Raúl Fernández (Aprilia): «Zu gewinnen kostet Geld»

Von Manuel Pecino
Raúl Fernández in der RNF-Box

Raúl Fernández in der RNF-Box

Der RNF-Aprilia-Neuzugang Raúl Fernández berichtet von langen Tagen im Windkanal und stellt im Interview offen und ehrlich einige Dinge klar – auch zu seinem ehemaligen Teamkollegen Remy Gardner.

Raúl Fernández kam als achtfacher Moto2-Sieger in seinem Rookie-Jahr in der zweithöchsten Klasse (mehr als ein gewisser Marc Márquez) im Vorjahr als vielversprechender Aufsteiger in die MotoGP-WM. Sein Jahr auf der Tech3-KTM verlief dann mit gerade einmal 14 Punkten aber enttäuschend. Nun wird sein nächster Auftritt auf der Aprilia RS-GP beim Sepang-Test mit Spannung erwartet.

Zuvor spricht der 22-jährige Spanier im zweiten Teil unseres Interviews (Teil 1 hier zum Nachlesen) unter anderen über Dani Pedrosa und Remy Gardner.

Rául, ich weiß, dass du ein großer Fan von Dani Pedrosa warst. Wie war es für dich, mit ihm bei KTM zusammenzuarbeiten?

Es ist nicht so, dass ich ein Fan war, ich bin immer noch ein Fan! Pedrosa hat in der MotoGP Rennen gewonnen, die ich zu Hause im TV verfolgt habe. Das klingt vielleicht dumm, aber für mich war es zu Beginn sehr schwierig, mit ihm zu sprechen, weil ich einfach so viel Respekt vor ihm hatte.

Am Ende hat er mir aber mit seinen Ratschlägen sehr geholfen. Ich erinnere mich daran, wie sehr er darauf hingewiesen hat, dass man vorsichtig sein müsse, wenn alle gemeinsam am Ende der Geraden ankommen, weil sich die Aerodynamik sehr auf die Bremsphase auswirkt. Und ich kann bestätigen, dass er sehr genau weiß, wovon er spricht. Ich werde Katar nicht mehr vergessen.

Es war mein erster Grand Prix auf einem MotoGP-Bike, in der zweiten Runde sind wir am Ende der Geraden in die Bremszone gekommen. Ich war am Ende der Gruppe und habe gesehen, wie alle Motorräder vor mir angefangen haben abzubremsen, während sich mein Bike wie wild bewegt hat und gar nicht stoppen wollte.

Die Wings sind dafür gemacht, das Motorrad auf der Bremse stabiler zu machen, aber wenn der Windschatten stark ist, funktioniert der Effekt nicht. Es war sehr, sehr angsteinflößend.

RNF ist dein drittes Team in drei Jahren. Ich kann mir vorstellen, dass du dich nach Stabilität sehnst.

Am meisten sehne ich mich nach zwei Jahren in derselben Klasse und im selben Team. Es ist stimmt, dass ich in der Moto3 der war, der aufsteigen wollte, weil ich mit meiner Größe und meinem Gewicht im Vergleich zu meinen Gegnern klar benachteiligt war. Ich war fünf oder sechs Kilo schwerer und aus aerodynamischer Sicht war es ein Desaster. Deshalb wollte ich in die Moto2.

In der Moto2 hätte ich aber gerne zwei Jahre in einem Team verbracht – nicht nur in der Moto2, auch in der MotoGP. Ich glaube, es ist wichtig, im selben Team und bei denselben Leuten zu bleiben. Dann kannst du im zweiten Jahr gleich loslegen, statt Energie dafür aufzuwenden, noch alles zu verstehen. Du weißt, wie es funktioniert, und kannst dich zu 100 Prozent auf das Rennfahren konzentrieren.

Stichwort Aerodynamik: Aprilia hat sehr viel im Bereich Aerodynamik gearbeitet und du hast mit deinen Kollegen viel Zeit im Windkanal verbracht. Wie sieht so ein Tag aus?

So ein Tag ist lang... «Verstecke dich hinter der Verkleidung, gehe aus der Verkleidung, wieder zurück, wieder hoch…»

Du musst vier Minuten in der Position bleiben, ganze vier Minuten! Wenn du denkst, dass die Arbeit erledigt ist, heißt es: «Jetzt so.» Und es sind wieder vier Minuten. So geht es fünf Stunden lang.

Und während ich hinter meiner Verkleidung klemmte, habe ich überlegt, dass wir auf einer Geraden höchstens zehn Sekunden in der Position sind – oder fünf, wenn wir in Valencia fahren.

Die Zeit im Windkanal kostet auch sehr viel Geld.

Das Rennfahren ist teuer. Ist es nicht teuer, gewinnst du nicht. Zu gewinnen kostet Geld. So funktioniert es in der MotoGP und in allen Klassen. Welche Teams gewinnen in den kleinen Klassen? Die, die mehr ausgeben.

Auch wenn ich kein KTM-Pilot mehr bin, muss ich sagen, dass sie in der Moto3 unglaubliche Arbeit leisten. Sie haben vier Moto3-Teams, zwei in der Moto2 und zwei in der MotoGP. Ihr Bestreben, Kids beim Aufstieg zu unterstützen, ist lobenswert.

Ja, aber diese gute Nachwuchsarbeit hat auch zu einem Überangebot an Talenten geführt. Remy Gardner hat dann als Moto2-Weltmeister nur ein MotoGP-Jahr zugestanden bekommen.

Es tut mir sehr leid für ihn, das habe ich ihm auch gesagt.

Ich möchte dazu etwas klarstellen, weil manche Leute versucht haben, die Stimmung zwischen Remy und mir aufzuheizen.

Damit es die Leute verstehen: Meine Geschichte mit Remy ist wie eine Beziehung, in der es gute und schlechte Zeiten gibt. Es gab Zeiten, in denen wir auf der Strecke gekämpft haben, aber außerhalb haben wir ein ziemlich herzliches Verhältnis gepflegt.

Ich schätze Remy sehr. Er hat nicht verdient, was mit ihm geschehen ist. In der MotoGP brauchst du mindestens zwei Saisons – eine, um zu verstehen, und die zweite, um dein Potenzial zu zeigen.

Remy ist ein Weltmeister und ich schwöre, er ist einer von den Leuten, von denen ich am meisten gelernt habe, um meine Technik auf dem Motorrad zu verbessern. Denn er hat Dinge auf dem Motorrad getan, die ich nicht konnte.

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