KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Pecco Bagnaia (1.): Realität besser als Social Media

Von Nora Lantschner
Auf die Pole und den Sprint-Sieg ließ Ducati-Star Pecco Bagnaia am Sonntag in Mugello einen weiteren Triumph folgen. Nach dem perfekten Wochenende gewährte der MotoGP-Weltmeister einen Einblick in sein Seelenleben.

«Wenn ich zu Hause Rennen fahre, habe ich das Gefühl, auf einer Mission zu sein», verriet Francesco «Pecco» Bagnaia. «Das ist ein großartiges Gefühl, weil ich den Leuten wirklich etwas zurückgeben will. Wenn du so ein Ergebnis erzielst – Pole und zwei Siege – bist du sehr glücklich, weil du das Gefühl hast, die Mission erfüllt zu haben. Es war für mich an diesem Wochenende sehr wichtig, das zu tun, was wir getan haben. Jetzt will ich es einfach genießen.»

Schon im Vorjahr hatte Bagnaia als Italiener auf einem italienischen Fabrikat beim Italien-GP triumphiert. Im Vergleich zu 2022 waren die Zuschauerränge auf den Hügeln rund um den Mugello Circuit aber deutlich besser gefüllt: 77.921 Fans waren am Sonntag vor Ort, an drei Tagen wurden 135.670 Zuschauer gezählt.

«Das war das bestmögliche Rennwochenende in Italien. Ich möchte mich wirklich bei all den Fans bedanken. Wenn man sich heute auf den Tribünen und rund um die Strecke umgeschaut hat, war es unglaublich – wie Mugello in der Vergangenheit. Es war unglaublich, ich habe dieses Wochenende und die Arbeit, um diese Performance zu erreichen, wirklich genossen», bekräftigte der Pecco.

Der Ducati-Werksfahrer nahm sich Zeit, um die gute Stimmung aufzusaugen, und genehmigte sich auf der Auslaufrunde noch einen Hotdog mit seinem Fanclub. «Mein Fanclub zaubert immer ein Lächeln in mein Gesicht», schmunzelte der 26-jährige Italiener. «Ich wusste nichts vom Barbecue und sie sind auch mit einem Maskottchen hierher gekommen, das durch das Fahrerlager gelaufen ist. Ich habe alles sehr genossen.»

«Ganz ehrlich, man kann für alles kritisiert werden auf Social Media, aber wenn man dann so etwas sieht, wie wir es heute gesehen haben, ist das für uns das Wichtigste. Denn wir sind Rennfahrer, aber wir sind auch Menschen», musste der Weltmeister nach seinem Sieg noch etwas loswerden. «Das war heute für mich sehr emotional.»

Bagnaia bezog sich dabei nicht nur auf den Shitstorm, der ihm nach den unglücklichen Aussagen von Le Mans entgegengeschlagen war. «Nein, es ist schon jahrelang so – wenn du an der Spitze bist, sind alle glücklich. Wenn du hinten bist, fangen alle an, schlecht zu reden. Das gilt aber nicht nur für mich, sondern für alle. Wie gesagt: Wir sind auch Menschen.»

«Ich messe dem jetzt nicht mehr so große Bedeutung zu wie in der Vergangenheit. Wenn du aber liest, dass jemand schlecht über dich redet, fühlt sich das nicht gut an», machte der Italiener deutlich. «Liest du ein Kompliment, denkst du dir einfach: ‚Okay, danke.‘ Wenn du aber etwas wirklich Schlechtes über dich liest, schenkst du dem mehr Aufmerksamkeit. Die sozialen Netzwerke sind eine gute Sache, können aber auch eine schlechte Welt sein. Die Realität ist die beste Möglichkeit, um die Liebe der Leute zu sehen. Was ich heute gesehen habe, gehört zu den besten Dingen, die ich je gesehen habe. Es war sehr emotional für mich.»

Es war der verdiente Lohn nach einem perfekten Wochenende. Der Titelverteidiger und WM-Leader ließ es im 23-Runden-Rennen am Sonntag leicht aussehen, er selbst betonte aber: «Das Rennen heute war ziemlich schwierig.»

Nur eine Kurve lang leistete sein ehemaliger Teamkollege Jack Miller auf der KTM nach Raketenstart Gegenwehr. «Als ich gesehen habe, dass er mich beim Start schon überholt hat, habe ich mir selbst einfach gesagt: ‚Nein, ich muss vorne sein, ich muss pushen.‘ Denn ich wusste, dass viele Fahrer mit dem Soft-Hinterreifen losgefahren waren, und ich wollte im ersten Abschnitt des Rennens nicht in der Gruppe fahren. Ich habe also versucht zu pushen und der letzte Abschnitt des Rennens war dann für alle recht knifflig. Ich bin mit meiner Wahl aber ziemlich glücklich, es war die beste Option für mich», betonte Bagnaia mit Verweis auf seinen Medium-Hinterreifen.

MotoGP-Ergebnis, Mugello (11. Juni):

1. Bagnaia, Ducati, 23 Rdn in 41:16,863 min
2. Martin, Ducati, + 1,067 sec
3. Zarco, Ducati, + 1,977
4. Marini, Ducati, + 4,625
5. Binder, KTM, + 8,925
6. Aleix Espargaró, Aprilia, + 10,908
7. Miller, KTM, + 10,999
8. Bezzecchi, Ducati, + 12,654
9. Bastianini, Ducati, + 17,102
10. Morbidelli, Yamaha, + 17,610
11. Quartararo, Yamaha, + 17,861
12. Viñales, Aprilia, + 19,110
13. Nakagami, Honda, + 21,947
14. Di Giannantonio, Ducati, + 25,906
15. Augusto Fernández, KTM, + 26,500
16. Pirro, Ducati, + 30,150
17. Raúl Fernández, Aprilia, + 38,001
18. Savadori, Aprilia, + 38,662
19. Folger, KTM, + 1:18,912 min
– Alex Márquez, Ducati, 9 Runden zurück
– Oliveira, Aprilia, 13 Runden zurück
– Marc Márquez, Honda, 18 Runden zurück

MotoGP-Ergebnis Sprint, Mugello (10. Juni):

1. Bagnaia, Ducati, 11 Runden
2. Bezzecchi, Ducati, + 0,369 sec
3. Martin, Ducati, + 0,952
4. Zarco, Ducati, + 1,009
5. Marini, Ducati, + 3,668
6. Miller, KTM, + 3,772
7. Marc Márquez, Honda, + 3,905
8. Aleix Espargaró, Aprilia, + 6,062
9. Bastianini, Ducati, + 6,431
10. Quartararo, Yamaha, + 6,458
11. Binder, KTM, + 6,458
12. Oliveira, Aprilia, + 6,672
13. Viñales, Aprilia, + 7,930
14. Di Giannantonio, Ducati, + 11,508
15. Pirro, Ducati, + 14.344
16. Morbidelli, Yamaha, + 16,666
17. Nakagami, Honda, + 16,725
18. Savadori, Aprilia, + 17,247
19. Raúl Fernández, Aprilia, + 21,596
20. Augusto Fernández, KTM, + 35,212
21. Folger, KTM, + 46,189

WM-Stand nach 12 von 40 Rennen:
1. Bagnaia, 131 Punkte. 2. Bezzecchi 110. 3. Martin 107. 4. Binder 92. 5. Zarco 88. 6. Marini 72. 7. Miller 62. 8. Quartararo 54. 9. Aleix Espargaró 54. 10. Viñales 53. 11. Rins 47. 12. Morbidelli 46. 13. Alex Márquez 41. 14. Augusto Fernández 31. 15. Di Giannantonio 27. 16. Nakagami 24. 17. Oliveira 21. 18. Marc Márquez 15. 19. Pedrosa 13. 20. Bastianini 7. 21. Folger 7. 22. Pirro 5. 23. Petrucci 5. 24. Mir 5. 25. Savadori 4. 26. Raúl Fernández 3. 27. Stefan Bradl 2.

Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 211 Punkte. 2. KTM 118. 3. Aprilia 92. 4. Honda 79. 5. Yamaha 64.

Team-WM:
1. Prima Pramac Racing 195. 2. Mooney VR46 Racing 182 Punkte. 3. Red Bull KTM Factory Racing 154. 4. Ducati Lenovo Team 149. 5. Aprilia Racing 107. 6. Monster Energy Yamaha 100. 7. LCR Honda 71. 8. Gresini Racing 68. 9. GASGAS Factory Racing Tech3, 38. 10. CryptoDATA RNF 28. 11. Repsol Honda 20.

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