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Honda: «Concessions» nach Rins-Sieg in weiter Ferne

Von Günther Wiesinger
Nur erfolglose Hersteller und Neueinsteiger profitieren in der MotoGP von technischen Privilegien. Stefan Bradl wünscht sich diese «concessions» (Zugeständnisse) für HRC. Aber Honda ist zu erfolgreich.

Nach Platz 18 und 25 Sekunden Rückstand im Sprint Race von Texas auf dem «Circuit of The Americas» (COTA) zweifelte selbst Testfahrer Stefan Bradl noch daran, dass sich HRC ohne «concessions» aus dem technischen Dilemma befreien kann. Am nächsten Tag feierte Alex Rins auf der LCR-Honda den ersten MotoGP-Triumph für die Japaner nach 539 Tagen. 

Die Concessions-Privilegien hat Honda für 2023 nicht bekommen, weil Marc Márquez noch 2021 auf dem Sachsenring sowie in Misano und Texas gewonnen hat. Und jetzt sind die «concessions» für Honda auch die Saison 2024 ausser Reichweite. 

Sonst wäre zum Beispiel die Motorenentwicklung ab dem Saisonstart nicht eingefroren, die Stammfahrer dürften beliebig testen und dazu zwei Motoren mehr pro Saison verheizen.

«Ich kann nur sagen, dass wir in unserem Testteam ohne diese ‘concessions' Mühe haben», stellte Testfahrer Stefan Bradl in Austin fest. «Wie wir unter solchen Umständen Fortschritte erzielen sollen, ist eine gute Frage. Es wäre auf jeden Fall sinnvoll, wenn wir künftig zumindest genug Reifen hätten, um bei den Tests das Bike für eine einzelne Rennrunde abzustimmen, statt mit gebrauchten Reifen dauernd ein Set-up für 25 Runden zu fahren. Bei den Grand Prix geht es heute schon im ersten Freitag-Training mit den ‘time attacks’ los. Also müssen wir bei den Tests die Möglichkeit haben, so etwas zu üben.»

Zur Erinnerung: In den Jahren bis inklusive 2022 standen den Testteams der MotoGP-Hersteller pro Saison 240 Testreifen zur Verfügung. Für 2023 wurde die Anzahl auf 200 reduziert, dabei wurden die offiziellen MotoGP-Tests weiter reduziert (nur sechs Tage im vergangen Winter), also wird die Arbeit für die Testfahrer immer umfangreicher und anspruchsvoller, nicht zuletzt wegen der Sprintrennen, die simuliert werden sollen, und wegen der vielen Aerodynamik-Versionen, die pausenlos im Windkanal entstehen.

Seit Sonntag besitzt Honda saisonübergreifend mit 2022 bereits sechs Konzessions-Punkte. Die von Bradl erhofften «concessions» wird HRC also nach dem Rins-Sieg auch in der kommenden Saison nicht erhalten.

Denn Márquez errang 2022 in Australien Rang 2, Pol Espargaró brauste in Doha auf den dritten Rang. Durch die drei Punkte durch den Alex Rins-Triumph auf dem COTA hat HRC saisonübergreifend in den zwei Jahren 2022 und 2023 bereits sechs «concesssion points» eingesammelt.

«Ein Hersteller bekommt die ‘concessions' nur, wenn er in einer kompletten Saison keinen einzigen 'concession point' einsammelt», bestätigt Danny Aldridge, der MotoGP Technical Director. «Wenn ein Hersteller zum Beispiel in den nächsten zwei Jahren nur einen einzigen Konzessions-Punkt sicherstellt, wird er keine 'concessions' erhalten. Selbst mit einem einzelnen Podestplatz bleibt das Werk ein ‘non concession manufacturer'.»

Honda hat 2022/2023 saisonübergreifend bisher drei Podestplätze (= 6 Konzessionspunkte). Aber diese 6 Punkte errungen kommen nur zum Tragen, wenn ein 'concession manufacturer' seine Privilegien verliert.

Erst einmal hat ein Werk seine «concessions» verloren – und nach einem erfolglosen Jahr wieder bekommen. Suzuki kam 2015 mit der GSX-RR (mit dem neuen Reihenmotor) nach drei Jahren Pause in die MotoGP-WM zurück, galt als Neueinsteiger mit «concessions», verlor sie aber nach den ersten Podest-Erfolgen 2016 für 2017 – und bekam sie 2018 wieder zurück. Denn Andrea Iannone und Rookie Alex Rins fuhren 2018 nie auf Podest, jeder schaffte nur einen vierten Platz als bestes Saisonergebnis.

Was bisher kaum jemand weiß: Während bei den Sonntag-Rennen für die ersten drei Plätze 3, 2 und 1 «concession points» vergeben werden, gibt es beim Sprint für diese Wertung keine Punkte!

Seit drei Jahren hat Honda die Marken-WM immer auf dem sechsten und letzten Platz abgeschlossen. Doch nach dem überraschenden LCR-Sieg in Texas 2023 hat Honda auch in der Konstrukteurs-WM einen Sprung nach vorne gemacht – auf den respektablen und unerwarteten zweiten Platz!

Ergebnisse MotoGP Austin/USA (16.4.):

1. Alex Rins (E), Honda, 20 Rdn in 41:14,649 min
2. Luca Marini (I), Ducati, +3,498 sec
3. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +4,936
4. Maverick Viñales (E), Aprilia, +8,318
5. Miguel Oliveira (P), Aprilia, +9,989
6. Marco Bezzecchi (I), Ducati, +12,049
7. Johann Zarco (F), Ducati, +12,242
8. Franco Morbidelli (I), Yamaha, +20,399
9. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +27,981
10. Augusto Fernández (E), KTM, +28,217
11. Michele Pirro (I), Ducati, +32,370
12. Jonas Folger (D), KTM, +1:08,065 min
13. Brad Binder (ZA), KTM, +1:23,012
– Stefan Bradl (D), Honda, 2 Runden zurück
– Takaaki Nakagami (J), Honda, 9 Runden zurück
– Joan Mir (E), Honda, 12 Runden zurück
– Pecco Bagnaia (I), Ducati, 13 Runden zurück
– Jack Miller (AUS), KTM, 14 Runden zurück
– Raúl Fernández (E), Aprilia, 14 Runden zurück
– Aleix Espargaró (E), Aprilia, 1. Runde nicht beendet
– Jorge Martin (E), Ducati, 1. Runde nicht beendet
– Alex Márquez (E), Ducati, 1. Runde nicht beendet

WM-Stand nach 6 von 42 Rennen:

1. Bezzecchi, 64 Punkte. 2. Bagnaia 53. 3. Rins 47. 4. Viñales 45. 5. Zarco 44. 6. Marini 38. 7. Quartararo 34. 8. Alex Márquez 33. 9. Binder 30. 10. Morbidelli 29. 11. Martin 29. 12. Miller 26. 13. Aleix Espargaró 18. 14. Oliveira 16. 15. Augusto Fernández 14. 16. Di Giannantonio 13. 17. Nakagami 7. 18. Marc Márquez 7. 19. Mir 5. 20. Pirro 5. 21. Folger 4. 22. Raúl Fernández 2.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati, 103 Punkte. 2. Honda 54. 3. Aprilia 51. 4. KTM 49. 5. Yamaha 43.

Team-WM:

1. Mooney VR46 Racing, 102 Punkte. 2. Prima Pramac 73. 3. Aprilia Racing 63. 4. Monster Energy Yamaha 63. 5. Ducati Lenovo 58. 6. Red Bull KTM 56. 7. LCR Honda 54. 8. Gresini Racing 46. 9. CryptoDATA RNF 18. 10. GASGAS Tech3 18. 11. Repsol Honda 12.

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