Massimo Rivola: «Bez» ist einer der ganz Besonderen
Kaum war die große Nachricht zur Verpflichtung des Italieners Marco Bezzecchi als Aprilia-Werksfahrer abgeschickt, stellte sich Massimo Rivola in einer eiligst einberufenen Online-Konferenz den Fragen der Medien. Zunächst zeigte sich der verantwortliche Aprilia-Manager erleichtert, dass er nach einer kurzen, aber sehr intensiven Phase einen würdigen Ersatz für den zu KTM wechselnden Maverick Vinales präsentieren kann.
Massimo Rivola: «Das Puzzlestück hat sich am Ende doch recht schnell zusammen gesetzt. Und ich möchte zunächst sagen: Ich bin glücklich für Aprilia, mit dem Duo Jorge Martin und Marco Bezzecchi ins nächste Jahr zu starten. Uns war klar, dass ab dem Event in Mugello viel Bewegung in den Markt kommen würde, denn wir hatten verstanden, dass Jorge Martin den Italien-GP als zeitliches Limit gesetzt hatte. Darauf haben wir uns vorbereitet. Was uns bei der weiteren Planung auch geholfen hat, dass uns Maverick rechtzeitig von seinen Plänen berichtet hat. Dann konnten wir mit unserem Wunschkandidaten «Bez» in detaillierte Verhandlungen gehen.»
Wovon zeigte sich Entscheider Rivola am meisten überzeugt? Denn immerhin rangiert der Italiener derzeit nur auf der elften Position der WM-Tabelle. Rivola: «Als Fahrer gehört Marco ohne Frage zu jenen Piloten, die man von außen beobachtet und sich denkt ´wow – da ist etwas sehr Besonderes´. Ich halte seine Fähigkeiten auf nasser Strecke für außergewöhnlich und ein Riesentalent ist es, dass sich «Bez» sehr schnell anpassen kann. Als die MotoGP 2023 zu ersten Mal nach Indien kam, da war er großartig und hat mit Abstand gesiegt. Das war sehr beeindruckend.»
Zur derzeit wenig überragenden sportlichen Situation des Noch-Ducati-Piloten sagte der Racing-Chef: «Ich denke, man muss hier mehrere Ebenen anschauen. Natürlich gibt es Gründe, warum Marco derzeit nicht so gut wie 2023 unterwegs ist. Auch wir haben mitbekommen, dass Marc Márquez auf dem gleichen Motorrad wie Bezzecchi an der Spitze kämpft. Aber wir glauben an den «wahren» Marco Bezzecchi. Ich vertraue in seinen Fähigkeiten. Aber auch seine ganze Art, die Type «Bez» passt bestens zu uns.»
Mit Jorge Martin und Marco Bezzecchi docken gleich zwei neue Piloten im offiziellen Werksteam an. Der Aprilia-Racing-Boss räumt ein, dass damit auch ein gewisses Risiko besteht: «Es ist eigentlich nicht ideal, beide Fahrer gleichzeitig zu wechseln, es besteht schon eine kleine Gefahr. Dennoch stehe ich dazu. Denn schließlich haben wir zwei außergewöhnliche Piloten verpflichtet. Auch wenn Jorge und Marco bislang nur die Ducati und damit das Top-Bike kennen, steht es für mich außer Frage, dass beide das Talent besitzen, sich auf unsere Maschine erfolgreich zu adaptieren.»
Und welche Bedeutung hat die Neuausrichtung für die Entwicklung der 2025er-Version der RS-GP. Schließlich werden die beiden Piloten Maverick Vinales und Aleix Espargaro nicht mehr in den Entwicklungsprozess eingebunden. Massimo Rivola stellt sich hierbei auch hinter den jetzigen Testfahrer Lorenzo Savadori.
«Der Kern der Entwicklung liegt bei unserem Testteam. Und wir sollten nicht vergessen, dass Lorenzo Savadori für uns seit Jahren einen hervorragenden Job macht. Er nimmt seine Aufgabe sehr ernst und ich kann sagen, dass seine Ergebnisse als Wildcard-Fahrer seine Leistung nicht ausreichend zeigt. Korrekt ist zwar auch, dass sie jetzigen Piloten, zum Schluss Maverick durch seinen ganz eigenen Fahrstil geholfen hat, uns noch konkurrenzfähiger zu machen. Aber ich denke, in Sachen Entwicklung sind wir gut aufgestellt.»
Auch zu den noch nicht besetzten Plätzen beim Aprilia-Kundenteam äußerte sich der Italiener: «Zunächst möchte ich sagen, ich bin ein sehr großer Fan von Raul und ich war das erste Überhaupt der ihm einen MotoGP-Vertrag angeboten hat. Wir sind nach wie vor begeistert von seinen Qualitäten und ich weiß, es ist noch viel mehr da, was er zeigen kann. Ich wünsche mir wirklich sehr, dass Raul bei Aprilia bleibt.
Was Miguel angeht, wäre es wichtig, Kontinuität zu schaffen und auch mit ihm weiterzumachen. Tatsache ist aber, es ist eine schwierige Phase, denn es braucht auch Zeit, die Dinge, die nicht passen, zu korrigieren. Hier vertraue ich aber komplett auf Davide Brivio. Und wir werden die Entscheidung für die Trackhouse-Besetzung, auch mit Justin Marks gemeinsam treffen.»