Formel 1: «Darauf kann man nicht stolz sein»

Indien-GP: Dutzende Personen ohne Visa gestrandet

Von Günther Wiesinger
Bisher steht der Indien-GP unter keinem guten Stern. Dutzende Teammitglieder konnten die Reise heute wegen fehlender e-Visa nicht antreten.

Der Trip zum Motorrad-GP von Indien gestaltet sich für die ca. 2000 Personen, die am Wochenende das Fahrerlager des Buddh International Circuit bevölkern werden, schon vor der Abreise als Abenteuer und Geduldsspiel. Denn obwohl die GP-Reisenden bereits am 31. Juli 2023 aufgefordert wurden, bis zum 4. August ein Formular mit allen benötigten Infos auszufüllen, was auch befolgt wurde, sind heute zahlreiche Teammitglieder in Europa gestrandet, weil ihre Visa nicht rechtzeitig ausgestellt wurden und sie deshalb an ihrem Heimat-Destinationen die Flugzeuge nicht boarden konnten.

Aber damit nicht genug. Liqui-Moly-Moto3-Teambesitzer Peter Öttl berichtete gegenüber SPEEDWEEK.com, drei seiner Mitarbeiter hätten heute ihr Visum bekommen, elf nicht, sie müssen also ihre Flüge umbuchen. Sie werden also alle Mühe haben, die Bikes, die unmittelbar nach dem Misano-GP in Frachtkisten verpackt wurden, vor dem ersten Freitag-Training noch revidieren zu können.

«Außerdem ist bei meinem Visum irrtümlich das Foto eines Moto2-Mechanikers eingescannt worden», wunderte sich Öttl, der mit Ayumu Sasaki um den Moto3-WM-Titel kämpft und der mit Collin Veijer einen vielversprechenden Rookie einsetzt.

SPEEDWEEK.com-Fotograf David Goldman von der Agentur Gold & Goose erlebte ein ähnliches Versehen. Seine Electronic Travel Authorisation (ETA) wurde mit dem Foto des britischen Journalisten Mat Oxley dekoriert.

«Ich gehe jetzt zum Barbier und lasse mir eine Glatze rasieren, damit ich Mat ähnlich schaue», scherzte der Engländer.

SPEEDWEEK.com-Mitarbeiter Simon Patterson sitzt ebenfalls auf Nadeln. «Ich habe bisher kein e-Visum erhalten.»

Peter Öttl hatte noch eine andere Story zu erzählen: «Unsere italienische Teamkoordinatorin Susanna Sola hat gleich zwei Visa erhalten.»

Während die Frachtkisten inzwischen im Fahrerlager der indischen GP-Strecke eingetroffen sind, wunderten sich die Teams und die IRTA-Vorhut über die vorsintflutlichen Transport-Lkw. Immerhin wurden sie mit Polizeischutz vom Flughafen nach Greater Noida gebracht.

Die Dorna-Funktionäre sprechen inzwischen offen von einem «visa desaster». Wer für die immensen Unkosten durch die Flugumbuchungen aufkommen wird, ist fraglich. Auch bei HRC waren zahlreiche Teammitglieder betroffen, sie strandeten heute auf ihren Heimatflughäfen. «Mehr als 30 Personen konnten ihre geplanten Flüge nicht antreten», meldete ein HRC-Sprecher.

Geoff Dixon, Paddock Manager der Teamvereinigung IRTA, entschuldigte sich bei den Teams aller drei Klassen für die Unzulänglichkeiten, die durch die fehlenden Visa entstanden sind.

Die auserwählte indische Agentur Fairstreet Sports war völlig überfordert und versagte völlig. Die Visa-Anträge müssen jetzt per Hand und einzeln erledigt werden – unter tatkräftiger Mithilfe von Dorna-Mitarbeitern.

«Unser Hauptanliegen ist es jetzt, alle Teammitglieder nach Indien ins Fahrerlager zu bringen, damit wir den Event durchführen können», erklärte Geoff Dixon.

Die Teamvereinigung IRTA will auch dafür sorgen, dass die Rennställe nicht auf den zusätzlichen Kosten sitzen bleiben. Die Teams werden sich wohl beim indischen Veranstalter schadlos halten, der das Durcheinander zu verantworten hat.

«Es muss sichergestellt werden, dass wir nie wieder in so eine Situation kommen», wettern die Teamverantwortlichen.

Das deutet darauf hin, dass sich viel ändern muss, wenn die Teams und Fahrer für nächstes Jahr noch einmal einen Indien-GP auf dem Kalender akzeptieren.

Man darf auch gespannt sein, was die Fahrer am Donnerstag nach der Streckenbesichtigung zur Sicherheit der Piste sagen. «Wenn es gefährlich ist, fahren wir nicht», hat Aleix Espargaró im August angekündigt.

«Wir buchen gerade um und hoffen, dass wir die Visa am Dienstag bekommen», berichtete Peter Öttl um 19.20 Uhr am Montagabend.

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