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MotoGP: Die merkwürdigen Geheimnisse der Startnummern

Von Günther Wiesinger
2022 kamen fünf Rookies in die MotoGP-WM, aber nur einer musste sich eine neue Startnummer aussuchen: Gresini-Ducati-Pilot Fabio Di Giannantonio. 2024 kommt Pedro Acosta, doch die #37 ist von Augusto Fernández besetzt.

Nach 2021 wechselten Moto2-Weltmeister Remy Gardner und Vize Raúl Fernández (beide Tech3 KTM) gemeinsam mit den zwei Ducati-Neulingen Marco Bezzecchi (Mooney VR46 Racing) und Fabio Di Giannantonio (Gresini Racing) aus der zweithöchsten Klasse in die MotoGP; Darryn Binder (WITHU Yamaha RNF) wagte dagegen den großen Sprung aus der Moto3-WM in die «premier class».

Nur für «Diggia» war der Aufstieg mit einer neuen Startnummer verbunden: Der inzwischen 25-jährige Römer war als glühender Fan des dreifachen Superbike-Weltmeisters Troy Bayliss mit der Nr. 21 unterwegs, die in der MotoGP allerdings von Franco Morbidelli besetzt wurde. Daher musste sich der Gresini-Ducati-Pilot nach einer Alternative umschauen und entschied sich schließlich für die Nummer 49.

Gardner durfte seine #87 behalten und Raúl Fernández die #25. «Bez» musste seine Startnummer 12 schon in der Moto3-Klasse zurücklassen, in der MotoGP blieb ihm eine weitere Umstellung erspart, er behielt die #72. Darryn Binder dagegen nahm im Vorjahr die #40 direkt aus der kleinsten in die höchste Klasse mit.

Viele andere Rookies hatten in der Hinsicht weniger Glück: Als das Moto2-Trio Miguel Oliveira, Pecco Bagnaia und Joan Mir 2019 in die MotoGP-WM aufstieg, waren ihre angestammten Startnummern 44, 42 und 36 in der «premier class» schon besetzt. Deshalb mussten damals einige prominente GP-Piloten ihre Startnummern wechseln.

Bagnaia fuhr 2019 erstmals neben Jack Miller bei Pramac-Ducati und musste bei der Startnummernvergabe einen neuen Vorschlag einreichen. Er entschied sich für die Nummer 63. Der Italiener ist in dieser Hinsicht Kummer gewöhnt. Denn als er für das Team Sky VR46 erstmals die Moto3-WM bestritt, wählte er die Nr. 21, weil der TV-Sender Sky zum US-Konzern «21st Century Fox» gehörte.

Als Bagnaia für 2017 in die Moto2-Klasse aufstieg, musste er die Nr. 21 wieder abgeben, weil sie dort von Franco Morbidelli beschlagnahmt wurde. Er entschied sich für eine Verdoppelung – und wählte statt der 21 die 42. Das erwies sich als nicht sehr weitblickend, denn in der MotoGP-Klasse gehörte die #42 damals bereits dem Suzuki-Werksfahrer Alex Rins. Also addierte Bagnaia für 2019 in der MotoGP noch einmal 21 und besetzte die Nr. 63, die er 2023 als Weltmeister gegen die Nummer 1 tauschte. Denn es gilt: Wer die älteren Rechte in der jeweiligen Kategorie hat, darf seine Startnummer behalten.

Miguel Oliveira, der 2019 als erster Portugiese in der Königsklasse fuhr, musste sich aus Respekt gegenüber seinem damaligen KTM-Markenkollegen Pol Espargaró (#44) um eine andere Nummer umsehen. Er verdoppelte die 44 auf 88.

Für 2021 stand Oliveira mit der #88 einem anderen MotoGP-Neuling im Weg. Jorge Martin, Moto3-Weltmeister 2018 auf Gresini-Honda, hatte in den kleinen Klassen (Moto3 und Moto2) die Nummer 88 gepachtet und musste als MotoGP-Rookie 2021 bei Pramac Ducati wegen Oliveira auf die #89 aufrunden.

Fixstarter haben Vorrang

Joan Mir, Moto3-Weltmeister 2017 auf der Leopard-Honda, durfte hingegen 2019 seine angestammte Nr. 36 von Marc VDS in der Moto2 zu Suzuki Ecstar in die MotoGP mitbringen. Seine Nummer 36 gehörte zwar bis dahin dem Finnen Mika Kallio. Aber der Red Bull-KTM-Testfahrer war kein Fixstarter, deshalb durfte ihm Joan Mir nach aktuellem Recht seine angestammte Nr. 36 abspenstig machen.

Mika Kallio stellte auf seiner Verkleidung jahrelang ein «-36°» zur Schau. Mit diesem Minuszeichen wies er vor einigen Jahren auf den Temperaturunterschied zwischen seiner finnischen Heimat und der Hitze beim ersten Sepang-Test im Februar hin, der ihm arg zu schaffen machte.

«Statt der #36 war die Nummer 66 frei, also habe ich sie genommen», erklärte Mika vor vier Jahren. Doch beim Aragón-GP 2019 stieg Kallio als Stammfahrer anstelle des entlassenen Johann Zarco auf die Werks-KTM RC16. Er wählte diesmal die Nummer 82. «Ich hatte zur #66 eigentlich kein Verhältnis. Also habe ich mich für die Nr. 82 entschieden, mit der ich 2001 in der 125er-WM debütiert habe», erklärte Kallio.

Maverick Viñales wollte nach der verpatzten Saison 2018 ebenfalls eine andere Startnummer. Weil Tom Lüthi in die Moto2-WM zurückkehrte, nahm er sich statt der #25 die #12. «Sie hat mir früher schon oft Glück gebracht», meinte der Spanier damals.

2020 kreuzten wieder drei Rookies in der MotoGP-WM auf: Brad Binder, Alex Márquez und Iker Lecuona. Nur Brad Binder musste sich eine neue Startnummer aussuchen, weil die 41 traditionell von Aleix Espargaró beschlagnahmt wird. «Ich habe mich für die 33 entschieden, weil ich damit ein Design wählen konnte, das an meine Initialen BB erinnert», sagte der Red Bull-KTM-Werksfahrer, der gleich sein drittes MotoGP-Rennen gewann.

Alex Márquez konnte bei Repsol-Honda 2020 weiter die #73 nehmen, er nahm sie 2021 auch zu LCR-Honda und 2023 zu Gresini Ducati mit. Und Iker Lecuona fuhr wie in der Moto2-WM mit der #27. Diese Startnummer 27 wurde in der Königsklasse seit Casey Stoners Rücktritt von keinem Fahrer mehr beansprucht.

Von den Klassen-Neulingen 2021 konnte nur Luca Marini (#10) seine aus der Moto2 bekannte Startnummer mitnehmen. Jorge Martin stieg auf die #89 um, und da Binder weiter auf der #33 beharrte, gab es Moto2-Weltmeister Enea Bastianini etwas billiger – er wählte statt der gewohnten 33 die 23. Denn der Italiener saß mit 3 Jahren und 3 Monaten erstmals auf einem Motorrad (daher die 33) und wechselte als 23-Jähriger in die Königsklasse.

2023 kam mit Augusto Fernández nur ein Neuling in die Köingsklasse, er konnte die Startnummer 37 behalten.

Und da der letztjährige Moto2-Weltmeister inzwischen die älteren Rechte besitzt, muss der nächstjährige Rookie und GASGAS-Tech3-Teamkollege Pedro Acosta seine bisherige #37 voraussichtlich abgeben. 

Ein Problem bringt diese Wiedervereinigung aber mit sich: Die beiden Spanier fahren üblicherweise mit der Startnummer 37. Augusto Fernández und Pedro Acosta waren schon bei Red Bull-KTM Ajo im gemeinsamen Moto2-Jahr 2022 Teamkollegen. Acosta wich damals auf die #51 aus, die er in diesem Jahr aber wieder für seine eigentlich bevorzugte #37 eintauschte. Fernández ließ durchblicken, er werde auch 2024 auf der #37 beharren. «Wir müssen reden», kündigte hingegen Moto2-WM-Leader Acosta an. 

Übrigens: Bei Stefan Bradl ist die #6 inzwischen zu einem Markenzeichen geworden. Aber er begann seine WM-Laufbahn mit der Nummer 17, mit der Papa Helmut 1991 Vizeweltmeister in der 250-ccm-Klasse wurde. Im Moto2-WM-Jahr 2011 wählte Stefan im Kiefer-Team die Nummer 65, weil Sponsor Willy Balz Anleihen mit einer Verzinsung von 6,5% anbot.

In der MotoGP war die #65 allerdings Loris Capirossi vorbehalten. LCR-Honda-Teamchef Lucio Cecchinello empfahl seinem Schützling Stefan Bradl damals eine einstellige Startnummerm, die Nummer 6 war frei...

Übrigens: Im Gegensatz zu Pecco Bagnaia wählte Marc Márquez nach seinen sechs MotoGP-Titelgewinnen nie die Nummer 1 des Weltmeisters. Marc wählte die #93 einst wegen seines Geburtsjahrs 1993.  

Das MotoGP-Feld 2023
Team Motorrad Fahrer Nr.
Aprilia Racing Aprilia Aleix Espargaró (E) 41
Maverick Viñales (E) 12
Ducati Lenovo Ducati Enea Bastianini (I) 23
Pecco Bagnaia (I) 63
Repsol Honda Honda Marc Márquez (E) 93
Joan Mir (E) 36
Red Bull KTM Factory KTM Brad Binder (ZA) 33
Jack Miller (AUS) 43
Monster Energy Yamaha Yamaha Franco Morbidelli (I) 21
Fabio Quartararo (F) 20
Pramac Racing Ducati Jorge Martin (E) 89
Johann Zarco (F) 5
Gresini Racing Ducati Alex Márquez (E) 73
Fabio Di Giannantonio (I) 49
Mooney VR46 Racing Team
Ducati Luca Marini (I) 10
Marco Bezzecchi (I) 72
LCR Honda Honda Alex Rins (E) 42
Takaaki Nakagami (J) 30
GASGAS Factory Racing Tech3 Team KTM Pol Espargaró (E) 44
Augusto Fernández (E) 37
CryptoDATA RNF Team Aprilia Miguel Oliveira (P) 88
Raúl Fernández (E) 25

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