MotoGP-Kolumne: Marquez ins Ducati-Werksteam

Reifendruck-Vergehen: Beide Titelanwärter verwarnt

Von Nora Lantschner
Pecco Bagnaia vor Jorge Martin: Kein Bonus mehr in der Reifendruck-Causa

Pecco Bagnaia vor Jorge Martin: Kein Bonus mehr in der Reifendruck-Causa

Ganze zwölf von 22 MotoGP-Piloten gehen mit einer offiziellen Verwarnung in Sachen Luftdruck im Vorderreifen in den Katar-GP. Das bedeutet: Bagnaia, Martin und Co. drohen beim nächsten Vergehen Zeitstrafen.

In der MotoGP-Saison 2023 werden die Reifendrücke in den Vorderreifen erstmals mit Einheits-Sensoren von LDL überwacht. Ursprünglich hätten bereits nach drei Grands Prix drastische Strafen drohen sollen, wenn der von Michelin vorgeschriebene Mindestdruck nicht eingehalten wird.

Denn der französische Reifenlieferant ist überzeugt, das Unterschreiten des Limits könnte die Haltbarkeit des Reifens gefährden, besonders weil die Aerodynamik-Auswüchse, Devices und Co. den Vorderreifen immer mehr beanspruchen.

Andrerseits bedeutet weniger Druck mehr Grip. Außerdem betonen die Fahrer und Teams immer wieder, man könne und wolle nicht mit zu hohem Druck starten, weil die Reifentemperatur und damit der Luftdruck im Vorderreifen im Pulk schnell ansteigen, was wiederum das Sturzrisiko erhöhe – und der Rennverlauf ist natürlich kaum vorhersehbar.

In der Praxis erwies sich die Umsetzung dieser Vorschrift daher als kompliziert, die Einführung wurde mehrmals verschoben, bis die Regelung mit dem Silverstone-GP nach der Sommerpause dann doch in Kraft trat.

Folgendes gilt: Der Zielwert für den Vorderreifen, der bei 1,88 bar angesetzt wurde (aber je nach Strecke leicht variieren kann), muss im Sprint (bei 15 oder weniger Runden) über 30 Prozent der Zeit eingehalten werden und im Grand Prix (bei mehr als 15 Runden) über 50 Prozent.

Weil das System neu ist und während einer laufenden Saison eingeführt wurde, droht bis auf Weiteres keine Disqualifikation. Stattdessen einigten sich die FIM MotoGP Stewards auf ein gestaffeltes Strafmaß in Form von Zeitstrafen, die nach dem Rennen addiert werden:

1. Vergehen: Verwarnung
2. Vergehen: 3-Sekunden-Strafe
3. Vergehen: 6-Sekunden-Strafe
4. Vergehen: 12-Sekunden-Strafe

Beim Catalunya-GP wurde mit Maverick Viñales ein erster MotoGP-Pilot verwarnt. Beim Thailand-GP war es sein Aprilia-Teamkollege Aleix Espargaró, der als Erster wegen eines zweiten Reifendruck-Vergehens in der laufenden Saison mit einer 3-Sekunden-Zeitstrafe belegt wurde, die ihn im Klassement von Platz 5 auf den achten Rang zurückwarf.

Ein Szenario, das in den finalen zwei Grands Prix einer ganzen Reihe von MotoGP-Assen droht – inklusive beiden Titelanwärtern. Denn nach Jorge Martin erhielt am vergangenen Sonntag in Sepang unter anderen auch WM-Leader Pecco Bagnaia eine offizielle Verwarnung.

Die MotoGP-Piloten selbst warnen schon lange davor, dass die Reifendruck-Regelung langweilige Rennen nach sich ziehen würde – und fühlten sich nach dem Malaysia-GP in ihrer Einschätzung bestätigt.

Besonders Martin sprach Klartext: «Ich denke, dass die Luftdruck-Regel das echte Racing zerstört. Wir müssen die Verantwortlichen dazu drängen, diese Regelung fallen zu lassen oder eine Lösung finden, die den Teams die Arbeit erleichtert.»

«Wir sehen so am Ende des Tages keine echten Rennen, sondern technische Rennen», schilderte der Madrilene. «Wenn mein Techniker den falschen Luftdruck wählt, dann kann ich nicht pushen und mein Potenzial nicht zeigen. In dieser Saison ist es so, nächstes Jahr wirst du aber beim ersten Vergehen disqualifiziert. Da müssen sie etwas tun, weil es sonst im nächsten Jahr ein großes Desaster wird.»

Außerdem kündigte der Pramac-Star vor den letzten zwei Rennwochenenden der laufenden Saison entschlossen an: «Mir ist es egal, ob ich mit dem richtigen Luftdruck Vierter werde. Ich will mit niedrigem Luftdruck lieber um den Sieg kämpfen. Mir ist es auch egal, ob ich in der WM zwei oder 80 Punkten hinter Pecco lande. Daher werde ich das Risiko in den nächsten Rennen in Kauf nehmen und pushen.»

Bagnaia betont seinerseits schon seit Monaten: «Sie haben eine Vorschrift im Namen der Sicherheit gemacht, die unseren Sport aber nicht sicherer macht. Ich bin damit nicht einverstanden und werde es auch nie sein.»

Offiziell wegen des Reifendrucks verwarnt wurden bisher:

Maverick Viñales (Aprilia) im GP-Rennen von Montmeló
Dani Pedrosa* (KTM) im GP-Rennen von Misano
Franco Morbidelli (Yamaha) im GP-Rennen von Mandalika
Raúl Fernández (Aprilia) im GP-Rennen von Mandalika
Aleix Espargaró (Aprilia) im GP-Rennen von Mandalika
Marco Bezzecchi (Ducati) im GP-Rennen von Mandalika
Pol Espargaró (KTM) im GP-Rennen von Buriram
Jorge Martin (Ducati) im GP-Rennen von Buriram
Marc Márquez (Honda) im GP-Rennen von Buriram
Pecco Bagnaia (Ducati) im GP-Rennen von Sepang
Luca Marini (Ducati) im GP-Rennen von Sepang
Álvaro Bautista* (Ducati) im GP-Rennen von Sepang
Enea Bastianini (Ducati) im GP-Rennen von Sepang
Iker Lecuona* (Honda) im GP-Rennen von Sepang

*= Wildcard-/Ersatz-Fahrer

Eine 3-Sekunden-Strafe für das zweite Vergehen kassierte:

Aleix Espargaró (Aprilia) im GP-Rennen von Buriram

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