilot auf dem Podest. Es sind mittlerweile sogar 40 Rennen, in denen immer mindestens eine Ducati aus der ersten Reihe losfuhr.

«Die Zahlen der Saison sind wirklich beeindruckend. Es zeigt, dass sich unsere Fahrer und das Motorrad inzwischen an jede Situation und jede Piste anpassen. Das stimmt uns auch im Hinblick auf die Zukunft zuversichtlich. Denn im nächsten Jahr, wenn wir auf die Strecke zurückkehren, müssen wir erneut unter Beweis stellen, dass wir auf jenem Niveau sind, das wir in diesem Jahr gezeigt haben», erklärte Gigi Dall’Igna, General Manager von Ducati Corse.

Die Frage ist nun: Werden sich die Roten mit dem neuen Werks-Duo Bagnaia und Bastianini 2023 an der Spitze behaupten? Denn auch Mastermind Dall’Igna weiß: «Was passiert ist, ist passiert. Wichtiger ist, was in Zukunft passieren wird.»

Die Fakten der überragenden Ducati-Saison 2022:

32 Podestplätze
Bagnaia 10
Miller 7
Bastianini 6
Martin 4
Zarco 4
Bezzecchi 1

16 Pole-Positions
Martin 5
Bagnaia 5
Zarco 2
Miller 1
Di Giannantonio 1
Bastianini 1
Bezzecchi 1

12 Saisonsiege
Bagnaia 7
Bastianini 4
Miller 1

MotoGP-WM-Endstand 2022 (nach 20 Rennen):

1. Bagnaia 265. 2. Quartararo 248 Punkte. 3. Bastianini 219. 4. Aleix Espargaró 212. 5. Miller 189. 6. Brad Binder 188. 7. Rins 173. 8. Zarco 166. 9. Martin 152. 10. Oliveira 149. 11. Viñales 122. 12. Marini 120. 13. Marc Márquez 113. 14. Bezzecchi 111. 15. Mir 87. 16. Pol Espargaró 56. 17. Alex Márquez 50. 18. Nakagami 48. 19. Morbidelli 42. 20. Di Giannantonio 24. 21. Dovizioso 15. 22. Raúl Fernández 14. 23. Remy Gardner 13. 24. Darryn Binder 12. 25. Crutchlow 10. 26. Bradl 2.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati 448 Punkte. 2. Yamaha 256. 3. Aprilia 248. 4. KTM 240. 5. Suzuki 199. 6. Honda 155.

Team-WM:

1. Ducati Lenovo Team 454 Punkte. 2. Red Bull KTM Factory 337. 3. Aprilia Racing 334. 4. Prima Pramac Racing 318. 5. Monster Energy Yamaha 290. 6. Suzuki Ecstar 260. 7. Gresini Racing 243. 8. Mooney VR46 Racing 231. 9. Repsol Honda 171. 10. LCR Honda 98. 11. WithU Yamaha RNF 37. 12. Tech3 KTM Factory 27.

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