Francesco Guidotti (KTM) erklärt den Pedrosa-Faktor
Pedrosas Wildcard-Auftritt in Jerez zog alle Blicke auf sich. Der dreifache Weltmeister und 54-fache GP-Sieger absolvierte nach dem zehnten Platz beim Steiermark-GP 2021 erst seinen zweiten Renneinsatz seit seinem Rückzug als Stammfahrer nach der Saison 2018 – und fuhr im ersten Training auf Anhieb die Bestzeit.
Damit nicht genug: Der mittlerweile 37-jährige Spanier zog am Freitag direkt ins Q2 ein und sicherte sich am Samstag Startplatz 6. Im seinem ersten MotoGP-Sprint bestätigte er dieses Ergebnis, am Sonntag folgte im Hauptrennen ein beachtlicher siebter Rang.
Im Interview mit SPEEDWEEK.com spricht Red Bull-KTM-Teammanager Francesco Guidotti über den Edeltester.
Francesco, hattest du erwartet, dass Dani in Jerez so stark sein würde?
In gewisser Weise schon, ja, andrerseits nicht so stark. Wir kennen ihn, man muss ihn nicht mehr vorstellen. Wir hatten ihm auch erlaubt, einige spezielle Testläufe im Hinblick auf die «time attack» zu machen, weil wir wissen, dass es so wichtig ist, auf einer Runde schnell zu sein, um sich im Qualifying eine gute Startposition zu sichern. Das war, sagen wir, Teil des Deals. Als wir ihn nach einem Wildcard-Einsatz gefragt haben, hat er gesagt: «Okay, aber ich muss mich vorbereiten, um bereit zu sein und nicht nur zu einem Rennen zu fahren und teilzunehmen.»
Dani hat sich im Winter im Training vorbereitet, manchmal auch auf der Strecke mit einer anderen Herangehensweise. Das ist aber auch Teil seines professionellen Fahr- und Lebensstils.
Wie habt ihr ihn nach 2021 von einem weiteren Wildcard-Einsatz überzeugt?
Nein, wir haben ihn nicht überzeugt, das würden wir nicht machen. Wir haben ihn nur gefragt. Er war auf Anhieb offen dafür. Du kannst keinen überzeugen, auf dem Level ein Rennen zu bestreiten.
Dani wollte doch ursprünglich kein Rennen mehr fahren.
Zum Glück will er es jetzt wieder. Er hat gesagt: «Okay, ich mache es, wenn ich dieses und jenes machen kann.» Wir haben uns darauf geeinigt und wir verstehen, dass ein Fahrer seines Levels, eine Legende in der Klasse, nur unter bestimmten Bedingungen fahren wird. Er macht es, um zu performen, und nicht nur, um einfach mitzufahren.
Letztendlich hat er es sichtlich genossen. Die Fans und die Stimmung waren unglaublich.
Die Leute sind verrückt geworden, er ist eine Legende. Er verdient all diesen Zuspruch von den Fans. Vielleicht hat er es nicht so wahrgenommen, als er noch ein aktiver Rennfahrer war, weil er zu sehr auf die Performance und die Ergebnisse fokussiert war. Er hatte keine Zeit dafür – das ist meine Interpretation. Bei seinem jüngsten Rennen hat er es aber wirklich genossen. Es war schön, ihn etwas entspannter, aber immer noch schnell zu sehen.
Warum habt ihr ihn nicht als Ersatzmann von Pol Espargaró aufgeboten?
Wir haben ihn nicht gefragt, weil er Legenden-Status hat. Er verdient Respekt und kann nicht ein Ersatzfahrer sein. Um ehrlich zu sein, wir haben ihn gar nicht gefragt. In Zukunft werden wir sehen, falls wir einmal einen unserer Werksfahrer ersetzen müssten, würden wir vielleicht fragen…
Damit man mich nicht falsch versteht: GASGAS ist ein vollwertiges Factory-Team. Wir möchten die Marken aber nicht zu sehr vermischen und Dani fühlt sich auch als Red Bull-KTM-Fahrer. Dazu war für den Wildcard-Einsatz schon alles vorbereitet, es waren einfach zu viele Dinge.
Wird Pedrosa noch weitere Rennen fahren?
Wir haben Jerez und Misano geplant. Für Misano haben wir bereits angefragt, wir warten aber noch auf die Antwort der Dorna. Gibt es mehr als drei Anfragen, müssen sie abwägen, wer Anrecht darauf hat.
Wie wichtig ist Dani für die Entwicklung der RC16?
Ziemlich wichtig. Das Gefühl eines Fahrers, der in der Zweitakt-Ära aufgewachsen ist, ist aus meiner Sicht etwas, was andere nicht haben können. Sie haben einen Fahrstil entwickelt, der etwas Besonderes hat.
Weißt du, ob jemand bei Repsol-Honda-Teammanager Alberto Puig nachgefragt hat, ob er glücklich über Danis Auftritt beim Spanien-GP war?
Das ist nicht meine Sache.
Alberto hat oft gesagt, dass Danis Statur und sein geringes Gewicht als Testfahrer ein Problem seien.
Es hängt davon ab – aus unserer Sicht ist er wirklich hilfreich für die Entwicklung unseres Motorrads. Das bedeutet nicht, dass alles, was er verwendet, auch für unsere Stammfahrer gut ist, aber die «Hardware» des Bikes ist dieselbe. Wie du es dann anpasst und für den jeweiligen Fahrstil abstimmst, ist eine andere Sache. Über die Hardware entscheidet aber hauptsächlich er. Unsere Werksfahrer mit unterschiedlichen Fahrstilen befinden sie für gut.