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Indien-GP 2023: Werden die Steuerprobleme gelöst?

Von Günther Wiesinger
Die Formel 1 trat 2011 in Indien auf

Die Formel 1 trat 2011 in Indien auf

Der Buddh Circuit in Indien soll 2023 erstmals MotoGP-Schauplatz sein. Doch die rigorosen indischen Steuervorschriften könnten zum Stolperstein werden. In Kasachstan hingegen läuft alles nach Plan.

In der kommenden MotoGP-WM-Saison werden aller Voraussicht nach erstmals 21 Grands Prix abgewickelt. Neu stehen der Sokol Circuit in Kasachstan und der Buddh Circuit in Indien im Kalender. Schon 2022 waren 21 GP-Events geplant, aber der Finnland-GP auf dem KymiRing musste erneut abgesagt werden; die Betreiberfirma ist inzwischen bankrott.

Laut Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta laufen die Vorbereitungen für die Rennen in Kasachstan und Indien wie geplant. Doch es ist kein Geheimnis, dass Formel-1-CEO Stefano Domenicali weiter mit seiner WM nicht nach Indien geht, weil die Steuervorschriften einen reibungslosen Auftritt quasi unmöglich machen. Auch die Dorna wartet noch auf die letzte schriftliche Bestätigung, dass die rigorosen indischen Steuervorschriften von den Behörden für den MotoGP-Event 2023 aufgehoben werden.

An der neuen 4,495 km langen Rennstrecke in Almaty/Kasachstan kann zwar momentan nicht viel gebaut werden, weil Minusgrade herrschen. Die Verantwortlichen bei WM-Promoter Dorna gehen jedoch davon aus, dass die Grade-A-Homologationen für die GP-Pisten Sokol und Buddh kein Problem darstellen, denn in Indien müssen nur zwei Kurven entschärft werden. Die Baumaßnahmen sind schon sehr weit fortgeschritten. In Kasachstan befindet sich die Rennstrecke bereits im gewünschten Zustand, aber es soll bis zum Event im Juli die Infrastruktur an den Boxen und im Paddock noch verbessert werden.

In Kasachstan finden am 19. März Wahlen statt, es sind die neunten seit der Unabhängigkeit 1991. Der 2021 eingesetzte Präsident Kassym-Jomart Tokayev und Premierminister Asqar Mamin haben jedoch längst eine großzügige finanzielle Unterstützung für den Grand Prix zugesichert.

Die Werke und Teams können der weiten Reise nach Almaty nicht viel abgewinnen. «Aber wir haben 2022 gelernt, dass wir keine fünfwöchige Sommerpause machen dürfen, weil in dieser Phase das Interesse an MotoGP stark nachgelassen hat», betont Dorna-Chef Ezpeleta. «Und der Betreiber des Sokol-Circuits war als einziger Promoter bereit, einem WM-Lauf im Juli zuzustimmen.»

Buddh Circuit: Warum ihn die Formel 1 meidet

Was den Indien-GP betrifft, so haben die aktuellen Formel-1-Verantwortlichen den Kollegen von der Dorna ihre Probleme mit den Steuerbehörden beim Formel-1-GP auf dem 5,125 km langen Buddh International Circuit (BIC) in Greater Noida von 2011 bis 2013 ausführlich beschrieben und geschildert, damit sie beim MotoGP-Rennen im Juli 2023 vermieden werden können.

Aber es ist kein Geheimnis: Wenn die von der Dorna verlangten schriftlichen Zusagen von den indischen Behörden nicht rechtzeitig eintreffen, welche die Dorna und somit auch die Teams und Werke finanziell stark treffen würden, muss der Indien-GP abgesagt werden.

Die Zentralregierung von Indien muss der Dorna rechtzeitig garantieren, dass die gültigen Steuergesetze für den temporären Auftritt der Motorrad-GP-Teams aufgehoben werden. Bisher versichern die Politiker, es seien alle Probleme gelöst.

Aber die endgültige schriftliche Bestätigung ist in Spanien noch nicht eingetroffen.

Das Formel-1-Gastspiel 2011 führte für die Formula One World Championship (FOWC) zu einem bösen Erwachen. Der Oberste Gerichtshof («High Court» oder HC) in Indien urteilte damals, für den Auftritt der Motorsportteams müsse an die lokalen Behörden eine Einkommenssteuer von 40 Prozent abgeführt werden. Das Höchstgericht teilte die Ansicht, die Formel 1 habe in Indien für zwei Wochen vor und eine Woche nach dem Grand Prix ein «permanent establishment» (PE) betrieben, also eine dauerhafte Einrichtung.

Deshalb müsse die Formel 1 für die Antrittsgebühr in zweistelliger Millionen-Höhe, die von GP-Veranstalter «Jaiprakash Associates Group» an die Formel-1 bezahlt wurde, 40 Prozent Einkommenssteuer entrichten.

Die Formel-1-Macher hatten damals erwartet, dass sie wie ein Wanderzirkus eingeschätzt und deshalb steuerfrei gestellt werden; aber diese Rechtsansicht hielt vor Gericht nicht stand.

Offenbar wollten die Inder ein Exempel statuieren, denn niemals zuvor war eine Automobilrennstrecke als «permanent establishment» (PE) dargestellt worden.

Der Steuerdisput war zuerst von der «Authority for Advance Ruling» (AAR) in Neu Delhi zugunsten der Formel 1 entschieden worden. Sie stellte sich auf den Standpunkt, die Formel-1-Gesellschaft habe keinen festen Firmensitz in Indien und sei deshalb nicht steuerpflichtig.

Aber der «Delhi High Court» als oberste Instanz kam zu einer anderen Rechtsauffassung. Der HC entschied, die Zahlungen des Indien-GP-Veranstalters seien für die Formula One World Championship als Einnahme zu betrachten und deshalb zu besteuern. Die FOWC hatte argumentiert, es handle sich um eine Austragungsgebühr oder Lizenzgebühr, die nicht im Auftrittsland versteuert werden müsse.

Deshalb denkt die Formel 1 seither nicht mehr über eine Rückkehr nach Indien nach, obwohl die attraktive Berg- und Tal-Piste (designt von Hermann Tilke) sicher eine willkommene Bereicherung wäre. 

Die Superbike-WM hat die geplanten Events nach diesen unliebsamen Vorkommnissen der Formel-1-Kollegen für immer abgeblasen. 

Der provisorische GP-Kalender 2023

26. März: Portimão/Portugal
02. April: Termas de Río Hondo/Argentinien (F1 Australien)
16. April: Circuit of The Americas/Texas (F1 China)
30. April: Jerez/Spanien (F1 Aserbaidschan)
14. Mai: Le Mans/Frankreich
11. Juni: Mugello/Italien
18. Juni: Sachsenring/Deutschland (F1 Kanada)
25. Juni: Assen/Niederlande
09. Juli: Sokol Circuit/Kasachstan** (F1 Grossbritannien)
06. August: Silverstone/GB
20. August: Red Bull Ring/Österreich
03. September: Catalunya/Spanien (F1 Italien)
10. September: Misano/Italien
24. September: Buddh Circuit/Indien** (F1 Japan)
01. Oktober: Motegi/Japan
15. Oktober: Mandalika/Indonesien
22. Oktober: Phillip Island/Australien (F1 Austin)
29. Oktober: Buriram/Thailand (F1 Mexiko)
12. November: Sepang/Malaysia
19. November: Losail Circuit/Katar* (18.11. F1 Las Vegas)
26. November: Valencia/Spanien (F1 Abu Dhabi)

* = Nachtrennen bei Flutlicht
** = Strecke noch nicht homologiert

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