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Pecco Bagnaia (3.): An der Lunchbox lag es nicht

Von Nora Lantschner
Pecco Bagnaia mit weißem Zusatz am Front-Flügel

Pecco Bagnaia mit weißem Zusatz am Front-Flügel

Pecco Bagnaia grübelte am Samstag in Sepang nach der Pole über die Ursache für den Einbruch im Sprint. Den Reifendruck und die zwischenzeitlich veränderte Optik seiner Ducati wollte er nicht verantwortlich machen.

Eigentlich schien für Francesco «Pecco» Bagnaia alles nach Plan zu laufen: Erstmals seit dem Catalunya-GP sicherte sich der Titelverteidiger am Samstagvormittag in Sepang wieder die Pole-Position. Beim Start in den 10-Runden-Sprint übernahm der Ducati-Werksfahrer dann die Führung, während sein großer WM-Rivale Jorge Martin zunächst sogar bis auf Rang 4 zurückfiel.

Kurz nach der Halbzeit des Tissot-Sprints überrumpelten jedoch sowohl Alex Márquez als auch Martin Bagnaia, der rasch den Anschluss verlor und von seinem Lenovo-Teamkollegen Enea Bastianini beschattet mit Rang 3 vorliebnehmen musste. Sein Vorsprung schmolz damit auf elf Punkte.

Dennoch war Pecco in seiner anschließenden Presserunde noch zum Scherzen zumute. «Ihr könnt mir eine Frage zum Rennen stellen, ich würde dann aber mehr über das Qualifying sprechen. Das habe ich mehr genossen», schickte er mit einem Grinsen voraus. «Das Qualifying war fantastisch. Dieses Gefühl auf einer Runde hatte ich vermisst – wenn du am Limit pushen kannst und Kurve für Kurve den Speed fühlst, dann ist das ein unglaubliches Gefühl. Ich liebe es, ein Qualifying zu absolvieren. Erstmals seit Barcelona wieder auf die Pole-Position zurückzukehren war eine Erleichterung. Darüber bin ich sehr glücklich.»

Mit dem Verlauf des Sprints war der 26-jährige Italiener natürlich weniger zufrieden. «Ich bin nicht glücklich darüber. Ich habe gespürt, dass Alex eine richtig gute Pace hatte, meine war aber auch stark. In der Runde, in der er ein bisschen näher herangekommen ist, habe ich versucht, ein bisschen zu pushen, um wieder die drei Zehntel Vorsprung herzustellen. Von der Runde an – es war Runde 5, glaube ich – habe ich jedoch angefangen, große Schwierigkeiten mit der Front zu bekommen. Es wurde sehr schwierig, das Motorrad abzubremsen. Ich hatte mit ‚front locking‘ und heftigen Bewegungen zu kämpfen. Ich glaube, ich war nicht der Einzige mit dem Gefühl – es hat mehr als einen Fahrer betroffen, auch Enea. Es war ziemlich merkwürdig und auch unerwartet. Denn ich bin gestern und heute eigentlich viele Runden mit dem Vorderreifen gefahren.»

Dabei traten die Probleme nicht erst auf, sobald Bagnaia hinter seine Gegner zurückgefallen war. «Mein Reifendruck lag schon höher, bevor ich hinter jemandem hergefahren bin. In einem Sprint wollen wir kein Risiko eingehen in Sachen Reifendruck. Mit Sicherheit war der Druck recht hoch, aber nicht so hoch, dass man all die Probleme darauf zurückführen könnte. Ich glaube nicht, dass meine Schwierigkeiten mit dem Reifendruck zu tun hatten – vielleicht mit den Temperaturen, aber ich weiß es nicht», grübelte er. «Es war aber ein merkwürdiges Gefühl.»

Zwischenzeitlich hatte sich auch noch ein weißer Fetzen an seinem rechten Front-Flügel verhakt. «Eine Lunchbox, ja», erklärte Pecco und versicherte schmunzelnd, dass kein Hamburger mitgeliefert worden sei. Hilfe sei es keine gewesen, aber entscheidende Auswirkungen auf das Fahrverhalten seiner GP23 vermutet er wegen des kuriosen Vorfalls auch nicht. «Es ist so ziemlich in derselben Runde passiert, als ich Schwierigkeiten bekommen habe. Ich glaube aber nicht, dass es damit zu tun hatte. Wir wissen es allerdings nicht und können es auch nicht nachvollziehen.»

Offensichtlicher war, dass sich Enea Bastianini davor hütete, seinen Teamkollegen anzugreifen. «Er hat einen sehr guten Job gemacht, dann aber auch Schwierigkeiten bekommen. Er ist zurückgefallen und hat dann wieder aufgeholt – und in der letzten Runde habe ich versucht, jede Tür zuzumachen», fasste Bagnaia zum Auftritt der «Bestia» zusammen. «Klar, er hat sicher bevorzugt kein Risiko einzugehen. Denn ich glaube, dass er schneller war als ich. Um mich zu überholen, hätte er aber vielleicht das Risiko in Kauf nehmen müssen zu stürzen oder ein Ergebnis zu ruinieren. Da war es mit Sicherheit besser, das zu tun, was er getan hat.»

Weniger rücksichtsvoll agierte Alex Márquez, der eigenen Aussagen zufolge auf einer Mission war und zum zweiten Mal in dieser Saison einen Sprint für sich entschied. Macht der Gresini-Markenkollege dem WM-Leader im Hinblick auf das 20-Runden-Rennen am Sonntag und ein mögliches Einmischen in den Titelkampf zwischen Bagnaia und Martin Sorgen?

«Alex ist im Moment schneller als wir beide», stellte der Ducati-Lenovo-Werksfahrer auf die entsprechende Nachfrage fest. «Er hat eine ziemlich konstante Pace, ist sehr gut auf der Bremse und macht einen wirklich guten Job. Er hat nichts zu verlieren und hat heute gezeigt, dass er schnell ist. Wir werden sehen, was morgen im Rennen passiert. Ich glaube, wir haben eine gute Chance, weil unsere Pace nicht die ist, die wir gezeigt haben. Etwas ist passiert, was mir nicht geholfen hat, die Situation zu verstehen. Ich glaube aber, dass meine Pace wie seine sein könnte. Er hätte dennoch gewinnen können, aber ich glaube, ich hätte näher an ihm dran sein können.»

Ergebnisse MotoGP-Sprint Sepang/MAL (11. November):

1. Alex Márquez, Ducati, 10 Runden in 19:58,713 min
2. Jorge Martin, Ducati, +1,589 sec
3. Pecco Bagnaia, Ducati, +3,034
4. Enea Bastianini, Ducati, +3,242
5. Brad Binder, KTM, +3,310
6. Jack Miller, KTM, +4,318
7. Marco Bezzecchi, Ducati, +5,307
8. Johann Zarco, Ducati, +5,501
9. Luca Marini, Ducati, +6,420
10. Maverick Viñales, Aprilia, +7,241
11. Franco Morbidelli, Yamaha, +8,775
12. Aleix Espargaró, Aprilia, +9,995
13. Fabio Di Giannantonio, Ducati, +10,067
14. Augusto Fernández, KTM, +10,643
15. Pol Espargaró, KTM, +11,005
16. Fabio Quartararo, Yamaha, +11,911
17. Raúl Fernández, Aprilia, +13,591
18. Miguel Oliveira, Aprilia, +15,058
19. Takaaki Nakagami, Honda, +16,015
20. Iker Lecuona, Honda, +23,484
21. Marc Márquez, Honda, +24,930
22. Álvaro Bautista, Ducati, +36,501
23. Joan Mir, Honda, +40,594

MotoGP-WM-Stand nach 34 von 39 Rennen:

1. Bagnaia, 396 Punkte. 2. Martin 385. 3. Bezzecchi 313. 4. Binder 254. 5. Aleix Espargaró 198. 6. Zarco 196. 7. Viñales 170. 8. Marini 165. 9. Miller 148. 10. Quartararo 145. 11. Alex Márquez 129. 12. Di Giannantonio 93. 13. Morbidelli 84. 14. Marc Márquez 81. 15. Oliveira 76. 16. Augusto Fernández 67. 17. Rins 54. 18. Nakagami 52. 19. Bastianini 51. 20. Raúl Fernández 40. 21. Pedrosa 32. 22. Mir 24. 23. Pol Espargaró 12. 24. Savadori 9. 25. Folger 9. 26. Bradl 8. 27. Pirro 5. 28. Petrucci 5. 29. Crutchlow 3.

Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 601 Punkte (Weltmeister). 2. KTM 326. 3. Aprilia 287. 4. Honda 166. 5. Yamaha 165.

Team-WM:
1. Prima Pramac Racing, 581 Punkte. 2. Mooney VR46 Racing 478. 3. Ducati Lenovo Team 457. 4. Red Bull KTM Factory Racing 402. 5. Aprilia Racing 368. 6. Monster Energy Yamaha 229. 7. Gresini Racing 222. 8. CryptoDATA RNF 120. 9. LCR Honda 112. 10. Repsol Honda 105. 11. GASGAS Factory Racing Tech3, 88.

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