KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Sensation bahnt sich an: Yamaha verhandelt mit Pramac

Von Thomas Kuttruf
Seit 2023 ist Yamaha in der MotoGP-WM ohne Kundenteam und hat gegenüber der Konkurrenz technisch deutlich an Boden eingebüßt. Für 2025 wird an einer überraschenden Lösung gearbeitet.

Unter den Herstellern bahnt sich eine sensationelle Veränderung an. Ausgangspunkt ist Yamaha. Der Traditionshersteller aus Japan, Yamaha ist wie Honda seit den 1960er-Jahren mit offiziellem Werkseinsatz in der Motorrad-Straßenweltmeisterschaft dabei, ist seit Ende 2022 ohne Kundenteam und damit als einziger Hersteller nur mit zwei Motorrädern engagiert.

Nach zwei Jahrzehnten intensivster Zusammenarbeit mit der Tech3-Struktur von Hervé Poncharal wurde zunächst diese solide Verbindung mit Ende der Saison 2018 aufgelöst.
Von deutlich kürzerer Dauer war die folgende Kooperation. Nach vier Jahren trennte sich die Wege des Herstellers mit der zunächst von Petronas finanzierten Mannschaft von Razlan Razali.

Die Bemühungen, sich mit einem anderen schlagkräftigen Team zu verbinden, blieben bislang erfolglos. Doch ist es die letzte große Mission des mit Ende des Jahres abtretenden Yamaha-Racing-Chefs Lin Jarvis, auch über ein professionelles Kundenteam wieder Kontakt zur MotoGP-Spitze herzustellen.

Jarvis ist auf dem besten Weg, einen Coup zu landen. Gewöhnlich sehr gut informierte Quellen bestätigten gegenüber SPEEDWEEK.com, dass sich Pramac Racing in fortgeschrittenen Verhandlungen mit Yamaha befindet. Zu erklären ist die Situation neben dem akuten Bedarf seitens Yamaha, sich mit der bestmöglichen Mannschaft zu verbinden, auch mit der Situation auf der anderen Seite. Zwar erhält das Team von Paolo Campinoti aktuelles – und wie WM-Leader Jorge Martin beweist – konkurrenzfähiges Material, doch für eine weitere Zusammenarbeit fehlt der Pramac-Mannschaft die Perspektive.

Trotz der langen Beziehung, die seit ihrem Bestehen ab 2005 frei von ernsthaften Konflikten ist, stehen alle Vorzeichen auf eine Trennung zwischen Pramac Racing und Ducati.

Das Management von Ducati betonte mehrfach, dass die Mannschaft in Borgo Panigale am Kapazitätslimit agiere. Mehr als ein Kundenteam mit dem aktuellen Jahrgang der Desmosedici auszustatten – unmöglich, laut dem Management von Ducati Corse.

Gleichzeitig drängeln sowohl Gresini als auch VR46. Warum sollten sich die ebenfalls hoch ambitionierten Teams dauerhaft hinter Pramac einreihen? In den italienischen Medien wurde erst kürzlich erneut das Gerücht aufgekocht, dass auch die VR46-Mannschaft unter Teameigner «Dottore» Rossi gute Karte habe, für 2025 endlich in den Besitz von aktuellem Werksmaterial zu gelangen.

Was, nach Aussage von Ducati, auch bedeutet, dass es zu einer Neuverteilung der raren aktuellen Werksrenner kommen würde. In jedem Fall wäre das ein Rückschritt für Pramac Racing. Ein entscheidender Faktor ist auch die Wirtschaftlichkeit eines Projekts. Ducati benötigt keine direkte Hilfe von Pramac bei der Entwicklung.

Yamaha hingegen braucht dringend Entwicklungshilfe und wird dafür ein Budget zur Verfügung stellen.
Paolo Campinoti hat ein konkretes Kooperationsangebot auf dem Tisch liegen. Da alle Gespräche hinter verschlossenen Türen stattfinden und auch beide Seiten dazu schweigen, kann über den Inhalt nur spekuliert werden. Es reicht aber ein wacher Geist, um zu realisieren, dass Yamaha auf dem silbernen Tablett anrichtet und dass ein Exklusivstatus Pramac aus der jetzigen Schwebe zwischen Werksteams- und Kundenmannschaft befreien würde.

Obwohl Pramac-Teammanager Gino Borsoi während des Portugal-GP die gute Zusammenarbeit mit dem Ducati-Werk betonte und eine Verlängerung des Vertrags «reine Formsache» sei, hat Pramac die Option auf ein weiteres Geschäft um zwei Jahre mit Bologna bislang nicht eingelöst.

Zu tun hat das auch mit der Fahrersituation am Markt. Denn Ducati wird nicht vor Juli den zweiten Platz neben Pecco Bagnaia ab 2025 bekanntgeben. Erst, wenn die Ducati-Werksmannschaft offiziell ist, werden die weiteren Entscheidungen fallen.

Alles deutet darauf hin, dass Yamaha im nächsten Jahr mit Pramac den gesuchten hochkarätigen Partner in der Nachbarbox haben wird. Unterschrieben ist noch nichts, aufgrund der besonderen Dimension wird keine der beiden Parteien leichtfertig handeln. Kommt die Vereinbarung zustande, wäre das für Yamaha ein großer Sieg.

Für Ducati wäre es, trotz zweier weiterer Kundenteams, ein herber Verlust. Denn Pramac ist mehr als nur ein Satellitenteam – der aktuelle MotoGP-Teamweltmeister.

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