MotoGP: Aprilia wartet auf Jorge Martin

Wildcard-Torpedo Espargaro freut sich für Aprilia

Von Thomas Kuttruf
Wie emsig Honda den Weg zurück an die MotoGP-Spitze sucht, zeigte sich auch am dritten Wildcard-Einsatz in Folge. Aleix Espargaro räumte zunächst Ducati-Pilot Franco Morbidelli ab und fuhr dann dem Feld hinterher.

Aleix Espargaro war bereits in Jerez auf der Entwicklungs-Honda am Start, zwei Wochen später testete Taka Nakagami die Maschine mit neuer Karbon-Hinterradschwinge, in Silverstone saß dann wieder der Katalane Espargaro auf der RC213V.

Der Einsatz des 2025 in Honda-Lager übergelaufenen Spaniers auf der britischen Inseln verlief im Sinne des Testauftrags positiv – aus der Sicht eines Rennfahrers war es dagegen eine Nullnummer. Wie weit der letztjährige Kapitän der Aprilia-Mannschaft von seinem eigentlichen Speed weg war, ließ sich leicht an den Zeiten in der Qualifikation ablesen. 2024: Pole-Position 2025: Vorletzter Startplatz. Durchaus bemerkenswert dazu die Tatsache, dass Aprilia-Testfahrer Lorenzo Savadori 0,2 Sekunden um die Piste von Silverstone gekommen war.

Die beiden Rennen in England zeigten Licht und Schatten. Im Sprint, bestückt mit weichen Michelin-Gummis, zeigte Aleix Espargaro Entschlossenheit und rauschte vor Savadori, Oliveira, Chantra und Rins über die Linie. In der Spitze büßte der Wildcard-Pilot des Honda-Werks 1,5 sec auf Dominator Alex Marquez ein.

Komplett anders der große Preis. Zunächst schoss die #41 wie irre nach vorne. In der ersten halben Runde hatte Espargaro fast zehn Positionen gutgemacht. Doch in der Vale-Schikane stürzte der Testfahrer. Die schliddernde Honda torpedierte im dichten Verkehr Franco Morbidelli. Beide MotoGP-Veteranen schienen aus dem Rennen, die RC213V war im Eimer.

Doch das sportliche Schicksal mit Rennabbruch kam beiden zugute. Dank roter Flagge, konnte Morbidelli auf seinem Einsatzbike starten, Espargaro kletterte auf die Ersatzmaschine. Die war nun aber mit Aluminium-Schwinge und Slicks in der mittleren Mischung bestückt. Für Espargaro stellte sich damit null Gefühl ein – die Wildcard nutzte Anlauf 2 nur zu einer kurzen Testfahrt und lockerem Ausrollen. Mit Rundenzeiten, die über vier Sekunden langsamer waren als jene der Spitze, stellte er die Honda nach drei Runden wieder in der Box ab.

Espargaro: «Beim zweiten Start war alles anders. Ich hatte keinen weichen Vorderreifen mehr, musste hinten auch etwas anderes fahren und es fühlte sich grausam an. Ich konnte so nicht fahren. Dann habe ich mich entschlossen aufzuhören.»

Nach dem frühen Ende hatte Espargaro genug Zeit, den Rennverlauf zu verfolgen und sich mit den alten und neuen Kollegen zu freuen. «Dass Johann wieder so gut unterwegs war, ist eine Bestätigung. Ich freue mich sehr für ihn und die LCR-Mannschaft. Johann ist erstaunlich – er fährt am Höhepunkt seiner Karriere. Zugleich tut es mir leid für die Honda-Werksfahrer. Luca und ich fahren in Wahrheit die gleiche Pace und haben technisch das gleiche Potenzial. Der einzige Unterschied ist der, dass Johann in der Lage ist, besser mit den Vibrationen im Bike umzugehen. Er fährt auf einem unglaublichen Niveau», so der Teilzeit-Rennradprofi.

Applaus gab es auch für die Mannschaft um Ex-Chef Massimo Rivola: «Ich habe mich heute auch sehr für Aprilia gefreut. Ich hatte bereits nach dem Sprint mit Marco gesprochen – er war völlig begeistert, wie sich das Bike in Silverstone verhält. Er hat seine Chance beim Grand Prix perfekt genutzt.»

Zu seinem Crash nach dem ersten Start sagte der Bruder von KTM-Testpilot Pol: «Ich bin in Rennen 1 mit dem weichen Front-Vorderreifen losgefahren, der Start war mega und ich hatte ein super Gefühl. Leider war ich in Vale etwas spät auf der Bremse – und nach dem Sturz hat mein Bike auch andere Bikes getroffen. Es tut mir leid – sorry, Frankie. Er war sauer, was ich verstehen kann. Aber ich war machtlos.»

Für Morbidelli ging der GP dennoch glücklich aus. Nach dem Neustart ging es vor bis auf Platz 4.

Zum eigentlichen Testauftrag. Espargaros Sicht zu der neu entwickelten Schwinge. «Für mich war es wichtig, die Karbonschwinge hier noch einmal zu testen. Es hat sich gelohnt und ich denke, wir sind nun so weit, das neue Teil freizugeben für die anderen Piloten.»

Ob mit oder ohne Karbonschwinge – die Leistungen der Honda-Piloten, allen voran durch Johann Zarco, haben das HRC-Projekt stabilisiert. Mit 110 Punkten liegt Honda nach sieben Events solide auf Rang 2 der Konstrukteurs-WM. Noch wird Honda bei den Concessions auf dem letzten Rang D geführt und drei weitere Wildcards stehen Honda zu. Noch. Denn geht es mit weiteren Spitzenergebnissen weiter, könnte der erfolgreichste Hersteller der GP-Geschichte schon bald erste Zugeständnisse verlieren. Im Sommer werden die Kräfteverhältnisse neu bewertet.

Ergebnisse MotoGP Silverstone, Rennen (25. Mai):

1. Marco Bezzecchi (I), Aprilia, 19* Runden in 38:16,037 min
2. Johann Zarco (F), Honda, +4,088 sec
3. Marc Marquez (E), Ducati, +5,929
4. Franco Morbidelli (I), Ducati, +5,946
5. Alex Marquez (E), Ducati, +6,024
6. Pedro Acosta (E), KTM, +7,109
7. Jack Miller (AUS), Yamaha, +7,398
8. Fermin Aldeguer (E), Ducati, +8,584
9. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +9,764
10. Joan Mir (E), Honda, +10,320
11. Maverick Vinales (E), KTM, +11,318
12. Raúl Fernández (E), Aprilia, +16,175
13. Alex Rins (E), Yamaha, +16,312
14. Brad Binder (ZA), KTM, +16,262***
15. Luca Marini (I), Honda, +23,729**
16. Miguel Oliveira (P), Yamaha, +31,641
17. Enea Bastianini (I), KTM, +54,225**
18. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +56,488**
19. Somkiat Chantra (T), Honda, +1:04,884 min**
– Fabio Quartararo (F), Yamaha, 7 Runden zurück
– Aleix Espargaro (E), Honda, 16 Runden zurück
– Francesco Bagnaia (I), Ducati, 16 Runden zurück

*Renndistanz nach Neustart auf 19 Runden verkürzt
** 16 Sekunden Strafe wegen falschen Reifendrucks
*** 1 Platz Strafe wegen Überfahrens der Streckenbegrezung

Ergebnisse MotoGP Silverstone, Sprint (24. Mai):

1. Alex Marquez (E), Ducati, 10 Runden in 19:53,657 min
2. Marc Marquez (E), Ducati, +3,511 sec
3. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +5,072
4. Marco Bezzecchi (I), Aprilia, +5,668
5. Johann Zarco (F), Honda, +6,707
6. Francesco Bagnaia (I), Ducati, +7,057
7. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +7,231
8. Pedro Acosta (E), KTM, +9,186
9. Jack Miller (AUS), Yamaha, +9,923
10. Luca Marini (I), Honda, +10,206
11. Franco Morbidelli (I), Ducati, +10,898
12. Joan Mir (E), Honda, +11,405
13. Maverick Viñales (E), KTM, +11,933
14. Fermin Aldeguer (E), Ducati, +15,376
15. Enea Bastianini (I), KTM, +18,135
16. Miguel Oliveira (P), Yamaha, +19,213
17. Aleix Espargaro (E), Honda, +20,468
18. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +20,968
19. Raúl Fernández (E), Aprilia, +24,729
20. Alex Rins (E), Yamaha, +26,919
21. Somkiat Chantra (T), Honda, +32,532
– Brad Binder (ZA), KTM, neun Runden zurück

WM-Stand nach 14 von 44 Rennen:

1. M. Marquez, 196 Punkte. 2. A. Marquez 172. 3. Bagnaia 124. 4. Morbidelli 98. 5. Zarco 97. 6. Di Giannantonio 88. 7. Bezzecchi 69. 8. Quartararo 59. 9. Acosta 58. 10. Aldeguer 56. 11. Vinales 45. 12. Ogura 43. 13. Marini 38. 14. Binder 34. 15. Bastianini 31. 16. Miller 29. 17. Rins 26. 18. Fernandez 19. 19. Mir 18. 20. Nakagami 10. 21. Savadori 8. 22. A. Fernandez 3. 23. Oliveira 2. 24. Chantra 0. 25. A. Espargaro 0. 26. Martin 0.

Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 245 Punkte. 2. Honda 110. 3. Aprilia 93 4. KTM 88. 5. Yamaha 84.

Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team, 320 Punkte. 2. BK8 Gresini Racing 228. 3. Pertamina Enduro VR46 Racing 186. 4. LCR Honda 97. 5. Red Bull KTM Factory Racing 92. 6. Monster Energy Yamaha 85. 7. Aprilia Racing 77. 8. Red Bull KTM Tech3 Racing 76. 9. Trackhouse MotoGP Team 62. 10. Honda HRC Castrol Team 56. 11. Prima Pramac Yamaha Racing 34.

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