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Carlos Ezpeleta: «Concessions»-System war veraltet

Von Frank Weeink
Die fünf MotoGP-Hersteller starten 2024 unter leicht unterschiedlichen Voraussetzungen in die Saison

Die fünf MotoGP-Hersteller starten 2024 unter leicht unterschiedlichen Voraussetzungen in die Saison

2024 werden die MotoGP-Werke erstmals in bis zu vier Gruppen mit unterschiedlichen Einschränkungen und Privilegien eingeteilt. Carlos Ezpeleta, Chief Sporting Officer der Dorna, erwartet positive Auswirkungen.

Ab der Saison 2024 gilt ein neues System von Zugeständnissen, das die MotoGP-Hersteller basierend auf ihrer Punkteausbeute in der Saison 2023 in vier Gruppen einteilt. Ducati wird als erfolgreichster Hersteller eingeschränkt und darf unter anderem keine Wildcard-Einsätze mehr absolvieren. Dazu bekomm das Werk aus Borgo Panigale künftig weniger Testreifen (170 statt den in der Saison 2023 für alle erlaubten 200 Stück).

KTM und Aprilia kommen die neuen «concessions» in der Gruppe C etwas entgegen, denn im Gegensatz zu Ducati sind für die beiden Hersteller bis zu sechs Wildcard-Einsätze vorgesehen und dazu mit 220 Stück auch deutlich mehr Testreifen.

Die strauchelnden Japaner profitieren am meisten: Für Yamaha und Honda entfallen die Testbeschränkungen (mit 260 Reifen), sie dürfen die Motorentwicklung ab sofort auch während der Saison vorantreiben und pro Fahrer zwei Triebwerke mehr einsetzen. Dazu kommt ein zusätzliches Update beim Aero-Paket.

Erst nach langem Hin und Her wurde dieser Kompromissvorschlag in der Herstellervereinigung MSMA gutgeheißen, wenn auch mit leichtem Murren gerade von Ducati.

«Wir bevorzugen immer einen Konsens, bei dem sich alle Parteien einig sind. Wir danken allen beteiligten Partnern für die sinnvolle Weiterentwicklung des Systems. Das aktuelle System war wahrscheinlich etwas veraltet», gab Carlos Ezpeleta im Gespräch mit SPEEDWEEK.com zu bedenken. «Wir müssen den Herstellern danken, die die Situation verstanden haben, und wir müssen Honda und Yamaha dafür danken, dass sie den ‚concessions‘ zugestimmt haben, die vor mehr als zehn Jahren gemacht wurden, um mehr Hersteller für den Sport zu gewinnen.»

«Alle Hersteller sind sehr nah beieinander, ich glaube, es ist enger denn je. Wir befinden uns definitiv in einem guten Moment in der MotoGP», hielt der Chief Sporting Officer der Dorna fest. «Es handelt sich um ein komplett überarbeitetes System von Zugeständnissen, bei dem die Leistung der Hersteller zu einem bestimmten Zeitpunkt bewertet wird. Ich glaube, das macht viel mehr Sinn.»

Carlos Ezpeleta räumte zwar auch ein: «Vielleicht wird es für die Fans am Anfang etwas schwierig sein, es zu verstehen, aber das Ergebnis des Reglements wird für die Meisterschaft sehr positiv sein», ist er überzeugt.

Diese Einschränkungen bzw. Zugeständnisse gelten in den jeweiligen Gruppen:

Rank A (momentan nur Ducati)
In dieser Gruppe landen die erfolgreichsten Hersteller, die nicht weniger als 85 Prozent der maximal verfügbaren Punkte in der Konstrukteurs-WM errungen haben.

Testreifen: 170
Private Tests: nur für die Testfahrer
Anzahl GP-Teststrecken: 3
Wildcards: 0
Motoren pro Saison: 7 oder 8 (abhängig von der GP-Anzahl, weniger oder mehr als 21)
Motorentwicklung eingefroren
Aero-Updates: 1

Rank B (momentan niemand)
In dieser Gruppe landen jene Hersteller, die 60 bis 85 Prozent der möglichen Punkte in der Konstrukteurs-WM errungen haben.

Testreifen: 190
Private Tests: nur für die Testfahrer
Anzahl GP-Teststrecken: 3
Wildcards: 3
Motoren pro Saison: 7 oder 8
Motorentwicklung eingefroren
Aero-Updates: 1

Rank C (momentan KTM und Aprilia)
In dieser Gruppe landen jene Hersteller, die 35 bis 60 Prozent der maximal verfügbaren Punkte in der Konstrukteurs-WM errungen haben.

Testreifen: 220
Private Tests: nur für die Testfahrer
Anzahl GP-Teststrecken: 3
Wildcards: 6*
Motoren pro Saison: 7 oder 8
Motorentwicklung eingefroren
Aero-Updates: 1

Rank D (momentan Honda und Yamaha)
In dieser Gruppe landen jene Hersteller, die weniger als 35 Prozent der möglichen Punkte in der Konstrukteurs-WM errungen haben.

Testreifen: 260
Private Tests: Frei (jeder Fahrer zu jeder Zeit, auch Stammfahrer und Fahrer der Kundenteams des Herstellers; inkl. Shakedown-Test; weiterhin darf allerdings keiner in den zwei Wochen vor einem Grand Prix auf derselben GP-Strecke testen.)
Anzahl GP-Teststrecken: keine Beschränkung
Wildcards: 6*
Motoren pro Saison: 9 oder 10
Motorentwicklung ab Saisonstart nicht eingefroren
Aero-Updates: 2**

*= Wildcards von «engine specification freeze» nicht betroffen; maximal drei Wildcards vor und maximal drei nach der Sommerpause
**= muss eine der älteren «aero specifications» streichen

Halbjährliche Status-Überprüfung

Bereits mit Beginn der Sommerpause 2024 kann es allerdings die ersten Änderungen in der Zusammensetzung dieser Gruppen geben. Basierend auf der Hälfte der Punkte der Saison 2023 und der ersten Saisonhälfte 2024 werden die Prozentanteile dann neu überprüft.

Denn ab sofort werden die Voraussetzungen für die «concessions» zu zwei Zeitpunkten überprüft:

  • Fenster 1: Vom ersten bis zum letzten Event der Saison.
  • Fenster 2: Vom ersten Event nach der Sommerpause bis zum letzten Event vor des Sommerpause der darauffolgenden Saison.
Wenn ein Hersteller nach der Sommerpause den Rank ändert, passiert Folgendes mit sofortiger Wirkung:
  • Die «test tyre allowance» wird sofort entsprechend der neuen Gruppe reduziert/erhöht. Es sei denn, der Hersteller hat bereits mehr Reifen verwendet, als in der neuen Gruppe (Rank) erlaubt sind.
  • Private Testfahrten mit oder ohne Stammfahrern (contracted riders), je nach neuem Rank.
  • Tests auf jeder beliebigen GP-Strecke. Oder der Hersteller nominiert drei Testrecken für den Rest der Saison.
  • Wildcard-Einsätze werden sofort entsprechend der neuen Gruppe reduziert/erhöht (dazu gehört auch die Streichung etwaiger Wildcards, die bereits genehmigt wurden).
  • Die erlaubten Aero-Updates werden sofort entsprechend der neuen Gruppe reduziert/erhöht. Es sei denn, der Hersteller hat bereits mehr verwendet, als in der neuen Gruppe (Rank) erlaubt sind.
  • Wenn sich der Rank C zu D ändert: Die Anzahl der Motoren wird mit sofortiger Wirkung erhöht; gleichzeitig ist die Motorenentwicklung nicht mehr eingefroren. Die «engine specification» ist frei. Dazu wird ein zusätzliches Aero-Update genehmigt; eines muss entsorgt werden.
Für die nächste Saison:
  • Wenn sich der Rank D zu C ändert: Die Motorenanzahl wird verringert und die Entwicklung eingefroren, es sei denn, der Hersteller kehrt bis zum Ende der Saison wieder in die Gruppe D zurück.

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