Mir und Brivio: Ex-Weltmeister-Duo bei Trackhouse?
Jubel, Trubel, Heiterkeit bei Suzuki. Mir und Brivio gewannen zusammen den MotoGP-Titel 2020
Aufgrund der besonderen Situation, dass die Mehrzahl der MotoGP-Piloten zu Beginn der Rennsaison 2024 noch ohne Verträge über das laufende Jahr hinaus waren, kam der Transfermarkt sehr früh und dann gleich ordentlich in Schwung. Während sich die heißesten Spekulationen um die potenziellen Abwanderungen der großen Stars Jorge Martin oder auch Marc Márquez drehen – beiden sind mögliche Kandidaten für den zweiten Platz neben dem bereits weiter verpflichteten Weltmeister Pecco Bagnaia – bahnen sich auch in anderen Teams Veränderungen an.
Eine sehr interessante und absolut realistische These besagt, dass sich eine Wiederbelebung der sehr erfolgreichen Beziehung zwischen Joan Mir und Davide Brivio ergeben könnte.
Mir und Brivio gelang das Kunststück, die MotoGP-Weltmeisterschaft 2020 gemeinsam für Suzuki zu gewinnen. Nach dem Ausstieg des japanischen Werkes fand Joan Mir als Honda-Werksfahrer in der Repsol-Mannschaft einen würdigen Platz. Dass sich der Wechsel in das erfolgreichste Rennteam der MotoGP-Geschichte zur Vollkatastrophe entwickeln sollte, war erstens so nicht abzusehen und stand mangels Alternativen auch nicht zur Debatte.
Davide Brivio, hatte Suzuki bereits nach dem Titelgewinn verlassen und sich zu einem Abstecher in die Formel-1 aufgemacht. Zum Start der MotoGP-Kampagne 2024 marschierte der extrem erfahrene und geschätzte Italiener dann wieder durch die Türe des Trackhouse-Aprilia-Teams ins MotoGP-Fahrerlager.
Mit Miguel Oliveira und Raul Fernandez fand Brivio als neuer sportlicher Leiter zwar sehr gute Piloten vor, doch besonders der junge Fernandez hat in der Königsklasse noch keine großartigen Ergebnisse vorzuweisen. Beide Trackhouse-Piloten sind vertraglich direkt an Aprilia gebunden. Da beide Vereinbarungen mit Ablauf der Saison 2024 enden, kommt auf das Team eine doppelte Fahrerverhandlung zu – bei der Davide Brivio mit am Tisch sitzen wird.
Nach zwei Jahren Dauerfrust und unzähligen Abflügen von der Honda RC213V, wird sich die Motivation von Joan Mir sehr in Grenzen halten, seinen auslaufenden Vertrag mit dem Giganten zu erneuern.
Joan Mir hat mit seinen 26 Jahren noch etliche Karrierejahre vor sich. Dem Spanier geht es nicht um ein Gnadenbrot, sondern um einen konkurrenzfähigen MotoGP-Renner. Und den würde Mir in Form einer aktuellen RS-GP bei Aprilia erhalten.
Einen Mediator braucht es nicht, um die Verbindung zwischen Trackhouse-Manager Brivio und «seinem» Ex-Weltmeister herzustellen. Die beiden sind bestens bekannt; Handynummern sind abgespeichert.
Noch ist es zu früh, den Sack zuzumachen, denn eine Kernfrage wird lauten, ob die Trackhouse-Piloten ab 2025 weiterhin auf der Gehaltsliste von Aprilia stehen. Das Aprilia-Werk wird sich vermutlich mit großen Investitionen ins Kundenteam zurückhalten. Denn nicht auszuschließen ist, dass Veteran Aleix Espargaro ersetzt werden muss. Als möglicher Nachfolger könnte Jorge Martin nachrücken, der sich selbst nur noch als echter Werksfahrer sieht. Für den «Martinator» müsste dann auch ein strammes Gehalt ins Budget gestellt werden. Erst recht, wenn Martin seine WM-Führung durchbringt, wird es richtig teuer.
Bei allen Abhängigkeiten im großen Piloten-Vertrags-Schachspiel – eine Reaktivierung des erfolgreichen Duos Mir-Brivio wäre nur logisch.