Gigi Dall’Igna: «Mehr riskiert und innovativer»

Von Nora Lantschner
Ducati-Rennchef Gigi Dall’Igna sprach nach der erfolgreichsten MotoGP-Saison der Firmengeschichte über den langen Weg zum Erfolg und seinen Plan für die Weihnachtsferien.

Dank Pecco Bagnaia erfüllte sich für Gigi Dall’Igna in diesem Jahr der Lebenstraum vom Gewinn des MotoGP-Fahrertitels. Die Gefahr, dass sich der Ducati-Rennchef nach diesem Erfolg aus Borgo Panigale verabschiedet, bestehe deshalb nicht. «Nein», winkte Dall’Igna auf die besorgte Frage eines italienischen Kollegen ab. «Wenn ich Ducati verlasse, bedeutet das, dass ich aufhören werde. Wenn ihr mich also nicht mehr hier seht, dann weil ich mir die Zeit mit Spaziergehen oder Skifahren in den Bergen vertreibe», lächelte er.

«Spaß beiseite, das Hauptziel und der Grund, warum ich zu Ducati gegangen bin, war der einzige Titel, der mir im Lebenslauf gefehlt hat. Ich war der Ansicht, dass Ducati die einzige Anlaufstelle in Italien war, wo ich diesen hätte holen können», blickte der 56-jährige Italiener zurück, der für die Saison 2014 zu den Roten gestoßen war. «Um ehrlich zu sein, hatte ich in meiner Kalkulation geplant, den Titel ein bisschen früher zu gewinnen. Die MotoGP ist aber eine schwierige Klasse. Mit viel Beharrlichkeit ist es uns am Ende gelungen, diesen Traum zu verwirklichen.»

Der Mastermind von Ducati Corse genießt diesen Erfolg natürlich, gleichzeitig betonte er bei der großen WM-Party in Bologna aber auch: «Wichtiger ist, was in Zukunft passieren wird

Wie sieht Dall’Igna das technische Szenario in der heutigen MotoGP? Die japanischen Hersteller scheinen Mühe zu haben. «Ich glaube, dass wir in der MotoGP in den vergangenen Jahren ein bisschen die Schlagzahl verändert haben – mit Sicherheit aus technischer Sicht, aber ich würde sagen, auch aus sportlicher Sicht. Wie wir mit unseren Kundenteams umgehen, wie wir dort die jungen Fahrer aufbauen, um sie anschließend ins Werksteam zu bringen... Wir sind schneller als die anderen vorangegangen und das wird fast immer belohnt. Es ist klar, dass wir auch etwas mehr riskiert haben, und wir waren innovativer als alle anderen. Tut man das, kommen meiner Meinung nach die Ergebnisse früher oder später auch.»

Besonders im Bereich der Aerodynamik ist Ducati unter Dall’Igna immer wieder einen Schritt voraus. «Als ich zu Ducati gekommen bin, habe ich versucht zu verstehen, was bei Ducati schon Gutes gemacht worden war, um darauf aufzubauen. Die Idee mit den Flügeln hatte man schon ausprobiert, aber wahrscheinlich waren sie nicht auf die richtige Weise gemacht worden.»

«Ich habe also versucht, dieser Art von Überlegung einen vielleicht etwas wissenschaftlicheren Aspekt zu verleihen und nicht nur nach einem Vorteil auf den Geraden zu suchen, sondern zu analysieren, wie man die Aerodynamik insgesamt und in der Kurve verbessert. Das ist eine sehr komplizierte Angelegenheit, weil auch der Fahrer und seine Position bei der Definition der Aerodynamik eines Motorrads eine wesentliche Rolle spielen. So war man wahrscheinlich noch nie an die Sache herangegangen und wir haben versucht, das Stück für Stück zu vertiefen.»

Wie erlebt der General Manager von Ducati Corse den Winter in der Position des Titelverteidigers? «Es ist gerade ein besonderer Moment, weil wir vor den Wintertests sehr viele Entscheidungen treffen müssen, die über die nächste Saison entscheiden werden. Jetzt kommen die Motoren auf den Prüfstand, es ist wirklich der Moment, in dem die Entscheidungen fallen.»

«Ich kann die Weihnachtsferien kaum erwarten, um in Ruhe noch einmal alles anzuschauen, was wir in diesem Jahr geschafft haben», verriet Dall’Igna. «Das habe ich auch allen geraten, die bei Ducati Corse arbeiten, und nach Möglichkeit sollte man noch einmal diese Emotionen fühlen, weil wir wirklich etwas Bedeutendes geleistet haben.»

Die Fakten der überragenden Ducati-Saison 2022:

32 Podestplätze
Bagnaia 10
Miller 7
Bastianini 6
Martin 4
Zarco 4
Bezzecchi 1

16 Pole-Positions
Martin 5
Bagnaia 5
Zarco 2
Miller 1
Di Giannantonio 1
Bastianini 1
Bezzecchi 1

12 Saisonsiege
Bagnaia 7
Bastianini 4
Miller 1

MotoGP-WM-Endstand 2022 (nach 20 Rennen):

1. Bagnaia 265. 2. Quartararo 248 Punkte. 3. Bastianini 219. 4. Aleix Espargaró 212. 5. Miller 189. 6. Brad Binder 188. 7. Rins 173. 8. Zarco 166. 9. Martin 152. 10. Oliveira 149. 11. Viñales 122. 12. Marini 120. 13. Marc Márquez 113. 14. Bezzecchi 111. 15. Mir 87. 16. Pol Espargaró 56. 17. Alex Márquez 50. 18. Nakagami 48. 19. Morbidelli 42. 20. Di Giannantonio 24. 21. Dovizioso 15. 22. Raúl Fernández 14. 23. Remy Gardner 13. 24. Darryn Binder 12. 25. Crutchlow 10. 26. Bradl 2.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati 448 Punkte. 2. Yamaha 256. 3. Aprilia 248. 4. KTM 240. 5. Suzuki 199. 6. Honda 155.

Team-WM:

1. Ducati Lenovo Team 454 Punkte. 2. Red Bull KTM Factory 337. 3. Aprilia Racing 334. 4. Prima Pramac Racing 318. 5. Monster Energy Yamaha 290. 6. Suzuki Ecstar 260. 7. Gresini Racing 243. 8. Mooney VR46 Racing 231. 9. Repsol Honda 171. 10. LCR Honda 98. 11. WithU Yamaha RNF 37. 12. Tech3 KTM Factory 27.

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