MotoGP: Toprak ist für Yamaha kein Risiko

Honda: Marini kennt Zarcos Geheimnis

Von Sebastian Fränzschky
Luca Marini zeigte beim MotoGP-Rennen in Silverstone eine starke Leistung mit Potenzial für mehr. Doch ein taktischer Reifenwechsel und fehlender Grip warfen den Honda-Werkspiloten zurück.

Beim Grand Prix von Großbritannien in Silverstone fuhr Honda-Werkspilot Luca Marini auf Platz 8 ins Ziel – mit einem Rückstand von 7,7 Sekunden auf den Sieger Marco Bezzecchi (Aprilia). Was auf dem Papier nach einem soliden Resultat aussieht, war für den Italiener selbst ein Rennen voller verpasster Chancen, taktischer Zweifel und technischer Fragezeichen. Nach dem Rennen wurde Marini auf die 15. Position strafversetzt, weil er den Mindest-Luftdruck nicht beachtete.

Aber auch der achte Platz hätte den Italiener nicht zufrieden gestellt. «Ich hätte deutlich mehr erreichen können, denke ich», so Marini im Rückblick auf das Rennen. Vor allem der erste Start überzeugte: «Er verlief super gut, ich fuhr in den Top-5 und fühlte mich richtig gut.» Doch die chaotischen Szenen nach Stürzen von Franco Morbidelli (VR46-Ducati), Aleix Espargaro (Honda) und Marc Marquez (Ducati) führten zu einem Rennabbruch – und zu einer Entscheidung, die Marinis Rennen nachhaltig beeinflussen sollte: der Reifenwechsel.

«Wir wechselten zu neuen Reifen, blieben aber bei den Mischungen. Beim Neustart spürte ich, dass ich nicht so viel Grip habe – vor allem am Heck», schilderte Marini. Der Italiener hadert offen mit dieser Entscheidung: «Vielleicht wäre es besser gewesen, die Reifen nicht zu wechseln. Es war nur eine Runde, der Verschleiß war also äußerst gering. Der Reifen war noch perfekt.»

Doch warum bot der zweite Reifensatz nicht den Grip, den der erste hatte? «Der Reifen verbrachte mehr Zeit im Reifenwärmer. Vielleicht lag es daran», suchte Marini nach den Ursachen. Die unmittelbaren Folgen spürte der Italiener bereits kurz nach dem Neustart. «Ich verlor zu Rennbeginn viele Positionen. Alle überholten mich an den Ausgängen von Kurve 5 und Kurve 9.»

Erst im weiteren Rennverlauf fand Marini wieder in den Rhythmus zurück. «Dann verhielt sich mein Reifen sehr konstant. Ich spürte keinen Abbau. Gegen Rennende war ich vermutlich einer der schnellsten Fahrer», staunte Marini über sein Renntempo im finalen Teil des Grand Prix.

Nicht nur der Grip, auch der Reifendruck spielte in Silverstone eine entscheidende Rolle – besonders für Marini, dessen Motorrad am Limit operierte. Er war sich bewusst, dass sein Rennen untersucht werden würde, da er beim vorderen Luftdruck am Grenzwert fuhr. «Ich verzichtete auf eine zeitigere Attacke gegen Joan (Mir) und fuhr länger im Windschatten, um den Reifendruck nach oben zu bringen.»

Besonders bitter für Marini: Ausgerechnet Honda-Markenkollege Johann Zarco bewies mit Platz zwei das Potenzial der aktuellen RC213V. Doch wo der Franzose glänzte, kämpfte Marini mit Vibrationen und fehlender Traktion. Umgeht Zarco mit seinem Fahrstil das Problem der Vibrationen? «Ich denke nicht, dass es daran lag. Er verwendete etwas, das ich im Warmup probieren wollte. Doch es war nass und deshalb konnte ich es nicht testen», kommentierte Marini.

Marini deutet an, dass Zarco ein technisches Detail zum Vorteil nutzte: «Ich weiß, was er hatte, um seine Leistungen auf dieser Strecke zu verbessern. Ich weiß aber nicht, ob es etwas ist, das man auf einer anderen Strecke probieren kann, da dieser Kurs ziemlich speziell ist», verwies Marini auf das spezielle Layout in Kombination mit den niedrigen Temperaturen.

Trotz der Enttäuschung über das verpasste Top-Resultat zeigt Marinis Auftritt in Silverstone, dass sowohl er als auch die Honda Fortschritte machen – auch wenn taktische Entscheidungen und äußere Umstände derzeit noch oft den Unterschied ausmachen.

Ergebnisse MotoGP Silverstone, Rennen (25. Mai):

1. Marco Bezzecchi (I), Aprilia, 19* Runden in 38:16,037 min
2. Johann Zarco (F), Honda, +4,088 sec
3. Marc Marquez (E), Ducati, +5,929
4. Franco Morbidelli (I), Ducati, +5,946
5. Alex Marquez (E), Ducati, +6,024
6. Pedro Acosta (E), KTM, +7,109
7. Jack Miller (AUS), Yamaha, +7,398
8. Fermin Aldeguer (E), Ducati, +8,584
9. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +9,764
10. Joan Mir (E), Honda, +10,320
11. Maverick Vinales (E), KTM, +11,318
12. Raúl Fernández (E), Aprilia, +16,175
13. Alex Rins (E), Yamaha, +16,312
14. Brad Binder (ZA), KTM, +16,262***
15. Luca Marini (I), Honda, +23,729**
16. Miguel Oliveira (P), Yamaha, +31,641
17. Enea Bastianini (I), KTM, +54,225**
18. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +56,488**
19. Somkiat Chantra (T), Honda, +1:04,884 min**
– Fabio Quartararo (F), Yamaha, 7 Runden zurück
– Aleix Espargaro (E), Honda, 16 Runden zurück
– Francesco Bagnaia (I), Ducati, 16 Runden zurück

*Renndistanz nach Neustart auf 19 Runden verkürzt
** 16 Sekunden Strafe wegen falschen Reifendrucks
*** 1 Platz Strafe wegen Überfahrens der Streckenbegrezung

Ergebnisse MotoGP Silverstone, Sprint (24. Mai):

1. Alex Marquez (E), Ducati, 10 Runden in 19:53,657 min
2. Marc Marquez (E), Ducati, +3,511 sec
3. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +5,072
4. Marco Bezzecchi (I), Aprilia, +5,668
5. Johann Zarco (F), Honda, +6,707
6. Francesco Bagnaia (I), Ducati, +7,057
7. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +7,231
8. Pedro Acosta (E), KTM, +9,186
9. Jack Miller (AUS), Yamaha, +9,923
10. Luca Marini (I), Honda, +10,206
11. Franco Morbidelli (I), Ducati, +10,898
12. Joan Mir (E), Honda, +11,405
13. Maverick Viñales (E), KTM, +11,933
14. Fermin Aldeguer (E), Ducati, +15,376
15. Enea Bastianini (I), KTM, +18,135
16. Miguel Oliveira (P), Yamaha, +19,213
17. Aleix Espargaro (E), Honda, +20,468
18. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +20,968
19. Raúl Fernández (E), Aprilia, +24,729
20. Alex Rins (E), Yamaha, +26,919
21. Somkiat Chantra (T), Honda, +32,532
– Brad Binder (ZA), KTM, neun Runden zurück

WM-Stand nach 14 von 44 Rennen:

1. M. Marquez, 196 Punkte. 2. A. Marquez 172. 3. Bagnaia 124. 4. Morbidelli 98. 5. Zarco 97. 6. Di Giannantonio 88. 7. Bezzecchi 69. 8. Quartararo 59. 9. Acosta 58. 10. Aldeguer 56. 11. Vinales 45. 12. Ogura 43. 13. Marini 38. 14. Binder 34. 15. Bastianini 31. 16. Miller 29. 17. Rins 26. 18. Fernandez 19. 19. Mir 18. 20. Nakagami 10. 21. Savadori 8. 22. A. Fernandez 3. 23. Oliveira 2. 24. Chantra 0. 25. A. Espargaro 0. 26. Martin 0.

Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 245 Punkte. 2. Honda 110. 3. Aprilia 93 4. KTM 88. 5. Yamaha 84.

Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team, 320 Punkte. 2. BK8 Gresini Racing 228. 3. Pertamina Enduro VR46 Racing 186. 4. LCR Honda 97. 5. Red Bull KTM Factory Racing 92. 6. Monster Energy Yamaha 85. 7. Aprilia Racing 77. 8. Red Bull KTM Tech3 Racing 76. 9. Trackhouse MotoGP Team 62. 10. Honda HRC Castrol Team 56. 11. Prima Pramac Yamaha Racing 34.

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