MotoGP: KTM denkt über neues Motorkonzept nach

Albesiano (Aprilia): «Mehr als 20 Aero-Kombinationen»

Von Jordi Gutiérrez
Romano Albesiano, Technical Director von Aprilia Racing, äußerte sich am Rande des Sepang-Tests aus aktuellem Anlass zu Sinn und Zweck von Heckflügel, Aero-Rake und dem Stand der Dinge beim Hitzeproblem.

Die MotoGP-Hersteller müssen bei den Vorsaison-Tests ein Puzzlespiel lösen, um das bestmögliche Paket aus allen verfügbaren Komponenten zu schnüren, erklärte Romano Albesiano am Mittwoch in einer kleinen Presserunde im Media Centre von Sepang. Allein bei der Aerodynamik gebe es mehr als 20 mögliche Kombinationen, schätzt Aprilias Technical Director. «Die Rede ist hier von den Tests, denn sobald die Rennsaison beginnt, ist man natürlich eingeschränkt. An drei Testtagen, an denen man auch sehr viele andere Dinge erledigen muss, ist es also eine sehr schwierige Aufgabe.»

Romano, muss dabei zunächst die Aerodynamik-Kombination bestimmt werden, weil sie mittlerweile so große Auswirkungen auf das gesamte Paket hat?

Wir haben mit einer Konfiguration begonnen, die dem letztjährigen Bike sehr ähnlich war, wenn auch nicht ganz gleich, um zu verstehen, ob das neue Motorrad auf mechanischer Seite okay ist. Sobald das bestätigt war, haben wir angefangen, mit den Teilen zu spielen.

Aprilia brachte 2022 in Mugello an der RS-GP von Lorenzo Savadori als erster Hersteller überhaupt einen Heckspoiler an einem Rennwochenende zum Einsatz. Während die Konkurrenz nachzog, schien sich der aufgesetzte Flügel bei Aprilia nicht zu bewähren, das neue Heck ist ganz anders geformt. Warum ist es so schwierig, die richtige Balance zu finden?

Aus irgendwelchen Gründen ist es an unserem Motorrad nicht so einfach, dass es mit dem Flügel am Heck funktioniert. Wir haben einige Ideen, es ist aber nicht ganz klar, warum es so ist. Wir haben es hier in Sepang wieder getestet, aber die Balance muss ziemlich stark verändert werden. Sagen wir so: Das Motorrad nimmt den Flügel nicht direkt an, es ist damit nicht auf Anhieb besser. Es hängt wahrscheinlich mit der Massenverteilung zusammen.

Welches Ziel verfolgt ein Heckspoiler?

Wir erwarten, dass das Hinterrad damit beim Bremsen mehr Bodenkontakt hat. Das ist der Hauptgrund, aus dem wir angefangen haben, den Heckspoiler zu designen.

Das führt auf der anderen Seite aber zu mehr Wheelie-Neigung in der Beschleunigung, richtig?

Ja, ein Heckspoiler muss normalerweise mit einer äquivalenten aerodynamischen Wirkung an der Front kompensiert werden. Es ist immer eine Balance. Der Heckspoiler wirkt sich aber auf die Dynamik des Hinterrads und den Bodenkontakt aus. Dabei handelt es sich um eine sehr heikle Phase und es ist schwierig, es richtig hinzubekommen. Wenn das gelingt, macht man aber definitiv einen Schritt.

Nicht nur das an ein Batmobil erinnernde Heck sorgt hier in Sepang für Gesprächsstoff. Am Dienstag rückte Trackhouse-Aprilia-Pilot Miguel Oliveira zu Messzwecken auch mit einem Aero-Rake an seiner RS-GP aus, wie wir es normalerweise nur aus der Formel 1 kennen. Was steckt dahinter?

Wir haben das Motorrad designt, indem wir das aerodynamische Feld, also den Luftstrom um das Motorrad und den Fahrer, mit Computerprogrammen simuliert haben. Jede Kalkulation muss aber auch mit einem Experiment bestätigt werden und das ist eines der möglichen Experimente, um zu bestätigen, dass der Computer die Wahrheit sagt. Man erstellt durch das Messen des Luftdrucks ein Bild und vergleicht es mit dem, was der Computer sagt – ähnlich wie im Windkanal, der vielleicht ein gewöhnlicheres Instrument ist, um die Computerkalkulation zu überprüfen. Denn der Computer ist im Grunde ein virtueller Windkanal.

Die immer ausgefeiltere Aerodynamik erhöht die Belastung für die Reifen, was Michelin Sorgen bereitet und zur strengeren Kontrolle des Mindestdrucks führte. Sucht ein Hersteller nach technischen Lösungen für diese Problem oder mehr die politische Diskussion mit dem Reifenlieferanten?

Politische Diskussionen sind immer Teil des Spiels, aber ja, es handelt sich dabei um einen Schlüsselaspekt in der Aerodynamik-Entwicklung: Devices zu designen, die vermeiden, dass besonders die Hitze von der Bremsscheibe nicht direkt auf die Felge und den Reifen strömt. Das ist auch der Zweck all dieser Dinge, die man zwischen der Bremsscheibe und dem Rad sieht, viele Hersteller setzen eine Art Schild ein.

Kann das nicht wiederum zum Überhitzen der Bremsen führen?

Absolut, das ist die nächste Sache. Wir designen also etwas, das den ersten Zweck erfüllt und gleichzeitig die Kühlung des Bremssattels ermöglicht.

Das Thema Hitzeentwicklung machte in den vergangenen Jahren auch den Aprilia-Fahrern bei den heißen Übersee-GP immer wieder schwer zu schaffen, sie bekamen manchmal kaum Luft. Maverick Viñales musste den Thailand-GP 2023 deshalb sogar aufgeben. Ist dieses Problem für 2024 behoben?

Wir befinden uns in dem Prozess, noch ist es nicht gelöst. Wir haben hier gerade eine Rennsimulation mit drei Fahrern gemacht, die hintereinander gefahren sind. Wir müssen noch Arbeit erledigen, ehe die Asien-Rennen anstehen, sonst werden wir wieder Schwierigkeiten haben.

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