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Marc Márquez: Was führt er jetzt im Schilde?

Von Günther Wiesinger
Das Rätselraten geht weiter. Marc Márquez sondert nur Rauchgranaten ab, wenn er über seine Zukunft befragt wird. Bei Ducati herrscht Uneinigkeit über die Sinnhaftigkeit eines Transfers.

Marc Márquez ist zwar in der Fahrer-WM inzwischen sogar von Red Bull-KTM-Testpilot Dani Pedrosa und Gelegenheits-Rennfahrer (erst zwei GP-Wildcard-Einsätze 2023) überholt worden. Trotzdem wird über den WM-Neunzehnten mehr geredet und geschrieben als über WM-Leader Pecco Bagnaia und andere WM-Kandidaten. Das liegt an dem Katz-und-Maus-Spiel, das der sechsfache MotoGP-Weltmeister und sein neuer Manager Jimmy Martinez seit Monaten mit der Öffentlichkeit, den Fans und den Medien treiben.

Die Fakten: Marc Márquez wurde in diesem Jahr mehrmals bei KTM angeboten, also konnte man sich an den fünf Fingern einer Hand abzählen, dass er sich auch bei Ducati Corse wegen eines Platzes in einem der vier Teams für 2024 erkundigt hat.

Von Ducati wurde einen Wechsel von Marc Márquez zur Marke aus Borgo Panigale im Frühjahr und als unvorstellbar bezeichnet. Denn das Lenovo-Team mit Bagnaia und Bastianini bleibt unverändert, und bei Pramac galten Martin und Zarco zumindest bis Ende Juni also gesetzt. Denn sie hielten sich auf den WM-Rängen 2 und 4.
Márquez zu Mooney VR46-Ducati war natürlich aussichtlos. Bei Gresini war schon sein Bruder unter Vertrag, dort wünschte man sich zuerst «Diggia» Di Giannantonio einen Italiener, zum Beispiel Tony Arbolino.

Doch dann verlangte der 33-jährige Zarco bei Pramac einen Zwei-Jahres-Vertrag, Ducati lehnte ab und gab ihn an Honda frei. Als sich beim Österreich-GP abzeichnete, dass die Pierer Mobility keine zusätzlichen zwei Plätze bekommt und die Ergebnisse von Marc immer trister wurden, nahm die Story «Márc Márquez zu Ducati» konkretere Formen an.

Offiziell wurde bei Ducati nichts bestätigt und nichts dementiert. «Wir sind nicht verzweifelt auf der Suche nach einem Topfahrer. Denn unsere Fahrer liegen in der WM-Tabelle auf den Plätzen 1 bis 3», lautete das Statement der Ducati-Manager im Sommer.

Beim Österreich-GP ließ Ducati-Rennchef Gigi Dall’Igna im Gespräch mit SPEEDWEEK.com durchblicken, dass Franco Morbidelli ein Kandidat für Pramac sei, als Nachfolger von Zarco. Er verwies auf den zweiten WM-Rang von Morbidelli und die drei GP-Siege 2020 des Italieners bei Yamaha.

Vor dem Misano-GP verdichteten sich die Hinweise, dass Marc Márquez neben seinem Bruder Alex bei Gresini Racing andocken werde.

Bei Ducati sind von so einer Lösung nicht alle Beteiligten hell begeistert.

Gigi Dall’Igna ist dafür, er will sich die Chance auf den Superstar nicht entgehen lassen. Claudio Domenicali, CEO der Ducati Holding, hält eine fifty-fifty-Position zum Thema. Er ist wankelmütig nach dem Reinfall mit Jorge Lorenzo, der in den zwei Jahren 2017 und 2018 insgesamt eine Gage von 25 Millionen Euro absahnte und von Dovizioso in den Schatten gestellt wurde, der 1,5 Mio erhielt.

Sportdirektor Paolo Ciabatti und Teamkoordinator Davide Tardozzi ist anzusehen, dass sie auch ohne Marc Márquez gut leben könnten.

Gigi Dall’Igna bemüht sich, den Eindruck zu erwecken, die Verpflichtung von Márquez sei bei Ducati Corse kein Thema. «Ich glaube nicht, dass so etwas passiert», sagte er in Spielberg.

Gleichzeitig ist bei Ducati zu hören: «Wenn Gresini Racing den Spanier engagiert, haben wir keinen Einfluss. Wir können den Kundenteams mit Ausnahme von Pramac nicht vorschreiben, welche Fahrer sie verpflichten.»

Mit diesem Hinweis können die Ducati-Stars Bagnaia, Bastianini, Martin und Bezzecchi beschwichtigt werden. Ducati tut einfach so, als würde sie zu Marc Márquez unverhofft kommen – wie die Jungfrau zum Kind.

Carlo Merlini, Kaufmännischer Direktor bei Gresini, verhehlt sein Interesse für freilich Márquez nicht. «Klar, wenn Marc Márquez oder Joan Mir für einen Vertragsabschluss mit Gresini verfügbar wären, würde Gresini sich gerne mit so einem Fahrer verbünden», sagte er gegenüber AS. «Wer würde das nicht?»

Auch wenn es bei Ducati niemand bestätigt: Es deutet viel darauf hin, dass Marc Márquez bei Gresini Racing eingeschleust und die Márquez-Brüder unter einem Dach vereint werden.

Die Journalisten werden bei Ducati vertröstet, wenn sie sich nach der Situation wegen Marc Márquez erkundigen. «Da müsst ihr Carlo Merlini von Gresini Racing fragen. Wir verhandeln nicht mit Márquez», lautet die aktuelle Botschaft von Ducati Corse. «Vielleicht ist etwas Wahres dran, aber wir wissen es wirklich nicht.» Zitieren lässt sich momentan kaum jemand bei Ducati.

Marc Márquez ließ am Donnerstag vor dem Misano-GP durchblicken, dass er sich schon entschieden habe und der Test mit dem 2024-Prototyp keinen Einfluss mehr haben werde.

Nach dem missglückten Test mit fast 1 sec Rückstand kündigte er an, er habe zwei Pläne und werde sich demnächst entscheiden, entweder in Indien (24.9.) oder in Japan (1.10.).

Weder bei Ducati noch bei Honda mag momentan irgendwann wirklich einzuschätzen, was der 59-malige MotoGP-Sieger im Schilde führt.

Diese Personalie wird auch beim Indien-GP mindestens so spannend bleiben wie die Action auf der Rennstrecke.


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