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Gigi Dall'Igna: «Acht Ducati – was ist daran unfair?»

Von Günther Wiesinger
Gigi Dall'Igna

Gigi Dall'Igna

Aprilia-Rennchef Massimo Rivola ärgert sich über die Ducati-Übermacht mit acht Motorrädern im Feld. Gigi Dall'Igna wehrt sich: «Das Reglement erlaubt es. Die andern können ja unsere Strategie kopieren.»

Durch die Erfolge der letzten sechs Jahre fanden neue MotoGP-Teams Gefallen an den Ducati-Bikes, zuletzt 2022 erstmals auch Gresini Racing und Mooney VR46. Deshalb kletterte die Anzahl der Teams wieder auf den alten Höchststand von vier, obwohl Jorge Marinez sein Aspar-Team nach 2018 wegen Budgetsorgen und Schulden zurückziehen musste und nach 2021 auch Avintia aufhörte. Doch Valentino Rossi übernahm nahtlos die beiden Avintia-Plätze und gab Ducati gegenüber Yamaha den Vorzug – bis inklusive 2024.

Doch Aprilia-Rennchef Massimo Rivola missfällt diese Ducati-Übermacht. Er befürchtet, die MotoGP-WM würde zu einem «Trofeo» verkommen, also zu einem Markencup. Der Italiener sprach von einem «unfairen Wettkampf», weil Ducati bei allen Verhältnissen mehr Piloten auf der Strecke hat und deshalb mehr Daten sammeln kann als jeder andere Hersteller.

Rivola nannte das Beispiel Formel 1, wo jeder Hersteller total nur drei Teams mit den Antriebseinheiten ausrüsten darf. Will er ein viertes Team beliefern, ist das Einverständnis alle Konkurrenten nötig.

«Ich bin der Meinung, dass es in der MotoGP absolut fair zugeht», erklärte Gigi Dall’Igna im Interview mit SPEEDWEEK.com. «Was wir machen, wird vom Reglement erlaubt. Jedes Werk bekommt eine Kompensation von 3 Millionen vom WM-Organisator, wenn es ein Kundenteam beliefert. Für die weiteren Kundenteams werden keine Zuschüsse bezahlt. Diese Vorschriften existieren seit dem Beginn, sie sind für alle Werke gleich.»

«Wenn ein privates Kundenteam Motorräder von Ducati verwenden will, dann machen sie das, weil unsere Bikes besser sind als gewisse andere. Das ist meine Ansicht», hält Dall’Igna fest. «In den Vorschriften wird keine maximale Anzahl von Teams oder Fahrern genannt. Wenn zum Beispiel KTM bessere Motorräder anbieten würde als wir, hätten sie sicher mehr Bikes auf dem Startplatz. Wir haben einen freien Wettbewerb. Ich sehe nicht, was daran unfair sein soll. Im Gegenteil: Es geht total fair zu. Wenn Aprilia mehr Bikes auf dem Grid haben will, können sie sich bemühen, mehr Teams zu überzeugen. Jedes MotoGP-Team kann selbst und frei über die Materialwahl entscheiden.»

«Die Leasingkosten bei Ducati sind ziemlich hoch. Wir schenken ja die Bikes nicht her», betont der Ducati-Rennchef.

Gigi Dall’Igna kann auch dem Formel-1-System mit maximal drei erlaubten Teams pro Hersteller nichts abgewinnen. «Ich wiederhole», sagt er. «Ich habe in meiner MotoGP-Zeit bei Ducati noch nie nach einer Reglementsänderung gebeten. Alle anderen Hersteller wollen dauernd die Vorschriften ändern, zum Beispiel wollen sie einige Devices verbieten, die Ducati entwickelt hat. Ich selbst habe noch nie um eine Anpassung des Reglements gebeten. Ich studiere das Reglement und bewege mich im Rahmen des Erlaubten. Das Reglement sagt: Ducati kann acht Motorräder am Startplatz haben, wenn sie das wollen.»

Fakt ist: Als Ducati 2018 und in den Jahren zuvor acht Motorräder im Feld hatte, beschwerte sich niemand.

Es lag vielleicht daran, dass die Ducati Desmosedici damals noch nicht so hemmungslos dominierten wie heute...

Ducati Corse will auf jeden Fall auch 2024 wieder mit vier MotoGP-Teams antreten.

Dall’Igna: «Wir arbeiten daran, die aktuelle Situation für nächstes Jahr beizubehalten. Denn dieser Zustand ist gut für uns, was die Einnahmen und die sportlichen Aussichten betrifft. Denn Bastianini war zum Beispiel im Vorjahr im Gresini-Kundenteam, jetzt fährt er neben Pecco bei Ducati Lenovo. Vom sportlichen Aspekt her ist es also sehr wichtig, dass wir einige Kundenteams beliefern und betreuen. Die Vorschriften schauen für alle gleich aus. Honda hatte in der Vergangenheit auch viele Kundenteams, niemand hat sich beschwert. KTM oder Aprilia können sich entscheiden, unsere Strategie zu kopieren, wenn sie wollen.»

Ergebnisse MotoGP Austin/USA (16.4.):

1. Alex Rins (E), Honda, 20 Rdn in 41:14,649 min
2. Luca Marini (I), Ducati, +3,498 sec
3. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +4,936
4. Maverick Viñales (E), Aprilia, +8,318
5. Miguel Oliveira (P), Aprilia, +9,989
6. Marco Bezzecchi (I), Ducati, +12,049
7. Johann Zarco (F), Ducati, +12,242
8. Franco Morbidelli (I), Yamaha, +20,399
9. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +27,981
10. Augusto Fernández (E), KTM, +28,217
11. Michele Pirro (I), Ducati, +32,370
12. Jonas Folger (D), KTM, +1:08,065 min
13. Brad Binder (ZA), KTM, +1:23,012
– Stefan Bradl (D), Honda, 2 Runden zurück
– Takaaki Nakagami (J), Honda, 9 Runden zurück
– Joan Mir (E), Honda, 12 Runden zurück
– Pecco Bagnaia (I), Ducati, 13 Runden zurück
– Jack Miller (AUS), KTM, 14 Runden zurück
– Raúl Fernández (E), Aprilia, 14 Runden zurück
– Aleix Espargaró (E), Aprilia, 1. Runde nicht beendet
– Jorge Martin (E), Ducati, 1. Runde nicht beendet
– Alex Márquez (E), Ducati, 1. Runde nicht beendet

MotoGP-Ergebnis Sprint, Austin (15.4.):

1. Bagnaia, Ducati, 10 Rdn in 20:35,270 min
2. Rins, Honda, + 2,545 sec
3. Martin, Ducati, + 4,706
4. Aleix Espargaró, Aprilia, + 5,052
5. Brad Binder, KTM, + 8,175
6. Bezzecchi, Ducati, + 8,877
7. Marini, Ducati, + 9,453
8. Oliveira, Aprilia, + 10,768
9. Miller, KTM, + 12,448
10. Viñales, Aprilia, + 12,739
11. Zarco, Ducati, + 14,251
12. Mir, Honda, + 14,988
13. Nakagami, Honda, + 15,592
14. Morbidelli, Yamaha, + 16,534
15. Raúl Fernández, Aprilia, + 19,290
16. Augusto Fernández, KTM, + 23,128
17. Di Giannantonio, Ducati, + 25,626
18. Bradl, Honda, + 25,787
19. Quartararo, Yamaha, + 27,169
20. Folger, KTM, + 46,973
– Alex Márquez, Ducati, 4 Runden zurück
– Michele Pirro, Ducati, 5 Runden zurück

WM-Stand nach 6 von 42 Rennen:

1. Bezzecchi, 64 Punkte. 2. Bagnaia 53. 3. Rins 47. 4. Viñales 45. 5. Zarco 44. 6. Marini 38. 7. Quartararo 34. 8. Alex Márquez 33. 9. Binder 30. 10. Morbidelli 29. 11. Martin 29. 12. Miller 26. 13. Aleix Espargaró 18. 14. Oliveira 16. 15. Augusto Fernández 14. 16. Di Giannantonio 13. 17. Nakagami 7. 18. Marc Márquez 7. 19. Mir 5. 20. Pirro 5. 21. Folger 4. 22. Raúl Fernández 2.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati, 103 Punkte. 2. Honda 54. 3. Aprilia 51. 4. KTM 49. 5. Yamaha 43.

Team-WM:

1. Mooney VR46 Racing, 102 Punkte. 2. Prima Pramac 73. 3. Aprilia Racing 63. 4. Monster Energy Yamaha 63. 5. Ducati Lenovo 58. 6. Red Bull KTM 56. 7. LCR Honda 54. 8. Gresini Racing 46. 9. CryptoDATA RNF 18. 10. GASGAS Tech3 18. 11. Repsol Honda 12.

 

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