Gigi Dall‘Igna: «Bin mehr Organisator als Techniker»

Von Tammy Gorali
Ducati-Rennchef Gigi Dall‘Igna spricht offen über seine Rolle als Ingenieur und Organisator, er setzt auf Teamwork. «Du brauchst 100 Gehirne im Team.» Und er bestätigt die Probleme mit Andrea Dovizioso.

Gigi Dall‘Igna, der General Manager von Ducati Corse, der Rennabteilung der Ducati Motor Holding S.p.A., hat mit seinen Desmosedici-Bikes die MotoGP-WM 2022 dominier. Vier Teams, acht Fahrer, zwölf GP-Siege, 16 Pole-Positions, 32 Podestplätze, die Konstrukteurs-WM zum dritten Mal in Serie gewonnen, in der Fahrer-WM vier Fahrer in die Top-8 befördert.

SPEEDWEEK.com Mitarbeiterin Tammy Gorali hat sich mit dem erfolgreichsten Rennchef und Konstrukteur der Gegenwart zu einem sehr persönlichen Interview getroffen.

Gigi, glaubst du, ein Teil deines Erfolgs sie darauf zurückzuführen, weil du ein netter Chef bist?

Ehrlich gesagt, das weiß ich nicht.

Von außen wirkst du wie ein guter Boss. Du wählst die richtigen Leute aus, du kitzelst das Beste aus deinen Mitarbeitern heraus. Du kannst delegieren. Oder bist du ein «Control Freak»?

Wenn ich es für nötig halte, Kontrolle auszuüben, dann muss ich kontrollieren. Aber wenn ich ein aufrichtiges Vertrauen zu den Leuten habe, dann besteht kein Grund zur Kontrolle.

Aber ich erkläre dem Personal immer: Manchmal ist es besser, etwas zweimal zu sagen als gar nicht.

Ich möchte, dass meine Mitarbeiter verstehen, was ich denke und warum ich manchmal kontrollieren muss. Aber manchmal lasse ich das Team auch ganz eigenständig seiner Arbeit nachgehen.
Es hängt vom Gefühl ab.

Die meisten Teammitglieder waren schon bei Ducati, bevor du im Oktober 2013 dort angekommen bist. Der Erfolg muss also etwas mit dir als General Manager von Ducati Corse zu tun haben.

(Er lacht). Ich glaube, ich kann die Leute recht gut koordinieren.

Das gelingt nicht alle Ingenieuren. Hast du den Vorteil, dass du zwar Ingenieur bist, also Techniker, aber trotzdem ein Gespür für das Menschliche hast?

Ja, das kann sein, denn ich halte mich mehr für einen Organisator als für einen Techniker.

Aber du hast bei den Werken, für die du gearbeitet hat, viel bewirkt.

Das hängt auch von der Organisation ab, die du dort vorfindest und von der du ein Teil bist. Ein Mensch hat nur ein Gehirn. Aber du brauchst die 100 Gehirne, die du in deiner Mannschaft vorfindest, wenn du mehr Ideen und Hilfe hervorbringen willst.

Ist es verlockend, nur auf die Zahlen und Daten zu schauen und zu behaupten. Die Zahlen sagen immer die Wahrheit?

Ich bin ein Ingenieur. Also sind die Zahlen für mich wirklich wichtig. Aber manchmal spielt auch das Gefühl eine wichtige Rolle. Und manchmal zeigen die Zahlen und das Gefühl in unterschiedliche Richtungen.

Musst du das Drängen nach den Zahlen manchmal unterdrücken? Es gab einen Fahrer (Andrea Dovizioso), der das Gefühl hatte, du hörst ihm nicht genug zu.

Ich habe nicht viele Leute, die ich für Rivalen halte und mit vielen Piloten ein gutes Verhältnis, das hat vor 30 Jahren begonnen.
Es gibt auch ein gutes Einverständnis mit schwierigen Fahrern wie Max Biaggi und Jorge Lorenzo.

Ehrlich gesagt, ich habe bei den Gesprächen mit den Fahrern immer den Eindruck erhalten, dass sie auf mein Tun vertraut haben.

Sicher gab es mit Fahrern manchmal auch Probleme. Das ist normal. Es kann zu normalen Diskussionen zwischen Menschen kommen, die zusammenarbeiten.

Was deine konkrete Frage betrifft: Wir reden hier nur von einem Fahrer.

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