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Wie bitte? Helm-Audiosystem bleibt MotoGP-Streitthema

Von Thomas Kuttruf
Während sich der überwiegende Teil der MotoGP-Belegschaft noch gegen den geplanten Einsatz einer Radio-Kommunikation sträubt, soll das neue Nachrichtensystem beim Saisonfinale in Valencia seine Rennpremiere feiern.

Im Rahmen des Renn- und Test-Marathons der MotoGP in Misano hatten einige Piloten der Königsklasse erstmals die Möglichkeit, sich in einer Test-Simulation mit einem neuen Kommunikationssystem zu befassen.

Hierbei werden Radio-Signale einseitig in Richtung MotoGP-Pilot gesendet. Idee: Mittels Audio-Botschaften sollen die Fahrer der Königsklasse zukünftig Live-Informationen von der Rennleitung erhalten. Angedacht ist der Einsatz der Radio-Technologie primär als Sicherheitsinstrument. So sollen die Fahrer etwa über gezielte Botschaften über außerordentliche Vorfälle wie einsetzenden Regen in einem Sektor oder gelben Flagge mit größerem Vorlauf informiert werden.

Technisch läuft die Übermittlung nicht über klassische Mini-Lautsprecher (Ear-Plugs) sondern über Knochenschall (Bone Conducting Technology). Der Vorteil der nicht neuen Technik: Die Ohrmuschel selbst bleibt nahezu frei, das übertragende Element kann in den Helm integriert werden.

Damit geht es weniger um Komfort, als um die grundsätzliche Frage nach einer Notwendigkeit eines solchen Radio-Systems. Der Ausblick in Sachen Kommunikation spaltet das Fahrlager, mit einem aktuell noch deutlichen Überhang an negativen Stimmen. Weltmeister Bagnaia fasst seine Sicht so zusammen: «Bevor ich das System benutzen werde, zahle ich lieber bei jedem Rennen eine Geldstrafe.»

Veteran und zukünftiger Honda-Testfahrer Alex Espargaro hingegen ist komplett von dem neuen Ansatz überzeugt. Unabhängig von der Glaubensfrage, die Übertragung von Nachrichten befindet auch technisch noch im Anfangsstadium und ist alles andere als gebrauchsfertig.

Fabio Quartararo ist als eine Art offizieller «Radio-Comms-Testpilot» in die Weiterentwicklung eingebunden. Nach der jüngsten Erprobung beim offiziellen MotoGP-Test in Misano hatte der Yamaha-Werksfahrer zu Protokoll gegeben: «Grundsätzlich ist es eine gute Idee – auch wenn es manchmal schwierig ist etwas zu verstehen. Auf den Vollgasstücken ist es fast nicht möglich, aber speziell in den Bremsphasen funktioniert es. Aber an der perfekten Einstellung des Audios müssen wir noch arbeiten.»

Die schiere Lautstärke ist der zentrale Aspekt. Alle Piloten müssen bei der Arbeit mit Gehörschütz unterwegs sein. Es geht darum, Geräusche zu filtern, das gewaltige Getöse eines MotoGP-Antriebs zu dämmen und gleichzeitig die Signale der Sprachbotschaften zu verstärken.

Nachrichten, die nicht klar verstanden werden, sind kontraproduktiv und sorgen für Verunsicherung – etwas, das Rennfahrer in einer bereits rundum großen Stresssituation überhaupt nicht gebrauchen können.

Aufgrund der noch großen Vorbehalte und der technischen Unzulänglichkeiten wurde der Zeitplan zur fixen Einführung der Radio-Kommunikation allerdings angepasst. Statt wie ursprünglich geplant 2025, soll das System von der MotoGP-Sicherheitskommission nun erst 2026 verbindlich eingeführt werden. Das nächste Jahr wird als verlängerte Testphase betrachtet. 

Dass es der Kommission ernst ist, zeigt aber die Entscheidung, noch 2024 einen ersten Test im Renneinsatz durchzuführen. Beim MotoGP-Finalrennen in Valencia soll die Technik erstmals zum Einsatz kommen. 

Es ist davon auszugehen, dass nur einige Fahrer mit Radio-Helm ins Rennen gehen werden. Und Pecco Bagnaia hatte ja bereits klar zum Ausdruck gebracht, er will sich nicht reinreden lassen und schon gar nicht, wenn es um den Gewinn der Weltmeisterschaft geht.

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