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Pit Beirer: «Reifendruckproblem durch Aero & Devices»

Von Günther Wiesinger
Marc Márquez: Der Vorderreifen wird enorm stark belastet

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KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer (51) hält es für sinnlos, in der MotoGP den Reifendruck vorne um 0,1 bar zu senken. Er untermauert seine Meinung mit handfesten Argumenten.

Die Teams und Fahrer ärgerten sich in der zweiten Saisonhälfte über die zahlreichen Verwarnungen und Zeitstrafen wegen Unterschreitung des Luftdrucks im Vorderreifen. Diese Kontrolle sollte auf Wunsch von Michelin bereits zum Saisonstart losgehen, doch die Verantwortlichen von IRTA, Dorna und die MSMA verschoben die Einführung bis zum Silverstone-GP, weil sie dem Frieden nicht trauten – beziehungsweise den Messungen der Einheits-Sensoren.

Mehrmals wurden im Nachhinein Rennergebnisse verfälscht. Zum Beispiel verlor Fabio Di Gianntonio in Valencia seinen zweiten Platz wegen eines 3 sec-Penaltys an Johann Zarco, Brad Binder rückte von Platz 4 auf 3 vor, «Diggia» musste sich mit dem undankbaren vierten Platz abfinden.

Pit Beirer, Motorsport-Direktor von KTM, ist zwar mit diesem Zustand nicht zufrieden, will aber den Schwarzen Peter nicht dem Reifenhersteller Michelin zuschieben. «Das Übel mit dem Reifendruck hat nichts mit der Vorgabe des Herstellers zu tun, denn Michelin liefert in der MotoGP geniale Reifen», sagt der KTM-Rennchef, dessen Marke schon 341 Weltmeistertitel eingeheimst hat, 261 während der Amtszeit des ehemaligen Motocross-WM-Piloten.

«Man muss sich mal überlegen, welche Beanspruchung auf einem MotoGP-Vorderreifen lastet, wenn der Fahrer bei 350 km/h in die Eisen steigt, das Hinterrrad in die Luft geht und er das Motorrad trotzdem umlegen kann. Was wir an Compounds, Karkassen und Konstruktionen in der MotoGP haben, ist das Genialste, was es im Rennreifenbau geben kann. Und wenn der Hersteller sagt: ‘Das Sicherheitslimit vorne ist 1,88 bar, darunter wollen wir nicht', dann haben wir das zu akzeptieren.»

«Das Übel, warum die Reifendrücke so schwer kontrollierbar sind, ist woanders zu suchen», ergänzte Pit Beirer im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Das hat damit zu tun, dass wir von der Aerodynamik her fast schon kleine Rennautos gebaut haben und das Fenster, in dem die Luft den Reifen nicht mehr kühlen kann, so groß ist, wenn du hinter einem anderen Fahrzeug fährst, dass dort die Ursache zu suchen ist. Dieses Problem, über das seit Monaten debattiert wird, entsteht durch die Ride Height Devices, mit denen die Motorräder so tief unten sind. Diese Devices verschärfen im Zusammenspiel mit den Aero-Packages das Problem mit dem Reifendruck. Denn Vorschriften und Empfehlungen für den Reifendruck gibt es, seit es Reifen gibt. Davon kann sich jeder überzeugen, der daheim ein Auto in der Garage hat.»

«Wenn wir beim Reifendruck-Limit etwas ändern, werden wieder alle schneller fahren, also überhitzen die Reifen noch mehr. Dadurch entstehen dieselben Probleme beim Luftdruck im Vorderreifen, der dann womöglich ein Zehntel unter den heutigen 1,88 bar liegt», gibt Beirer zu bedenken. «Denn es wird jetzt darüber diskutiert, ob wir den Reifendruck vorne noch ein Zehntel absenken sollen oder nicht. Meiner Meinung nach wird sich das Problem nicht aus der Welt schaffen lassen, wenn wir vorne 0,1 weniger Reifendruck erlauben als bisher.»

Offiziell wegen des Reifendrucks verwarnt wurden 2023:

Maverick Viñales (Aprilia) im GP-Rennen von Montmeló
Dani Pedrosa* (KTM) im GP-Rennen von Misano
Franco Morbidelli (Yamaha) im GP-Rennen von Mandalika
Raúl Fernández (Aprilia) im GP-Rennen von Mandalika
Aleix Espargaró (Aprilia) im GP-Rennen von Mandalika
Marco Bezzecchi (Ducati) im GP-Rennen von Mandalika
Pol Espargaró (KTM) im GP-Rennen von Buriram
Jorge Martin (Ducati) im GP-Rennen von Buriram
Marc Márquez (Honda) im GP-Rennen von Buriram
Pecco Bagnaia (Ducati) im GP-Rennen von Sepang
Luca Marini (Ducati) im GP-Rennen von Sepang
Álvaro Bautista* (Ducati) im GP-Rennen von Sepang
Enea Bastianini (Ducati) im GP-Rennen von Sepang
Iker Lecuona* (Honda) im GP-Rennen von Sepang
Johann Zarco (Ducati) im GP-Rennen von Lusail
Augusto Fernández (KTM) im GP-Rennen von Lusail
Jack Miller (KTM) ein GP-Rennen von Lusail
Alex Márquez (Ducati) ein GP-Rennen von Lusail
Fabio Di Giannantonio (Ducati) im Sprint von Valencia
Brad Binder (KTM) im GP-Rennen von Valencia

*= Wildcard-/Ersatz-Fahrer

Eine 3-Sekunden-Strafe für das zweite Vergehen kassierten 2023:

Aleix Espargaró (Aprilia) im GP-Rennen von Buriram
Luca Marini (Ducati) im Sprint von Valencia
Franco Morbidelli (Yamaha) im Sprint von Valencia
Fabio Di Giannantonio (Ducati) im GP-Rennen von Valencia

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