MotoGP: Wie Ducati Marc Marquez helfen will

Tardozzi: Der Umgang mit dem Ego eines Champions

Von Manuel Pecino
Ducati-Lenovo-Teammanager Davide Tardozzi erklärt seine Rolle in der Mannschaft der MotoGP-Weltmeister und spricht über die typischen Eigenschaften von Rennfahrern auf höchstem Level: «Der Fahrer ist ein Tier.»

Ein Trio managt die Ducati-Lenovo-Box mit Pecco Bagnaia und Neuzugang Enea Bastianini: Rennchef Gigi Dall’Igna wird von Sportdirektor Paolo Ciabatti und Teammanager Davide Tardozzi unterstützt. Was genau macht dabei der Teammanager?

Tardozzi erklärt zu seinem Job im Interview mit SPEEDWEEK.com: «Es ist meine Aufgabe sicherzustellen, dass das Team auf organisatorischer Ebene gut gemanagt ist. Das bedeutet also in Bezug auf die Reisen, aber genauso geht es darum, wie jeder das Team erlebt. Also die Mechaniker, deine eigene Beziehung zum Team, das Verhältnis der Teammitglieder untereinander… Kurz gesagt, es geht um die Atmosphäre.»

«Die Stimmung im Team ist entscheidend, denn der Fahrer ist ein Tier. Er kann riechen, was vor sich geht», so Tardozzi. «Ein Fahrer beobachtet. Manchmal sitzt er in seinem Stuhl und du siehst, wie er mit seinen Augen die Mechaniker bei der Arbeit fixiert. Er sieht also, wer mit wem redet, wer gut gelaunt ist, wer ein langes Gesicht zieht… Das wirkt sich auch auf die Performance aus», ist Tardozzi überzeugt. «Es geht nicht nur darum, sich auf das Motorrad zu schwingen oder zwei Klicks an der Suspension zu verändern. Das Umfeld versetzt den Fahrer in einen Gemütszustand, in dem er das zurückgeben will, was er in denen sieht, die für ihn arbeiten. Das ist eine meiner Aufgaben als Teammanager.»

«Ich kümmere mich aber auch um die Beziehungen zur IRTA, zur Dorna und zu den Fahrern – vor allem um das Verhältnis zu den Fahrern. Ich gebe ihnen zu verstehen, dass sie manchmal gewisse Dinge tun müssen, auch wenn sie es nicht gerne machen. Ich versuche, ein guter Familienmensch zu sein, weil das Team für mich wie eine Familie ist», schilderte Tardozzi.

Wie ein Familienvater muss der 64-jährige Italiener dabei manchmal auch Strenge walten lassen. «Absolut. Ich sage nie das, was der Fahrer hören will, es sei denn, wir befinden uns in einer speziellen Situation, in der es für den Moment das Beste ist. Und ich sage dem Fahrer immer die Wahrheit, sehr direkt.»

Tardozzis Wahrheit entspricht aber nicht zwangsläufig der Auffassung des Fahrers. «Das ist richtig, es ist meine Meinung. Manchmal gebe ich meine Meinung ab und manchmal, wenn ich es so sagen kann, einen Befehl. Manchmal muss das sein. ‚So ist es und du musst es auf diese Weise machen. Punkt.‘ Man kann nicht immer alles in den Händen der Fahrer lassen. Der Fahrer steht an der Spitze des Eisbergs. Der Fahrer ist der, der uns zu Siegern machen muss. Es gibt aber Momente, in denen man direkt sein muss.»

Ein Rennfahrer ist aber von Natur aus egoistisch. «Ja, absolut», stimmte der ehemalige 250er- und Superbike-WM-Pilot zu. «Den Egoismus eines Champions muss man managen. Man muss es verstehen und man muss es managen. Du kannst nicht davon ausgehen, dass ein Fahrer nicht egoistisch ist. Einige sind es auf eine andere Weise als andere, aber sie sind alle so.»

«Es gibt nicht das eine perfekte Team. Du musst versuchen, den besten Kompromiss zwischen allen Parteien zu finden. Genauso wenig gibt es das perfekte Bike», gab Tardozzi zu bedenken. «Ich arbeite immer auf den bestmöglichen Zusammenhalt im Team hin. In der Winterpause könnte man meinen, dass es Momente gibt, in denen ich nichts zu tun habe, aber ich verbringe Zeit mit den Jungs aus dem Team bei der Arbeit. Ich unterhalte mich mit ihnen, ich versuche herauszufinden, ob sie irgendwelche Probleme haben. Ich interessiere mich für ihre Familie, ob alles in Ordnung ist.»

«Ich muss ein Klima der Gelassenheit schaffen», fasste der Ducati-Teammanager zusammen. «Deshalb interessiere ich mich auch für ihr Privatleben. Denn Probleme zu Hause können sich bei der Arbeit niederschlagen. Wenn zum Beispiel jemand Hilfe braucht, weil sein Sohn oder seine Frau ein medizinisches Problem haben, nutzen wir die Kontakte, die wir bei Ducati haben. Wir mischen uns in dem Sinn ins Privatleben ein, um das Leben der Mechaniker und Ingenieure einfacher zu machen.»

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