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Suzuki: Teamchef-Legende Taylor gestorben

Von Werner Jessner
Garry Taylor führte das Werksteam mit Kevin Schwantz und Kenny Roberts zu WM-Titeln, er arbeitete mit Anthony Gobert und verhinderte den ersten 500er-WM-Titel von Valentino Rossi. Heute ist die Ikone verstorben.

Die Legende besagt, dass Garry Taylor – wichtig sind die zwei r im Vornamen – sich für einen Job im PR-Bereich bei einem Grand-Prix-Team bewarb – und damit die Formel 1 meinte. Was stattdessen wartete, sollte seine Karriere prägen: Das Team stellte sich als Suzuki heraus, und Fahrer war kein Geringerer als Barry SheeneDas war im Jahr 1976, im ersten Weltmeister-Jahr des legendären Briten. Wenn nur ein Bruchteil der alten Lagerfeuer-Geschichten stimmt, die um die ikonische Nummer 7 kursieren und man weiß, dass Taylor, damals in seinen End-Zwanzigern, live dabei war kann man ahnen: Dieser Mann hat einiges erlebt.

 

Das hinderte ihn allerdings nicht daran, Karriere zu machen in einem Metier, das er so sehr zu lieben gelernt hatte. Am Ende der Saison 1987 wurde er Teamchef des Suzuki-Werksteams. Dort startete der steile Aufstieg eines Texaners, der mit seiner Yoshimura-Suzuki das Feld der US-Superbikes ebenso effektiv wie spektakulär beackerte: Kevin Schwantz. Man konnte ahnen, dass dieser Mann in die Motorrad-WM gehörte, und für Taylor war klar: es musste die 500er-Suzuki sein.

 

Gemeinsam ging man durch ein langes Tal der Tränen. Nicht dass sich die jemals einer hätte anmerken lassen, aber weh getan hat es doch: Schwantz stürzte, stürzte und stürzte. Dafür hatte er aber auch die beste aller Ausreden: In einer der tollsten Zeiten der 500er-WM fightete er jahrelang auf letzter Rille mit Allzeit-Größen wie Wayne Rainey, Eddie Lawson, Wayne Gardner und Mick Doohan. Garry Taylor hielt dem schlaksigen Burschen mit dem waghalsigen Fahrstil  stets die Stange. Suzuki, schon damals notorisch wankelmütig, überzeugte er jeweils mit einem Trick zum Weitermachen: Man hätte bereits Sponsor-Vereinbarungen getroffen für das nächste Jahr, die man nicht so einfach über den Haufen werfen könne, so er.

 

Durchbruch

1993 schließlich war es so weit: Kevin Schwantz wurde Weltmeister auf seiner RGV 500, allerdings im Lucky-Strike-Design. Die früheren Pepsi-Sticker hatten Nichtraucher Schwantz, der am Anfang seiner WM-Karriere mit seinen Eltern reiste, deutlich besser gefallen. Später sollte Garry Taylor Kevin Schwantz den «Traum jeden Managers» nennen.

 

Seine nächsten Schützlinge waren da aus deutlich anderem Holz geschnitzt, vor allem der mindestens so talentierte wie vogelwilde Anthony Gobert. Nun ist der dieser Tage seinen Teamchef auf der ewigen Zielgerade gerade um ein paar Meter vorausgegangen. Anthony Gobert ist tot.

 

Goberts Nachfolger war Kenny Roberts Junior. Und obwohl die Suzuki damals Honda und Yamaha unterlegen war, schaffte es Garry Taylor, einem talentierten Rookie mit dem Namen Valentino Rossi auf seiner Honda den Titel zu entreißen: 2000 holten Roberts, Suzuki und Taylor die Krone und verhinderten damit das, was Marc Márquez erst 13 Jahre später gelingen sollte: Der WM-Titel bei der Premiere in der Königsklasse.

 

Mit dem Wechsel von den 500er-Zweitaktern auf die Tausender-Viertakter (okay: 990 Kubik um präzise zu sein) der MotoGP in der Saison 2002 riss bei Suzuki der sportliche Faden. Garry Taylor geriet in die Mühlen konzern-internen Wahnsinns. Sein Versuch, Suzuki-Ikone Kevin Schwantz an Bord zu holen, scheiterte am Widerstand Japans. So ließ er es 2004 gut sein, als längst dienender Teamchef im Paddock.

 

Vom Rennsport ist der große Charismatiker, der mit einigen der besten und populärsten Rennfahrer aller Zeiten arbeiten konnte, nie so ganz weggekommen. Letzten Sommer sah man ihn mit seinem sportlichen Lebensmenschen Kevin Schwantz noch beim Festival of Speed in Goodwood, körperlich bereits sichtlich angegriffen.

 

Am 30. Januar 2024 starb Garry Taylor. Er wurde 74 Jahre alt.

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