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Pecco Bagnaia: «Motorräder sind nie schnell genug»

Von Frank Weeink
Mit seinem zweiten MotoGP-Saisonsieg zeigte sich Pecco Bagnaia (Ducati) in Jerez weltmeisterlich. Im zweiten Teil unseres Exklusiv-Interviews redet er über sein Privatleben, Rookie Pedro Acosta und die neuen Regeln.

Nachdem er sich die Weltmeisterschaft in der Moto2 geholt hatte, stieg Pecco Bagnaia 2019 als 22-Jähriger in die MotoGP auf. Er stürzte 14 Mal – fünfmal in Rennen – und beendete seine erste Saison auf der Pramac-Ducati als Gesamt-15. Obwohl er ein Jahr später nur 16. wurde, holte er sich in Misano mit einem zweiten Platz sein erstes Podium, und trotz eines Beinbruchs in Brünn verdiente sich Bagnaia einen Platz im Ducati-Werksteam.

Pecco, weißt du, wer der letzte italienische Dreifachweltmeister auf einem italienischen Motorrad in der Königsklasse war?

Agostini? Vor über 50 Jahren ...

Als du deinen ersten MotoGP-Titel gewonnen hast, erzähltest du die wunderbare Geschichte, wie du im Garten deiner Großeltern Rennen fuhrst und versuchtest, das Knie auf den Boden zu bekommen und trainiertest, um ein Champion zu werden. Was für ein Champion wolltest du sein?

Ich weiß nicht. Als ich jung war, habe ich natürlich davon geträumt, Champion zu werden. Aber ich habe nicht darüber nachgedacht, was für ein Champion. Im Moment bin ich glücklich mit dem, der ich bin. Ich bin ganz ruhig, ich streite mich nie mit jemandem, weil ich denke, dass es besser ist, das nicht zu tun. Ich bin ziemlich schlau und kann Situationen verstehen. Ich mag, wer ich bin, ich möchte niemand anderes sein. Im Paddock bin ich genauso wie in meinem Privatleben. Ich glaube, viele Fahrer geben vor eine Person zu sein, die sie in ihrem normalen Leben nicht sind. So möchte ich nicht sein.

Dieses Jahr gibt Pedro Acosta sein Debüt in der MotoGP. Was kannst du als zweifacher MotoGP-Champion von so einem Mann lernen?

Ich habe nie gedacht, Rookies gehören nicht nach vorne. Ich versuche immer, von Neulingen zu lernen, weil sie immer etwas Neues und anderes mitbringen. Im Moment studiere ich Pedros Kurveneingang. Es ist ein neuer Stil; er ändert die Art und Weise, wie man sich einer Kurve nähert. Er macht einen super Job, hat keine Angst und keinen Druck. Er hat nichts zu verlieren und kann einfach Spaß haben. Das funktioniert gut für ihn. Auch in diesem Jahr ist die KTM stark, sogar auf Strecken, auf denen sie es in den Vorjahren nicht war. Von einem Mann wie ihm kann man also immer lernen. Das passierte auch, als Martin 2021 in die MotoGP kam. Er war sehr stark, hatte aber leider in seinem dritten Rennen einen schweren Sturz. Aber man muss auch offen sein, von jüngeren Fahrern zu lernen.

Du bist 2019 als Moto2-Champion in die Klasse gekommen. Hast du auch etwas Neues mitgebracht?

Meine erste Saison war sehr schwierig. Ich hatte kein Werksmotorrad und war technisch gesehen im Rückstand. Aber 2020 habe ich eine Werksmaschine bekommen (bei Pramac – der Autor) und stand bereits im zweiten Rennen in Jerez auf dem Podium. Und Jerez war schon immer eine Strecke, auf der Ducati nicht konkurrenzfähig war. Aber es war möglich, wie wir bewiesen haben. Mit meinem Fahrstil und mit einer radikalen Änderung der Philosophie der Motorbremse, im Vergleich zu Dovizioso in der Vergangenheit.

Meine Denkweise war das genaue Gegenteil. Diese Art, die Kurven anzugehen, war etwas, das ich mitgebracht habe. Auch mein Kurvenspeed, etwas, das schon immer ein Schwachpunkt der Ducati war. Ich denke, dass junge Fahrer einen bestimmten Fahrstil haben, der Veränderungen bewirken und eine neue Ära einläuten kann. Sie haben keine Referenz. Michelin hat beispielsweise dieses Jahr neue Reifentypen mitgebracht. Sie gefallen mir, aber sie sind der Grund, warum wir unter diesen Vibrationen litten. Bei Pedro ist das anders. Er hat die alten Reifen nie ausprobiert und weiß daher nicht, wie sie sich angefühlt haben. Er hat diese neuen Reifen schnell verstanden und einen perfekten Job gemacht.

2027 wird es in der MotoGP ein neues technisches Reglement geben. Wie sollten die Regeln aussehen, ginge es nach dir?

Ich hätte einfach gerne die schnellste Maschine. Es ist nie schnell genug, auch wenn die Maschinen schon sehr schnell sind. Ich will nur ein schnelles Motorrad, mit dem ich gewinnen kann. Der einzige Grund, warum mir die MotoGP Spaß macht, ist, dass ich ein Motorrad habe, auf dem ich gewinnen kann. Gewinnen zu können, ist die größte Motivation.

Aber MotoGP-Fahrer müssen in einem Rennen an so viel denken, wie zum Beispiel an die Bedienung all dieser Knöpfe am Lenker und an das höhenverstellbare Fahrwerk.

Ich verstehe nicht, warum manche Fahrer sagen, das sei schwierig. Daran muss man sich gewöhnen. Für mich ist das Spielen mit den Knöpfen während eines Rennens zur Normalität geworden. Es ist Teil des Jobs. Wer schnell sein will, muss es tun. Vielleicht beschweren sich diese Jungs, weil ihre Maschinen nicht auf dem gleichen Niveau sind wie unsere. Sie wollen also einige dieser Dinge loswerden, damit wir diesen Vorteil nicht mehr haben. Im Moment sind alle mehr oder weniger auf dem gleichen Niveau.

2024 ist ein großes Jahr für dich: Du verteidigst deinen Titel, heiratest aber auch. Was ist aufregender: Um die dritte Meisterschaft zu kämpfen oder Domizia endlich den Ring an den Finger zu stecken?

Als verheirateter Mann dreifacher MotoGP-Champion zu werden! Ich glaube, das könnte sehr spannend werden.

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